Ein Glanzstück

Der japanische Hersteller macht keinen Hehl draus, dass sich das bullige SUV an die Spitze seiner Produktpalette setzt: Die Leistungskrone mit 306 PS/225 kW ist nur in dieser Motorisierung erhältlich – ein Plug-in-Hybrid (PHEV) zum Einstöpseln in die Steckdose. Letzteres soll Kraftstoff sparen helfen.

Von Gundel Jacobi

Was ist das für ein Auto? Zunächst zählt mal die Erkenntnis, was der Outlander nicht ist: Er gehört nicht zu den glattgebügelten Schüchterlingen, die am liebsten unerkannt durchs Verkehrsgetümmel huschen. Ganz im Gegenteil, denn seine Bugpartie buhlt um ungeteilte Aufmerksamkeit mit allerlei Formen, die insbesondere die ungewöhnlich proportionierte Leuchtgrafik in Szene setzen. Völlig aus der Mode gekommen, aber ein echter Hingucker für die Marke mit den drei stilisierten Diamanten im Markenemblem: Chrom blitzt vielfältig vor allem am Vorderwagen; aber auch seitlich und hinten schlängeln sich glänzende Leisten an der Karosserie entlang. Auf den Punkt gebracht: Der Outlander ist etwas für Menschen, die ihre geräumige Karosse mit darstellerischer Freude zu Markte fahren.     

Wie fühlt man sich in dem Auto? Der äußere Glanz setzt sich durchaus im Inneren fort, nicht zuletzt durch fein gesteppte Sitznähte. Überhaupt ist das Gestühl mit einstellbarer Wärme oder mit kühler Durchlüftung jeder Jahreszeit angepasst. Weitgehend haben die Gestalter zweckmäßig Hand angelegt und in Sachen Bedienung ein gutes, gediegenes Mischkonzept mit Drücken, Wischen und Drehen an Schaltern, Bildschirm sowie Knöpfen ersonnen. Etwas Versteckpiel gibt es allerdings: So verbirgt sich der Motorstartknopf gleich zweifach uneinsehbar hinter Lenkrad und Scheibenwischerhebel. Welche Schalter links unterhalb des Lenkrads angebracht sind – das kann man nur abfotografieren, am besten bei Helligkeit. Denn der Schalter zum Öffnen der Tankklappe ist mit dem darauf sitzenden Symbol bei schlechten Lichtverhältnissen nur schwer zu erkennen. Wer nächtens Strom lädt beziehungsweise das Kabel wieder entriegeln möchte, sollte mit Taschenlampe ebendort zugange sein, da auch dieser Schalter – so man ihn überhaupt dort vermutet hat – einen blinden Zugriff benötigt.

Lob und Hudel verdient der Automatikwählhebel auf der Mittelkonsole: unaufdringlich und doch perfekt zum Zupacken. Licht und Schatten im Infotainmentsystem: Es ist zuverlässig zu bedienen, aber in der grafischen Darstellung wirkt es irgendwie altbacken. Die Platzverhältnisse im Fond sind absolut fein. Auffällig im Kofferraum: Wie hoch 79 Zentimeter sind, kann man erst feststellen, wenn volle Getränkekisten oder prall gefülltes Reisegepäck auf die Ladekante in dieser Höhe gewuchtet werden müssen. Für einen 4,72 Meter langen Wagen sind insgesamt 1,4 Kubikmeter Ladekapazität akzeptables Mittelmaß.     

Welchen Antrieb hat das Auto? Hier gibt es leckere Sahnestücke zu vermelden: Sofern die Batterie des Plug-in-Hybriden geladen ist, startet das SUV elektrisch und surrt bis Tempo 135 komplett elektrisch seiner Wege. Nach der Norm weist das Datenblatt 85 Kilometer aus, wir haben es in der Praxis bei milden Herbsttemperaturen immerhin auf 70 Kilometer gebracht. Spätestens danach schaltet sich der 136 PS/100 kW starke 2,5-Liter-Benziner ein. Spätestens deshalb, weil er auch zusammen mit den beiden Elektromotoren auf den Antriebsstrang einwirken kann und natürlich bei höheren Autobahn-Geschwindigkeiten sowieso die Antriebshoheit übernimmt. Das Zusammenspiel der Motoren gelingt beeindruckend leise, die Dämmung ist ebenso vorbildlich wie das Eingang-Getriebe – da ruckelt und lärmt definitiv nichts. Alles in allem stehen dem bärenstarken Outlander 306 PS/225 kW Leistung zur Verfügung. Ganz wichtig für alle Einsätze jenseits des Asphalts oder generell unter schwierigen Straßenverhältnissen: Der Allradantrieb S-AWC ermöglicht es, zwischen sieben verschiedenen Fahrprogrammen zu wählen – unter anderem von Schnee über Matsch bis zu Geröll. Wir hatten während des Tests mit diesem Sammelsurium allerdings keine Berührungspunkte.  

Welche Ladestrategie steckt hinter dem Auto? Den einen oder anderen zusätzlichen Kilometer kann man mit Bremsenergierückgewinnung bunkern – wahlweise per starker Rekuperation quasi bis zum Stillstand, wenn man die stärkste der sechs einstellbaren Stufen wählt. Entscheidend dürfte jedoch das klassische Stromladen an der Wallbox oder Ladestation sein. Hier sollte man wissen, dass der Outlander eine Ladeleistung von gerade mal 3,7 kW besitzt. Wir haben es ausgetestet: Mit leerer Batterie dockten wir an der Säule an. Nach vier Stunden Parken mussten wir den öffentlichen Ladeplatz verlassen, da es sonst die üblichen Blockiergebühren gegeben hätte. Also ran an die nächste Säule, an der er dann nochmal 2,45 Stunden benötigte, um die Batterie ganz zu füllen – für vorhergesagte 92 Kilometer. Was lernen wir daraus? Das kombinierte Benzin-Stromkonzept des Outlander ist dazu geeignet, grundsätzlich daheim oder an der entsprechenden Säule am Arbeitsplatz die Elektrizität in aller Ruhe in rund sieben Stunden aufzunehmen.

Ein bisschen kompliziert: den mitgelieferten – hierzulande im öffentlichen Ladenetz völlig unüblichen – CHAdeMO-Stecker mit Adapter einzusetzen. Dann wäre der Akku am Schnelllader in rund 30 Minuten voll. Aber auch hier gilt generell: Wer entlang der Autobahn viel Strecke machen möchte, wird mit einem PHEV-Wagen wohl häufiger im reinen Benzinbetrieb unterwegs sein. Denn für stromernde 70 Kilometer im skizzierten Bestfall 30 Minuten Fahrtunterbrechung hinzunehmen – das macht man wohl eher nicht so häufig. Aber dafür ist ja sowieso der tüchtige Verbrenner an Bord. Unser Testverbrauch mit leerer Batterie und nicht über Tempo 130 – und mit vollbepacktem Fahrzeug: 8,7 Liter.       

Was kostet dieses Auto? Der Mitsubishi Outlander steht ab 46.990 Euro in der Preisliste und schraubt sich in fünf Ausstattungsstufen auf 58.490 Euro nach oben. Wir hatten die viertbeste Linie namens Top im Test. Hier sind neben zahlreichen aufpeppenden Äußerlichkeiten unter anderem auch folgende Annehmlichkeiten an Bord: 20-Zoll-Reifen, Scheinwerferreinigungsanlage, Fensterverdunkelung in der zweiten Reihe, elektrische Heckklappe, Ledersitze mit Heizung und Kühlung, digitaler Innenspiegel, Panoramaglasschiebedach, Head-up-Display, Klimaautomatik, Ladeschale fürs Mobiltelefon und Soundanlage mit zwölf Lautsprechern.

Autogramm

Mitsubishi Outlander 2.4 MIVEC 4WD Top

Typ: SUV; Preis: 56.490 Euro; Länge: 4,72 Meter; Breite: 1,86 Meter; Höhe: 1,75 Meter; Radstand: 2,70 Meter; Leergewicht: 2157 Kilogramm; Zuladung: 583 Kilogramm; Kofferraum: 498-1404 Liter; Sitze: fünf; Tankinhalt: 53 Liter; Motor:  Otto-Vierzylinder; Hubraum: 2360 Kubikzentimeter; Leistung: 136 PS/100 kW bei 4000 U/min; Drehmoment: 203 Newtonmeter bei 5000 U/min; Elektromotor (vorn): 116 PS/85 kW; Elektromotor (hinten): 136 PS/100 kW; Systemleistung: 306 PS/225 kW; Getriebe: Direktantrieb (Ein-Gang); Spitze: 170 km/h; 0 auf 100 km/h: 7,9  Sekunden; elektrische Reichweite: 85 Kilometer; Normverbrauch mit voller Batterie: 0,8 Liter Super, CO2-Ausstoß: 19 Gramm/km; Stromverbrauch: 23,5 kWh/100 km, CO2-Ausstoß: 88 Gramm/Kilometer (Strommix Deutschland); Normverbrauch mit leerer Batterie: 7,3 Liter Super, CO2-Ausstoß: 170 Gramm/km, Testverbrauch (mit leerer Batterie): 8,7 Liter.


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