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Alles – bloß nicht normal!
Ein Cupra ist schon von Haus aus ein kräftiger Bursche – mit dem VZ-Zusatz kommt einmal mehr hohe Leistung ins Spiel: Veloz heißt nämlich auf Spanisch schnell. Beim Cupra Terramar VZ arbeiten die Ingenieure zusätzlich mit dem Elektrokniff eines Plug-in-Hybriden (PHEV). Alles in allem stehen 272 Pferde bereit zum Galopp, allerdings nicht ständig und naturgemäß schon gar nicht überall.
Von Gundel Jacobi
Was ist das für ein Auto? Neben dem kompletten Stromer Tavascan und dem Kompakt-SUV Formentor gibt es auch den Terramar als herkömmlichen Benziner sowie als Plug-in-Hybriden. Als größerer Bruder des Formentor bietet der Terramar vor allem gewachsene Abmessungen, aber Achtung: Der Plug-in-Hybride muss aufgrund des Batteriepakets im Heck auf nutzbaren Kofferraum verzichten: Beim PHEV sind es 450 Liter gegenüber 540 Liter Stauvolumen der Versionen ohne aufladbaren Strom aus der Steckdose. Äußerlich macht der Terramar am Vorderwagen mit schier unendlicher Gier nach Luftschnappen aufmerksam: Dafür vorgesehene Einlässe decken unterhalb der Motorhaube ziemlich große Flächen bis zu seitlichen Kiemen hin ab – allesamt natürlich im voluminösen Haifischmaul-Stil. Ab der zweiten Sitzreihe deutet verdunkeltes Glas auf die höherwertige Ausstattung hin.
Die Krönung des Hecks sitzt oben, denn der Dachkantenspoiler weist auf den gewünschten Abtrieb am Fahrzeugende hin. Zusätzlich soll das durchgängige Leuchtenband die Breite und somit den kraftvollen Gesamteindruck verstärken. Allenfalls ein wenig zum schrägen Lächeln verführen die beiden angedeuteten Auspuffrohrverblendungen, die auf den ersten Blick nur als Tand erkennbar sind. Am auffälligsten sind jedoch eindeutig die kupferfarbenen Felgen unserer 20-Zoll-Räder, die selbst auf dem Supermarkt-Parkplatz mehrfach für anerkennende Bemerkungen verschiedener männlicher Passanten führten – im In- und Ausland.
Wie fühlt man sich in diesem Auto? Bei aller geschmackvollen Wuchtigkeit der Karosserie darf man nicht vergessen, dass es sich um ein SUV mittlerer Größe handelt. Vorne wie hinten sitzt man eingepasst, es geht maßvoll, aber auch nicht übermäßig luftig zu. Praktischerweise kann man die Rückbank verschieben, sodass der Kofferraum bei entsprechend sperrigem Transportgut flexibel zu handhaben ist – sofern hinten keine Personen mitfahren. Nach dem Umlegen der Rückenlehnen entsteht leider eine ziemlich deutlich ansteigende Fläche im Laderaum, und wer es noch nicht geahnt hat: Ein perfekter Lademeister ist der Terramar nicht unbedingt, denn Gepäck muss erst mal auf die Höhe von 78 Zentimeter gewuchtet werden. Eindeutig positiv haben wir die Gestaltung des Cockpits empfunden. Zwar ist es generell sehr dunkel gehalten, womit man keinen ungewöhnlichen Effekt erzielt, aber die Mischung aus Rundungen und Zacken mit dem i-Tüpfelchen von kupferfarbenen Dekorelementen schafft eine umfassende Wohlfühlatmosphäre.
Was längst aus anderen Autos wie bei Alfa Romeo bekannt ist: Der integrierte Motorstartknopf im Lenkrad wirkt schick und speziell. Die Rundinstrumente lassen sich nach Lust und Laune in digitaler Form zusammensetzen. Dem Vernehmen nach platzieren Cupra-Fans den Drehzahlmesser prominent in der Mitte hinterm Lenkrad. Diese individuelle Konfiguration ist selbstredend auch beim berührungsempfindlichen Infotainment-Monitor in der Mitte der Armaturentafel möglich. Die Aufteilung der Funktionen verdient Lob, denn selten sind selbst Untermenüs und einzelne Besonderheiten so logisch anzusteuern wie im Terramar – meist auch mit grafischen Darstellungen unterlegt.
Welchen Antrieb hat das Auto? Die Kombination aus 1,5-Liter-Benziner und Elektromotor macht das kompakte SUV zum Kraftpaket, wohlgemerkt zum Wiederaufladen an der Steckdose. Bekanntermaßen hat das seinen Preis – nicht nur in der Anschaffung deutlich über 50.000 Euro. Auch das Leergewicht kratzt mit zusätzlichem Batteriepaket an der Zwei-Tonnen-Grenze und muss in Bewegung gebracht werden. Die reine Elektro-Reichweite beträgt nach Herstellerangabe gut 100 Kilometer. Nach unseren Erfahrungen pendelt dies sich nach einer 80-Prozent-Ladung und zurückhaltender Fahrweise bei rund 80 Kilometer ein. Erwähnenswert ist hier, dass man den PHEV tatsächlich am Schnelllader in rund 30 Minuten von Null auf 80 Prozent bringt. Wir haben dies während einer 700-Kilometer-Tour unterwegs jedoch nur einmal gemacht, denn jedes Mal nach Leerfahren des Akkus wieder eine halbe Stunde Strom zu bunkern, ist einfach praxisfern – zumal dann, wenn man im Autobahntempo zügig unterwegs ist, da sich die E-Reichweite dann ja merklich verkürzt. Für tägliche Strecken innerhalb dieser 100-Kilometer-Zone sieht es ganz anders aus und stellt zweifellos den normalen Anwendungsfall dar. Dann spielt es auch keine Rolle, dass der Terramar zum Stromschlürfen an der Wallbox zweieinhalb Stunden benötigt.
Welchen Verbrauch hat das Auto? Hier haben wir einen kleinen Volltreffer gelandet – nämlich über die gesamte Testdauer hinweg errechneten wir durchschnittlich 5,7 Liter Benzin. Da wir lange Strecken am Stück unterwegs waren, begnügten wir uns weitgehend mit dem fossilen Kraftstoff aus der Tankpistole. Strom gab es nur bei zeitlich passender Gelegenheit. Cupra indes gibt den Normverbrauch bei entladener Batterie mit 5,7 Liter Benzin an. Diesen Wert erreichten wir exakt im Test.
Welche Fahreindrücke vermittelte dieses Auto? Wie für einen Cupra nicht anders zu erwarten, gibt es vier Fahrprofile – steuerbar über den Cupra-Schalter: Comfort, Performance, Sport, Individual. Die Unterschiede sind jeweils beim Beschleunigen zu spüren und zu hören. Im Prinzip kann man schon im Comfort-Modus für einen zusätzlichen Schub sorgen, übrigens selbst bei leerer PHEV-Batterie, was während unserer Testzeit unsere bevorzugte Einstellung war. Aber klar: Bissiger wird der heißblütige Spanier in der Gasannahme und Lenkung natürlich mit jeder weiteren Fahrmodus-Stufe. Vermutlich möchte auch der geneigte Cupra-Fahrer im Alltag möglichst kraftvoll wie ruhig vorankommen. Es ist sehr angenehm, wie geräuschgedämmt dies gelingt. Fährt man entspannt mit geladener Batterie im Hybridmodus, findet das Motormanagement feinsinnig die Dosierung aus elektrischer und benzinbetriebener Energie. Man kann ebenfalls komplett stromernd auf Tour gehen oder den vorhandenen Strom aufsparen. Am Bildschirm lässt sich obendrein die Bremsenergie-Rückgewinnung beobachten. Ein weiterer Pluspunkt, den wir intensiv genossen: Komfortabel waren wir auf unseren Langstrecken unterwegs, wo sich das adaptive Fahrwerk in seiner Dämpfung bemerkbar macht.
Was bietet das Auto? Der Einstieg in einen Cupra Terramar ist ab 44.400 Euro möglich. Dann arbeitet ein 150 PS/110 kW starker 1,5-Liter-Benziner unter der Haube. Dies schraubt sich mit weiteren Motorisierungen nach oben, bis man beim von uns getesteten 1,5-Liter-PHEV mit 272 PS/200 kW samt höchster VZ-Ausstattung angelangt ist – für 57.530 Euro. Selbige VZ-Linie hat unter anderem folgende Annehmlichkeiten: Adaptive Fahrwerksregelung, elektrische Heckklappe, Klimaanlage Climatronic auch im Fond, elektrisch anklappbare Außenspiegel mit Memoryfunktion, Ambiente-Lichtelemente im Innenraum, beheizbare Vordersitze, adaptiver Tempomat. Obendrein gibt’s ein schlüsselloses Schließ- und Öffnungssystem, aber man muss die Türklinken-Kerbe beziehungsweise den Türgriff dazu benutzen – das Fahrzeug öffnet und schließt nicht automatisch beim Weggehen oder Annähern.
Autogramm
Cupra Terramar VZ 1.5 e-Hybrid
Typ: SUV; Preis: 57.530 Euro; Länge: 4,52 Meter; Breite: 1,87 Meter; Höhe: 1,59 Meter; Radstand: 2,68 Meter; Leergewicht: 1904 Kilogramm; Zuladung: 591 Kilogramm; Kofferraum: 450 Liter; Sitze: fünf; Tankinhalt: 45 Liter; Motor: Otto-Vierzylinder; Hubraum: 1498 Kubikzentimeter; Leistung: 177 PS/130 kW bei 5500 U/min; Drehmoment: 250 Newtonmeter bei 1500 U/min; Getriebe: Sechsgang-DSG; Batterie (netto): 19,7 kWh; elektrische Leistung: 116 PS/85 kW; Systemleistung: 272 PS/200 kW; Systemdrehmoment: 400 Nm; Ladedauer (AC): 2 Stunden, 30 Minuten; Ladedauer (DC): 26 Minuten; Elektro-Reichweite: 110 Kilometer; Spitze: 215 km/h; 0 auf 100 km/h: 7,3 Sekunden; Normverbrauch (bei voller Batterie): 0,5 Liter Super, CO2-Ausstoß: 19 Gramm/km, Normverbrauch (bei entladener Batterie): 5,7 Liter Benzin, Testverbrauch: 5,7 Liter Benzin.
