Aufregend unaufgeregt

Von Paul-Janosch Ersing

Was ist das für ein Auto? Bei ihrer Weltpremiere im September 2020 wurde der Mokka-Neuauflage die Rolle des Rüsselsheimer Hoffnungsträgers mit auf den Weg gegeben. Der Plan ist aufgegangen: In der internen Rangfolge belegte der kompakte SUV hierzulande letztes Jahr den zweiten Platz hinter dem Kleinwagen Corsa. Von knapp 30.000 Zulassungen entfielen fast 11.000 auf die batterieelektrische Variante mit dem Beinamen Electric.

Ein hoher Anspruch ans Automobildesign ist beim Anblick des Mokka Electric nicht zu übersehen: Das 4,15 Meter lange Fahrzeug biegt mit bemerkenswert knackigen Proportionen um die Kurve. Der traditionsreiche schwarze Opel-Blitz geht in der ebenfalls schwarzen Kühlermaske fast unter. Zu den mutigsten Lackierungen der jüngeren Opel-Historie dürfte der Metallic-Farbton Ikone Grün zählen, der dem Mokka hervorragend steht.

Wie fühlt man sich in diesem Auto? Abgesehen vom volldigitalen Cockpit, das an die Stelle der gewohnte Rundinstrumente gerückt ist, fühlt sich der elektrische Mokka beim ersten Reinsetzen erfreulich normal an. Genau das dürfte für Menschen, die von einem Auto mit Verbrennungsmotor auf ein E-Mobil wechseln, eine große Erleichterung darstellen. Echte Schalter und Tasten an Lenkrad, Armaturentafel und Mittelkonsole erlauben eine intuitive Bedienung.

Dass die Motorhaube aufgrund der Sitzposition ständig ins Blickfeld des Fahrers ragt, bedarf etwas Eingewöhnungszeit. Fahrer und Beifahrer haben zwar ausreichend Raum, sich zu entfalten, müssen sich beim Aussteigen aber über die fehlenden Haltegriffe am Dachhimmel wundern.

Auf der Rückbank lebt es sich eher spartanisch. Sowohl Türausschnitt und Platzangebot als auch die Innenraumbeleuchtung wurden offensichtlich mit spitzem Bleistift konzipiert. Selten zuvor haben uns wir am Ende einer nächtlichen Testfahrt so sehr eine Kopflampe herbeigewünscht wie im Fond des Mokka Electric, dessen schwarzer Dachhimmel die Lichtausbeute der vorderen LED-Deckenleuchte komplett schluckt und den Bereich der Hinterbänkler zu einer stockdunklen Höhle macht. Der Kofferraum erreicht mit 310 Litern einen klassenüblichen Wert, der Ladeboden kann je nach Bedarf in zwei Höhen eingezogen werden.

Welchen Antrieb hat das Auto? Auf dem Papier sehen 136 PS/100 kW in der heutigen Zeit des „Schneller, höher, weiter!“ nicht mehr viel aus. Hinterm Lenkrad fühlt sich diese Leistung für das 1,6 Tonnen schwere Gefährt jedoch passend an, zumal das Drehmoment des Elektromotors (260 Newtonmeter) bereits aus dem Stand anliegt. Wem das nicht genug ist, kann zur neuen Ultimate-Spitzenversion mit einer leistungsstärkeren E-Maschine mit 156 PS/115 kW greifen.

Was bietet einem dieses Auto? Elektrisch und unaufgeregt von A nach B fahren – und zwar ohne große Eingewöhnungszeit – zählt zu den Kernkompetenzen des Mokka Electric. Alle zeitgemäßen Assistenzsysteme sind an Bord, und der Fahrmodus-Schalter gestattet dem lenkenden Menschen einen Wechsel zwischen den Stufen Eco, Normal und Sport.

Für welche Strecken eignet sich das Auto? Bei vollständig geladenem Akku zeigt der Bordcomputer einen Radius von rund 320 Kilometern an. Damit bewältigt der Mokka Electric die meisten Alltagstouren, ohne dass Sorge um die Reichweite aufkeimt. Zwischenstopps am Schnelllader absolviert er mit einer Ladeleistung von zirka 100 kW in der Spitze, womit nach einer halben Stunde wieder ein Batterie-Füllstand von 80 Prozent erreicht ist.

Autogramm

Opel Mokka Electric GS

Typ: Kompakt-SUV; Preis: 42.080 Euro; Länge: 4,15 Meter; Breite: 1,79 Meter; Höhe: 1,53 Meter; Radstand: 2,56 Meter; Leergewicht: 1598 Kilogramm; Zuladung: 417 Kilogramm; Kofferraum: 310 bis 1060 Liter; Sitze: fünf;Motor: Elektromotor; Leistung: 136 PS/100 kW; Drehmoment: 260 Nm; Spitze: 150 km/h; 0 auf 100 km/h: 9,2 Sekunden; Batterietyp: Lithium-Ionen-Akku; Batteriekapazität: 50 Kilowattstunden (kWh); Reichweite (WLTP): bis zu 338 Kilometer; Normverbrauch (WLTP): 15,8-16,2 kWh/100 km; Testverbrauch: 19,1 kWh/100 km; entsprechender CO2-Ausstoß (deutscher Strommix 2022: 434 g/kWh): 82,9 g/km.


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