


Wieselflinker Elektroroller
Honda ist schon seit Ewigkeiten eine feste Größe bei den Zweirädern – und zwar nicht nur bei den pfeilschnellen Motorrädern. Auch auf dem Markt der Roller mischt der japanische Hersteller längst mit. Letztes Jahr erschien ein solches Elektro-Gefährt unter der Bezeichnung EM1e, nun kommt ein zweiter wieselflinker Stadtflitzer hinzu – der CUVe hat beinahe die doppelte Reichweite.
Von Gundel Jacobi
Genügend Strom für die Stadttour. Der fast zwei Meter lange Roller gibt wunschgemäß keinen Mucks von sich, wenn man sich mit Motorradjacke, Helm und Handschuhe auf Tour begibt. Genau so gehört es sich für einen wohltuend geräuschlosen Elektro-Freund. Honda macht keinen Hehl daraus, dass auch der CUVe vornehmlich als Stadtroller gedacht ist. Dafür sorgt vor allem die Reichweite von 72 Kilometern unter Idealbedingungen. In der Realität kann man eher mit 50 plus rechnen – je nachdem, wie stark man das Zweirad triezt. Der leistungsmäßig kleinere Bruder EM1e bringt es auf rund 40 Kilometer theoretische Reichweite – und weist damit ungefähr die Hälfte aus.
Unkomplizierter Startvorgang. Nach dem Roller-bequemen Aufsteigen schaltet man die Zündung ein, zieht die Bremse und drückt den Startknopf – nett und einfach nach Elektro-Manier. Anfangs starrt man noch beinahe ungläubig auf das 7-Zoll-Display: Das soll alles gewesen sein? Jawohl, die Bereitschaft zum Losfahren wird logischerweise ohne jegliches Geräusch oder gar Vibrieren des Rollers übermittelt. Dabei bleibt es auch unterwegs, das heißt, die Abwesenheit von Vibrationen führen zu einem rundum komfortablen Fahrerlebnis. Nicht zuletzt trägt dieses typische Stromer-Merkmal zum angenehmen Balancehalten bei.
Sprint oder Reichweite. Nach dem Lösen der Bremse geht’s los, üblicherweise befindet sich das Fahrprogramm im Standard-Modus, man kann aber auch in den Econ-Bereich wechseln, wodurch die Fahrleistungen merklich zurückgenommen werden – zugunsten einer etwas längeren Reichweite. Es gibt sogar ein Sportprogramm, das die Leistungsstärke erhöht, was wiederum auf Kosten der Reichweite geht. Linksseitig betätigt die Hand die hintere Bremse, rechts die vordere. Sinnvollerweise zieht man beispielsweise vor einer Kurve beide Bremsen, wenn nicht schon vorausschauend rechtzeitig das Handgas reduziert wurde. Leider gibt’s keine Energierückgewinnung beim Rollen und Bremsen, was dem mit spitzem Stift kalkulierten Preis zum Opfer fiel – übrigens auch ein Grund dafür, warum dieser Roller ein CBS-Bremssystem und kein ABS hat. Unterwegs spürt man wie bei einem Elektro-Auto wegen fehlender Lärmkulisse die Stärke der Beschleunigung nicht, aber: Weil man dem Fahrtwind ausgesetzt ist, gibt es doch eine gewisse Rückmeldung. Abgesehen davon wird man im Stadtgebiet sowieso nicht übermäßig auf die Tube drücken. Vollkommen ausgereizt beschleunigt der Roller auf ein höchstes Tempo von 83 km/h und kann demnach auch über die Autobahn bewegt werden.
Batterien im Zweierpack. Allzu viele Möglichkeiten gibt es auf einem schlanken Roller nicht, um die Akkus unterzubringen. Somit sind sie beim CUVe unter der Sitzbank platziert, was natürlich auf Kosten eines dortigen Stauraums geht. Man hat zwar vorne noch unterhalb des Lenkers einen Haken zum Befestigen einer kleinen Tasche, was jedoch im Fußraum platztechnisch mit den Beinen koordiniert werden muss. Damit ist es beinahe schon eine gesetzte Notwendigkeit, dass man hinten auf dem Gepäckträger ein fest installiertes Topcase benötigt, und sei es nur zum Verstauen eines Helms. Zurück zu den Batterien: Jedes der beiden 1,3-kWh-Batteriepacks wiegt zehn Kilogramm. Sie entladen parallel und müssen deshalb immer im Zweierpack eingesetzt werden. Zum Strombunkern nimmt man sie aus dem Roller und setzt sie in die beiden mitgelieferten Ladestationen. Diese können an der Haushaltssteckdose eingestöpselt werden. Von null auf 100 Prozent benötigen sie sechs Stunden, von 25 auf 75 Prozent sind drei Stunden angegeben. Wer ein Navi nutzen möchte, kann es per Handy auf den Monitor übertragen. Praktisches Detail: Bei Zieleingabe wird konkret rückgemeldet, ob der vorhandene Strom dafür ausreicht. In jedem Fall lassen sich auf dem Bildschirm stets Akku-Ladestand und Reichweite ablesen.
Preis und Fazit. Der Honda CUVe steht ab 4990 Euro in der Preisliste. Mit seinen 12-Zoll-Rädern ist der Zweisitzer ein wendiger und flinker Stadtroller. Aufgrund der Ladeeinrichtung eignet er sich für genau festgelegte Strecken oder Ausflüge, nach denen er zum Stromtanken immer an seine eigenen Ladestationen angedockt werden muss. Laut Honda ist das Akku-Pack auf rund 2500 Ladevorgänge ausgelegt, womit man bei einer solchen täglichen Aktion acht Jahre lang unterwegs sein könnte. Etwas realitätsnäher ist folgende Information: Der CUVe gehört in die Riege der 125er, sodass man ihn mit A1- oder B196-Führerschein fahren darf.
