Dreimal drei ist neune

Von Paul-Janosch Ersing

Am VW-Bus führt kein Weg vorbei. Diesen Satz hört man häufig, wenn man mit Menschen spricht, die sich nach einem möglichst geräumigen Alltagsauto umschauen. So ganz korrekt ist die Aussage natürlich nicht, denn rechts und links des Platzhirschs gibt es durchaus einige Alternativen. Da Mercedes-Benz mit der V-Klasse auf einer hochpreisigen Luxus-Welle surft und die meisten anderen Kleinbusse eher aus der Nutzfahrzeug-Ecke stammen oder derzeit ausschließlich vollelektrische Antriebe anbieten, ist Hyundai mit dem 5,25 Meter langen Staria eine echte Überraschung geglückt – in mehrfacher Hinsicht.

Elektrisch aufschwingende Heckklappen sind heutzutage nichts Ungewöhnliches mehr; selbsttätig auf und zu surrende Schiebetüren dagegen wirken offenbar noch immer wie ein luxuriöser Gruß vom roten Teppich. Zumindest haben wir einige Passanten dabei beobachtet, wie sie die großen seitlichen Zugangsportale bei ihrem Ballett beobachtet haben. Dass es sich hierbei nicht nur um eine technische Spielerei handelt, wird spätestens in dem Moment klar, in dem das Kleinkind auf dem Kindersitz in seinem Mittagsschlaf seelenruhig fortfahren kann – weil es nicht von einem lauten Rumms geweckt wird.

Dreimal drei ist neune, du weißt ja, was ich meine. Diese bekannte Zeile aus dem Zipfelmützen-Kinderlied scheint wie gedichtet zu sein für den Staria: Denn nicht nur in den Reihen zwei und drei finden jeweils bis zu drei Personen Platz, auch vorn zwischen Fahrerin und Beifahrer kann ein dritter Mensch mitreisen. Praktisch: Im umgeklappten Zustand dient die Rückseite der Lehne des Mittelsitzes als Ablagefach und Becherhalter.

Die Marketing-Experten von Hyundai haben sich dazu entschieden, eine Lackfarbe ohne Aufpreis anzubieten: Dynamic Yellow. Dieser irgendwo zwischen Honig-, Raps- und Verkehrsgelb zu verortende Farbton führt dazu, dass der aufgrund seiner schieren Größe unübersehbare Staria noch mehr in den Blickpunkt der anderen Verkehrsteilnehmer gerät. Selten haben wir in einem Testfahrzeug so viele zustimmende Blicke und Handzeichen eingesammelt wie mit diesem gelben Riesen.

Zu den größten Überraschungen des Staria zählt neben dem Preis für das neunsitzige Einstiegsmodell (48.100 Euro) zweifellos, dass er keinen Elektromotor, sondern einen kraftvollen Selbstzünder unter der kurzen Haube hat. Das an eine Raumkapsel erinnernde Design scheint aerodynamisch eine gute Idee zu sein: Auf unseren transalpinen Testfahrten mit Autobahnanteilen in Österreich und Italien haben wir den WLTP-Normwert unterboten: Der Durchschnittsverbrauch pendelte sich bei rund 8,3 Liter Diesel auf einhundert Kilometer ein.

Autogramm

Hyundai Staria 2.2 CRDi Prime

Typ: Kleinbus; Preis: 53 600 Euro; Länge: 5,25 Meter; Breite: 2,00 Meter; Höhe: 1,99 Meter; Radstand: 3,27 Meter; Leergewicht: 2391 Kilogramm; Zuladung: 669 Kilogramm; Kofferraum: 831 Liter; Sitze: neun; Tankinhalt: 75 Liter; Motor: Vierzylinder-Diesel; Hubraum: 2199 Kubikzentimeter; Leistung: 177 PS/130 kW bei 3800 U/min; Drehmoment: 430 Newtonmeter bei 1500-2500 U/min; Getriebe: Achtstufen-Automatik; Spitze: 185 km/h; 0 auf 100 km/h: 13,5 Sekunden; Normverbrauch: 8,5 Liter Diesel, CO2-Ausstoß: 222 g/km, Testverbrauch: 8,3 Liter.


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