Außen auffällig, innen zweckmäßig
Von Gundel Jacobi
Ein erster Blick weckt bei älteren Betrachtern Begehrlichkeit, da das Markenzeichen MG auf Wurzeln der ehrwürdigen britischen Autoschmiede hinweist. Das ist aber längst Geschichte – unter anderem nach Bändeleien mit Rover und BMW befindet sich MG mittlerweile in chinesischer SAIC-Obhut.
Auffällig ist der Kompakte allemal, was insbesondere an drei Merkmalen liegt: Erstens war unser Testmodell orange lackiert, zweitens hat er einen verwegen aussehenden zweigeteilten Dachspoiler, und drittens ist der MG4 ein Vollblut-Stromer, also komplett batterieelektrisch unterwegs.
Spannend, wenn auch bei diversen E-Modellen schon Fakt: Es gibt keinen Start-Stopp-Knopf. Sobald sich der Fahrzeugschlüssel im Inneren befindet, erscheint eine „Ready“-Anzeige und man kann nach Anlegen des Sicherheitsgurts losfahren. Dazu muss man nur noch das Drehrad auf einer wie frei schwebenden kleinen Plattform an der Mittelkonsole bedienen – nach links geht’s rückwärts, nach rechts vorwärts, in der Mitte steht es auf neutral. Dort wird auch automatisch die elektronische Parkbremse aktiviert. Sehr einfach das Ganze – und doch irgendwie etwas ungewohnt. Abgesehen davon ist das Drehrad nicht unbedingt schick in Szene gesetzt, eher zweckorientiert. Dieser Eindruck setzt sich konsequent fort: Kacheln auf dem Bildschirm werden mit teilweise mehrfach notwendigem Druck zum Leben erweckt, sodass Infotainment, Navi, Radio oder Telefon loslegen. Extra wischen und drücken muss man zu Klimatisierung und vielen anderen Funktionen – alles ein bisschen sperrig.
Unmissverständlich erscheinen im Sichtfeld über der Lenksäule Reichweite, Ladezustand, Fahrmodus, Assistenzsysteme. Voll geladen kann man je nach Außentemperatur und elektrischen Verbrauchern (Sitz- und Lenkradheizung ziehen ordentlich Strom) unter Idealbedingungen bis zu 400 Kilometer weit fahren. Wir haben ab 40 Prozent Reichweite den nächsten Schnelllader angesteuert. Nicht nur einmal ist es in der Praxis passiert, dass die Ladepositionen besetzt oder die Zapfsäulen außer Betrieb waren. Da möchte man nicht auf den letzten Stromstoß an die Steckdose rollen. Immerhin: Wenn alles funktionierte, dann hat der MG4 am DC-Schnelllader (max. Ladeleistung: 140 kW) in rund 40 Minuten von 50 auf 90 Prozent geladen.
Unser Fazit: Die hohe Gürtellinie sorgt für ein behagliches Gefühl im Inneren, die Sitze sind bequem, das Fahrwerk meldet deutlich die Bodenunebenheiten an die Insassen. Wer an Bedienfreundlichkeit und Raffinesse nicht allerhöchste Ansprüche hat, kommt mit dem Kompakten ganz gut klar. Preislich ist der MG4 ein attraktiver Wettbewerber – in der Basisversion ab 34.990 Euro.
Autogramm
MG4 Electric Luxury
Typ: Elektro-Kompaktwagen; Preis: 42.640 Euro; Länge: 4,29 Meter; Breite: 1,84 Meter; Höhe: 1,52 Meter; Radstand: 2,71 Meter; Leergewicht: 1675 Kilogramm; Zuladung: 448 Kilogramm; Gepäckraum: 350 bis 1165 Liter; Sitze: fünf;Motor: Elektromotor; Leistung: 204 PS/150 kW; Drehmoment: 250 Nm; Spitze: 160 km/h; 0 auf 100 km/h: 7,9 Sekunden; Batterietyp: Lithium-Ionen-Akku; Batteriekapazität: 64 Kilowattstunden (kWh); Reichweite (WLTP): bis zu 435 Kilometer; Normverbrauch (WLTP): 16,6 kWh/100 km; entsprechender CO2-Ausstoß (deutscher Strommix 2022: 434 g/kWh): 72,0 g/km, Testverbrauch: 16,5 kWh/100 km.