Ein Spanier mit Porsche-Herz

40 Jahre Seat Ibiza – ein Kleinwagen mit vielen Vätern

Von Klaus Kronenbitter

Im Jahr 1984 rollten in der Fabrik Zona Franca in Barcelona die ersten Modelle des Seat Ibiza vom Band. Bis dahin wurden dort Autos nach Fiat-Lizenzen gebaut. Nach der Trennung von den Italienern und noch vor der Übernahme durch VW war der Ibiza die erste Eigenentwicklung der Spanier und somit ein Meilenstein der Marke. Zur Unterstützung holte man sich diverse Partner ins Boot: Die Außenhaut wurde beim italienischen Designer Giorgio Giugiaro zugekauft, die Innenraumgestaltung übernahm Karmann aus Osnabrück, Porsche konstruierte die Motoren. Namensgeber des Ibiza war die gleichnamige Mittelmeerinsel.

In eingangs erwähnter Fabrikhalle werden heute keine Autos mehr gebaut, sie beherbergt über 130 Seat-Modelle aus 70 Jahren Firmengeschichte. „Neunzig Prozent der Autos sind fahrbereit“ erklärt Isidre Lopez, Leiter der Seat-Klassikabteilung. Er mag all seine Schätzchen, misst aber dem Ibiza eine besondere Bedeutung in der Historie bei: Als erster Seat erlangte dieser über Spanien hinaus größere Bekanntheit und traf vor allem den Nerv der jüngeren Kundschaft.

Bis heute verkaufte er sich in fünf Generationen über sechs Millionen Mal und trug wesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung der Marke bei.

Die Produktionsnummer 001 parkt als Neuwagen in der Sammlung, ein weiterer mit 480 Kilometer Laufleistung stand uns zur Probefahrt bereit. Mit seinen 3,64 Meter Länge und großen Fensterflächen rundum ist er auch ohne den fehlenden rechten Außenspiegel sehr übersichtlich. Sport-Alufelgen sind zusammen mit dem GLX-Emblem am Heckdeckel,  Erkennungszeichen für die stärkste Motorisierung mit 85 PS/63 kW.

Die Bedientasten für Hupe, Blinker, Scheibenwischer und Licht sind übersichtlich in einem Block um die Lenkradnabe angeordnet und werden durch Wippen, Drücken oder Schieben betätigt. Dick gepolsterte Sitze ohne Seitenhalt zeigen Verwandtschaft zur heimischen Couch. Unter der Haube prangt der Porsche-Schriftzug auf dem Ventildeckel, neben dem Motor findet dort noch das Ersatzrad Platz.

Auf der kurzen Ausfahrt überraschte der Antrieb mit gutem Durchzug, die fünf Gänge – damals noch eher selten – ließen sich problemlos wechseln. Servolenkung gab es noch nicht, die kam erst beim Nachfolger des Jahrgangs 1993. Mit dessen Start endete die Zusammenarbeit mit Porsche, denn Seat war inzwischen in den festen Händen des Volkswagen-Konzerns. Die Ibiza-Produktion wurde ins Werk nach Martorell verlagert, wo seitdem vier weitere Ibiza-Generationen vom Band rollten. Ob Generation Nr. 5 einen Nachfolger bekommt, ist noch nicht bekannt.

Anlässlich des 40. Geburtstages wurde ein Sondermodell des Ibiza in FR-Ausstattung aufgelegt, das den Namen Anniversary Edition trägt. Erkennungszeichen sind die graue Sonderlackierung, 18-Zoll-Felgen, Sportsitze mit Textilbezug, dunkle Kunststoffeinlagen in Türen und Mittelkonsole sowie gelaserte Anniversary-Schriftzüge an den Einstiegsleisten.

Bis hierher gelesen? – Dann empfehlen wir noch die thematisch passende Podcastfolge Nr. 281:


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