


Verfeinert und vergünstigt
Bei allem Wunschdenken Richtung komplett batterieelektrische Modelle: Die Wirklichkeit sieht für die Kundschaft aus unterschiedlichen Beweggründen weithin noch anders aus. Deshalb ist die Vollhybrid-Technologie ein guter Schritt für diejenigen, die keine Stromlademöglichkeiten haben oder erste Elektroerfahrungen vor einem komplett batterieelektrischen Fahrzeug machen wollen.
Von Gundel Jacobi
Maß halten bei der Modellpflege. Nach Erkenntnissen der hiesigen Honda-Zentrale lohnt es sich, noch für einige Zeit ihre Vollhybridmodelle im Blick zu haben. Sie tragen die Zusatzbezeichnung e:HEV. Deshalb wurde nach der Modellpflege ihres Kompakt-SUV namens HR-V nun auch die Limousine mit ihrem schon lange bekannten Namen Civic einer Erneuerung unterzogen. Äußerlich gibt es leichte Retuschen an der Karosserie, aber auch im Innenraum sind Veränderungen zu verzeichnen; aufgefrischte Ausstattungen gehören sowieso zum guten Ton einer Modellpflege. Der Civic zeigt nun einen schwarz umrandeten Kühlergrill, die Leuchtgruppen sind neu sortiert, in Wagenfarbe lackierte Spoiler setzen feine Akzente; zudem gibt’s eine weitere Außenfarbe in Blau.
Im Inneren bleibt’s ziemlich dunkel, zumal der stets schwarze Dachhimmel etwas drückend wirkt, woran auch leichte Chromakzente an den Lüftungsdüsen nichts ändern können. Höchste Zeit wurde es in der Basis für den automatisch abblendenden Innenspiegel, die kabellose Ladestation sowie aktuelle USB-C-Anschlüsse. Wie gewohnt sitzt man in der viereinhalb Meter langen Fließhecklimousine auf tief montiertem Gestühl, man findet sich zurecht im Infotainment-System, aber ein entscheidender Wurf mit individualisierbarem Bildschirm wird wohl erst in der nächsten Generation Einzug halten. Bleibt abzuwarten, ob es dann noch die Knopf-Kulisse statt eines Automatik-Schalthebels geben wird. Hinten sitzt man ordentlich, auch der Kofferraum geht mit gut 400 Liter Fassungsvermögen soweit klar.
Regelung der Antriebskraft hauptsächlich durch E-Motor. Auf der ersten Testfahrt überzeugt einmal mehr der reibungslose Ablauf des Vollhybridsystems, bei dem Honda bekanntermaßen einen eigenen Weg geht: Mit seinem Zweiliter-Benziner und zwei Elektromotoren (einer als Generator und einer zum Antrieb) wird beim Civic eine maximale Systemleistung von 184 PS/135 kW erzeugt und ein höchstes Drehmoment von 315 Newtonmeter. Man kann die drei Spielarten der e:HEV-Technologie gut nachvollziehen: Beim Anfahren oder langsamem Stadttempo arbeitet nur der Antriebs-Elektromotor – allerdings am Stück nicht mehr als bis zwei Kilometer weit komplett batterieelektrisch; mehr gibt die kleine Pufferbatterie nicht her.
Im seriellen Hybridbetrieb erzeugt der Benziner den Strom für stärkere Beschleunigung – somit sind alle Motoren beteiligt. Bei Geschwindigkeiten zwischen 80 und 130 km/h ist hingegen der Verbrennungsmotor für den Vortrieb zuständig. Die jeweiligen Systemänderungen kann man neben dem flüsterleisen Fahren im Elektrozustand nur am grünen „EV“ an der Instrumententafel erkennen. Da es kein Getriebe gibt, haben die Techniker simulierte Schaltstufen eingebaut, sodass akustisch beim Beschleunigen kein aufjaulendes Drehzahlband entsteht. Alles geschieht während der Fahrt ziemlich leise und ruckfrei. Mittels Wippen am Lenkrad lässt sich die Stärke der Bremsenergie-Rückgewinnung direkt und nach Belieben beeinflussen.
Realistischer Verbrauch unter fünf Liter. Zaubern kann auch Honda nicht, aber die Verbrauchswerte des flach bauenden Civic können sich gegenüber einem grundsätzlich strömungsungünstigeren hohen SUV sehen lassen. Tatsächlich pendelt sich der Verbrauch auf der Testfahrt im gemischten Stadt-Landverkehr mit 4,7 Liter exakt auf dem unteren WLTP-Normwert ein. Dabei sind wir keineswegs geschlichen. Ko Yamamoto, Technischer Honda-Berater Europa, zeigt sich davon nicht überrascht: „Im Stadtverkehr kann man sogar noch mit einem halben Liter weniger auskommen. Denn die Bremsenergie-Rückgewinnung kann bis zu 75 Prozent der Beschleunigungsenergie beim Verzögern zurückholen.“
Modellpflege mit Preissprung nach unten. Beim Einstieg wurde Maß gehalten: Der Honda Civic e:HEV steht ab 37.900 Euro sogar um 1600 Euro günstiger beim Händler als der Vorgänger. In dieser Elegance-Ausstattung gehören unter anderem dazu: Lederlenkrad, Zweizonen-Klimaautomatik, Navi, adaptiver Geschwindigkeitsassistent, Rückfahrkamera, Totwinkel-Warner und Verkehrszeichenerkennung, Einparkhilfe vorne und hinten. Wie erwähnt, ains kabelloses Laden und ein abblendbarer Innenspiegel nun ebenfalls an Bord. Die mittlere Sport-Ausstattung ab 38.900 Euro – statt 41.000 Euro – bietet zusätzlich 18-Zoll-Reifen, beheizbares Lederlenkrad, Sportpedale, Lüftungsauslässe hinten und eine digitale 10,2-Zoll-Instrumentenanzeige. In der Advance-Linie ab 41.400 Euro, die um 3300 Euro abgespeckt hat, gibt’s dazu noch Abbiegelicht und adaptives Fernlicht, Panorama-Glasschiebedach, Bose-Soundsystem mit zwölf Lautsprechern, elektrische Sitzverstellung und Ambientelicht.
Autogramm
Honda Civic e:HEV 2.0 MMD Elegance
Typ: Limousine; Preis: 37.900 Euro; Länge: 4,56 Meter; Breite: 1,80 Meter; Höhe: 1,41 Meter; Radstand: 2,73 Meter; Leergewicht: 1517 Kilogramm; Zuladung: 348 Kilogramm; Kofferraum: 404-1220 Liter; Sitze: fünf; Tankinhalt: 40 Liter; Motor: Otto-Vierzylinder; Hubraum: 1993 Kubikzentimeter; Leistung: 143 PS/105 kW; Elektromotor: 184 PS/135 kW; Drehmoment: 315 Newtonmeter; Spitze: 180 km/h; 0 auf 100 km/h: 7,8 Sekunden; Normverbrauch: 4,7 Liter Super, CO2-Ausstoß: 108 Gramm/km.

