Ähnlich exklusiv wie ein Rolls-Royce
Alltagstest: Der französische DS 3 E-Tense ist ein kompaktes Elektroauto für Menschen mit besonderen Ansprüchen. Ist er für die Kundschaft in Deutschland damit zu exotisch?
Von Paul-Janosch Ersing
Was ist das für ein Auto? Bei der Präsentation im Herbst 2018 war es das erste Modell des damaligen PSA- und heutigen Stellantis-Konzerns auf einer komplett neuen technischen Basis. Bis heute folgten auf dieser Common Modular Platform (CMP) zahlreiche weitere Autos wie Fiat 600, Jeep Avenger oder Opel Corsa. Den Beinamen Crossback schüttelte der DS 3 anlässlich seiner Modellpflege im Jahr 2023 mehr oder weniger elegant ab.
Auf 4,12 Metern Länge wagt der DS 3 den Spagat zwischen praktischem Alltagsnutzen und Pariser Chic. Seine wichtigsten Wettbewerber waren bisher die ein paar Zentimeter längeren Audi Q2 und Mini Countryman. Letzterer fährt in der neuesten Generation jedoch in einer anderen Größe davon.
Wie fühlt man sich in diesem Auto? Ziemlich besonders, fast schon einzigartig. Dieses erhabene Gefühl verstärkt sich bei einem Blick in die aktuellen Zulassungszahlen: Für die ersten neun Monate des laufenden Jahres weist das Kraftfahrtbundesamt gerade Mal 133 Neuzulassungen für den DS 3 aus – lediglich 29 davon entfallen auf die vollelektrische Variante E-Tense. Zur Einordnung: Die britische Luxusmarke Rolls-Royce brachte es hierzulande im gleichen Zeitraum auf 66 Einheiten ihres 390.000-Euro-Elektroautos Spectre.
Welchen Antrieb hat das Auto? Mit 156 PS/115 kW hat der DS 3 genug Elektro-Power unter der Haube, um trotz des Leergewichts von 1,6 Tonnen flink im Stadtverkehr mitzuschwimmen und bei Ausflügen über Land entspannt ans Ziel zu gelangen. Die Akkukapazität reicht rechnerisch für 404 Kilometer im WLTP-Zyklus, vollständig aufgeladen prognostizierte der Bordcomputer bei 13 Grad Celsius Außentemperatur eine Reichweite von 385 bis 392 Kilometern. Da sich diese Werte mit Blick auf den realen Stromverbrauch kaum halten lassen, kann im Alltag von gut 300 Kilometern ausgegangen werden.
Was bietet einem dieses Auto? Zum extravaganten Außendesign gesellt sich eine Innenraumgestaltung der Extraklasse. DS geht hier ganz bewusst eigene Wege und setzt auf Materialien und Details, die sonst nur im Premiumbereich anzutreffen sind. Ein Beispiel hierfür sind die Perlstich-Ziernähte und die sonst eher von Armbanduhren bekannten Muster von Sitzpolstern und Zierleisten. Ein weiterer Hingucker: die von wabenartigen Rhomben eingefassten Bedienknöpfe auf der Armaturentafel unterhalb des berührungsempfindlichen Bildschirms.
Auch nach 14 Tagen haben wir uns nicht an die Lage der Schalter für die elektrischen Fensterheber gewöhnt: Sie sitzen auf der Mittelkonsole und nicht – wie bei den meisten Autos inzwischen üblich – in den Türverkleidungen.
Für welche Strecken eignet sich das Auto? Alles außer Fernreisen absolviert der DS 3 E-Tense mit einem für diese Fahrzeuggröße erstaunlichen Komfort. Weitere Strecken sind aufgrund der Kombination aus Akkugröße und überschaubarer Ladeleistung (100 kW) nur mit mehreren längeren Ladepausen denkbar. Aber dafür ist die Pariser Schmuckschatulle auf Rädern auch nicht gedacht.
Als Elterntaxi eignet sich der DS 3 nur bedingt, da der Design-Knick in der seitlichen Brüstung (der im Innern Lautsprecherboxen beherbergt) die Sicht durch die hinteren Fenster sehr einschränkt.
Autogramm
DS 3 E-Tense Opera
Typ: Kompakt-SUV; Preis: 51.670 Euro; Länge: 4,12 Meter; Breite: 1,79 Meter; Höhe: 1,54 Meter; Radstand: 2,56 Meter; Leergewicht: 1646 Kilogramm; Zuladung: 362 Kilogramm; Kofferraum: 350 bis 1050 Liter; Sitze: fünf;Motor: Elektromotor; Leistung: 156 PS/115 kW; Drehmoment: 260 Nm; Spitze: 150 km/h; 0 auf 100 km/h: 9,2 Sekunden; Batterietyp: Lithium-Ionen-Akku; Batteriekapazität: 54 Kilowattstunden (kWh); Reichweite (WLTP): bis zu 404 Kilometer; Normverbrauch (WLTP): 15,5-15,7 kWh/100 km; Testverbrauch: 17,1 kWh/100 km; entsprechender CO2-Ausstoß (deutscher Strommix 2022: 434 g/kWh): 74,2 g/km.