Seine Reichweite könnte riesig werden

Toyota drückt aufs Strompedal. Denn der Hybrid-Pionier hat sich mit der Einführung von komplett batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) erstaunlich viel Zeit gelassen: Erst vor drei Jahren kam der erste Stromer bZ4X mit 4,70 Meter Länge auf den Markt – und fristet in Deutschland bislang ein gewisses Nischendasein, das demnächst mit einer Modellpflege neuen Schwung bekommen soll. Dazu steht der stromernde 4,29 Meter lange Urban Cruiser in den Startlöchern. Aller guten Dinge sind drei: Eine erste Sitzprobe im 4,52 Meter langen Neuling CH-R+ stand kürzlich auf dem Programm.    

Von Gundel Jacobi

Eigenständige Plattform. Das kompakte Elektro-SUV namens CH-R+ steht im Wettbewerb mit Modellen wie Ford Explorer Electric, Peugeot e-3008 oder Skoda Elroq und etwa einem weiteren internationalen Dutzend in diesem beliebten Segment. Wer glaubt, dass es sich nur um einen Austausch innerer Antriebswerte des schon seit einem Jahr erhältlichen C-HR in der Hybrid- oder Plug-in-Hybridversion handelt, der irrt mehr, als man anfangs denkt. Auch wenn noch keine umfassenden technischen Daten bekannt sind – das bei der Standpräsentation vorgestellte Fahrzeug ist knapp übers Prototypenstadium hinaus –, allein der Radstand von 2,75 Meter weist auf üppigere Verhältnisse als im C-HR hin. Auch äußerlich spricht es eine eigene Sprache. Am Vorderwagen fällt die sichelartige Leuchtengrafik auf, seitlich zieht sich vor allem die hintere Linie an der breiten Säule am Heck in einer deutlichen Stufe nach oben. Bei der Sitzprobe auf der Fahrerseite bestätigt sich die dadurch markant eingeschränkte Sicht nach schräg hinten. Warum mauern die Designer – nicht nur bei Toyota – diese Stelle ohne Not immer mehr zu? Das coupéartige Heck mit seiner großen Kofferraumklappe präsentiert sich in erster Linie bullig und mit durchgezogener Rücklichter-LED-Leiste. Man kann deutlich an der Formgebung erkennen, dass alles bis hin zum kleinen Dachspoiler der Windschlüpfigkeit dient. Abgesehen davon sorgt Kunststoffbeplankung rundum für einen gewissen Lackschutz bei kleineren Rempeleien.   

Aufgeräumtes Innenleben. Im Cockpit herrscht die neuerdings übliche glattgebügelte Aufgeräumtheit, da die meisten Funktionen auf dem 14-Zoll-Bildschirm hinterlegt sind. Im gezeigten Vorserienmodell konnte man noch nicht in die verschiedenen Menüs eintauchen, aber Toyota bestätigt, dass in Verbindung mit der MyToyota-App selbstverständlich Stromladestationen und überhaupt alles um Ladezustand und Reichweite des E-Fahrzeugs dort gespeichert sein wird. Zahlreiche Informationen können jedoch auch über den Bordinfo-Monitor direkt vor dem Fahrer auf der Armaturentafel nahe der Windschutzscheibe abgerufen werden. Selbiger ist sehr blickgünstig hoch montiert. Auffällig sind gleich zwei kabellose Telefon-Ladeschalen auf der Mittelkonsole. Dort befindet sich zudem der Getriebewählschalter zum Drehen, um die Fahrtrichtung nach vorne oder hinten anzuweisen. Im Fond sitzt man mit bequemer Beinfreiheit – kein Wunder bei 2,75 Meter Radstand. Die Dachlinie mit Panoramaglas fällt erst hinter den Köpfen der Insassen merklich ab, so dass im Rahmen der Möglichkeiten nicht übermäßig lange Erwachsene ihre Häupter ordentlich unterbringen dürften. 416 Liter passen in den Kofferraum mit doppeltem Boden – die höchste Ladekapazität bei umgelegten Rücksitzen ist noch nicht bekannt.  

Antrieb auf zwei oder vier Räder. Drei Leistungsstufen und zwei Batteriegrößen stehen bereit. Als Einstieg gilt der 167 PS/123 kW leistende Elektromotor, der stets mit einer 57,7 kWh starken Batterie gekoppelt ist. Die nächste Stufe markiert der 224 PS/165 kW-Motor, der wiederum mit der stärkeren der zwei erhältlichen Batteriegrößen verbandelt ist, nämlich mit 77 kWh. Beide Ausführungen sind Fronttriebler. Nur die Spitzenversion mit 343 PS/252 kW ist als Allradler im Angebot – hier kommt ebenfalls der 77-kWh-Akku zum Einsatz. Um für eine bestmögliche Stromaufnahme zu sorgen, wird die Batterie innerhalb der konkreten Ladeplanung vorkonditioniert. Es ist momentan noch zu früh, genaue Daten zu Reichweiten, Ladezeiten, Ausstattungen oder gar Preisen zu erhalten. Sicher ist nur, dass beim Wechselstromladen bis zu 22 kW und an Schnellladern bis zu 150 kW abgerufen werden können. Der in Köln ansässige Importeur stellt obendrein eine Reichweite bis zu 600 Kilometer in Aussicht. Wenn alles nach Plan läuft, wird der Toyota C-HR+ im vierten Quartal 2025 ausgeliefert. Hinter vorgehaltener Hand munkeln Branchenkenner bei einem Blick in die Kristallkugel von einem Grundpreis in der Nähe der 40.000-Euro-Marke.           


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