Von kompakter Schlichtheit

Von Paul-Janosch Ersing

Der letzte Volvo mit einer kleineren Zahl als der Vier im Namen wurde 2012 in Rente
geschickt: Heute gilt der dreitürige C30 von damals als künftiger Klassiker – auch
dank seiner gläsernen Kofferraumtür. Anschließend durfte der 4,37 Meter lange V40 einige Jahre den skandinavischen Schönling in der Golf-Klasse spielen.

Nun kommt mit dem EX30 ein 4,23 Meter kurzes Elektro-SUV auf die Straße, das
sich von den schwedischen Luxus-Schlachtschiffen á la XC90 oder V90 vor allem durch eins abheben wird: durch Verzicht. Am deutlichsten wird das beim Blick ins Innere, wo die gähnende Leere eines Tesla-Cockpits grüßt. Abgesehen vom großen Hochkant-Bildschirm an der Armaturentafel, dem Multifunktionslenkrad und den Fensterheber-Schaltern am vorderen Ende der mittigen Armauflage gibt es nichts zu tun – weder für die Hände noch für die Augen. In Zeiten weitverbreiteter Über-Digitalisierung kommt das einer Entgiftungskur gleich und korrigiert den Ruhepuls um einige Schläge nach unten. Passend dazu kann die Ambientebeleuchtung (ab Ausstattung Plus) ein mystisch flackerndes Polarlicht imitieren.

Von einer klassischen Instrumententafel hat sich Volvo verabschiedet, stattdessen
zeigt der Zentralbildschirm die Geschwindigkeit in seiner oberen linken Ecke an. Was auf den ersten Metern ungewohnt wirkt, entpuppt sich rasch als gute Lösung: Das erweiterte Blickfeld bleibt beim kurzen seitlichen Schwenk nach rechts nahe dran am Verkehrsgeschehen vor dem Fahrzeug.

Die Materialauswahl im lederfreien Innenraum liest sich wie das Who-is-who eines hippen Wertstoffhofs: Jeans-Stoff, Flachs und Wolle werden mit unterschiedlichen Recycling-Kunststoffen kombiniert. Besonderer Hingucker: die körnigen Dekoreinlagen aus gemahlenen Plastikabfällen von ausrangierten Fensterrahmen und Rollläden.

Drei unterschiedliche elektrische Antriebsvarianten stehen zur Wahl. Der 272 PS/200 kW starke Elektromotor an der Hinterachse wird entweder mit einem kleinen (51 kWh) oder großen (69 kWh) Akku kombiniert. Das Allradmodell bringt es auf 428 PS/315 kW Leistung. Mit einem Einstiegspreis von 36.590 Euro unterbietet Volvo den technisch verwandten Smart #1 um 900 Euro.


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