Siebenjähriger Fels in der Brandung

Der Sportage ist eine Art sichere Kia-Bank. Das erfolgreiche Kompakt-SUV gibt’s schon in fünfter Generation – und nun ist Zeit für eine Modellpflege. Es bleibt beim reichhaltigen Sammelsurium der Antriebe, also Turbobenziner und Vollhybride, allesamt etwas aufgepeppt, ein Plug-in-Hybrid zum Jahresende, und – Überraschung: Auch ein Diesel ist dabei. Ebenfalls auf die Kundschaft abgestimmt sind diverse Wahlmöglichkeiten zwischen Fronttriebler und Allradler.

Von Gundel Jacobi

Aus drei Speichen werden zwei. Ein bisschen blockartiger und somit braver ist er an der Bugpartie geworden. Als auffälligste Änderung tritt hier die Wandlung der vorwärtsgerichteten Bumerang-Tagfahrlichter in pfeilförmige Leuchten in Erscheinung, die in Richtung Kotflügel weisen. Mit viel gutem Willen lassen sich Stricheleien am Heck in puncto Lichtgrafik und Stoßfänger sowie an der Seitenschutzleiste ausmachen. Nahezu zu vernachlässigende zwei Zentimeter mehr streckt sich der 4,54 Meter lange Sportage, wobei seine Breite mit 1,87 Meter und die Höhe von 1,65 Meter tupfengleich geblieben sind. Mit veränderten Felgen und einer neuen ausdrucksstarken Magmarot-Lackierung könnte sich der Wagen von gängigen Silber-bis-Schwarz-Farbgebungen im Straßenverkehr deutlich absetzen.

Im Innenraum tritt ein Zweispeichenlenkrad an die Stelle des vorigen mit drei Speichen – das wirkt definitiv luftiger. Etwas fließender erscheint die breitgezogene Infotafel vor dem Lenkrad mit zwei zusammengeführten 12,3-Zoll-Bildschirmen. Wer sich etwas sinnvollen Luxus gönnen möchte, kann ab sofort ein blickgünstiges Head-up-Display ordern. Auf der wuchtigen Mittelkonsole haben sich die Gestalter entsprechende Kritik der Kunden zu Herzen genommen, dass der glänzende Klavierlack viel zu heikel für Fingerabdrücke und Staub sei. Nun ist alles mattgrau gebürstet.

Es bleibt bei der Doppelbelegung von Tasten unterhalb des Monitors – mal als Klimazentrale und andererseits auch als wählbare Schalter fürs Infotainment samt Navigationssystem. Sobald einem diese Anordnung klar ist, kann man mühelos zwischen dem Angebot hin und her hüpfen. Gewohnt geschmeidig lässt sich das Drehrad zur Steuerung des Automatikgetriebes bewegen. Nach wie vor ist die hohe Gürtellinie gerade im Fond zweifach erlebbar: entweder Geborgenheitsgefühl oder ein bisschen gruftig. Übrigens hat auch Kia keine Lösung für die Sicht schräg nach hinten: Die massiven dortigen Dachsäulen beeinträchtigen die Sicht auf Radfahrer vor allem beim Abbiegen nach rechts. Zwar kann man die Rücklehnen der Fondbank in der Neigung verstellen, aber verschieben lässt sich die Bank leider nicht. Mit umgeklappten Rücklehnen steigt die Ladefläche an der Schnittstelle ein wenig nach oben an. Der Kofferraum nimmt ordentlich Transportgut auf, je nach Antriebsart und der damit verbundenen Batterieunterbringung schwankt die Größe zwischen 526 Liter (Diesel) und 587 Liter (Hybrid). Für ein SUV ist die 73-Zentimeter-Ladekannte gerade mal so akzeptabel.

Antriebe in Hülle und Fülle. Man muss sich wirklich hineinfuchsen in die mannigfaltigen Kombinationen – deshalb hier nur das Wesentliche. Den Einstieg bei den Motoren markiert ein 1,6-Liter-Turbobenziner in zwei Leistungsstufen: 150 PS/110 kW für den Fronttriebler und 180 PS/132 kW für den Allradler. Der stärkere der beiden werkelt auch im Sportage Hybrid und wird von einem 65 PS/48 kW starken Elektromotor unterstützt. Beim 1,6-Liter-Diesel mit 48-Volt-Bordnetz und Startergenerator stehen 136 PS/100 kW Leistung zur Verfügung – aber Achtung: Im Gegensatz zu den Benzinern ist der Selbstzünder allein mit Antrieb auf die Vorderachse im Angebot. Die freie Wahl zwischen Handschaltung und Automatik besteht bei beinahe allen Motorisierungen, nur der Hybrid fährt grundsätzlich mit Sechsstufen-Automatik vor.

Wir waren mit dem Einstiegsbenziner und dem Hybriden auf einer ersten Testtour. Sofern man die 150 Pferdchen vernünftig dosiert, ist ein Verbrauch um die 7,5 Liter durchaus erreichbar. Zusammen mit dem völlig unauffällig schaltenden Doppelkupplungsgetriebe überzeugte uns dieser Sportage (ab 37.190 Euro) komplett auch in seiner Kraftentfaltung für den Alltag. Wer es etwas moderner und leistungsorientierter mag, greift möglicherweise zum Hybriden (ab 38.990 Euro). Natürlich ist er mit einer Systemleistung von 239 PS/176 kW weitaus geschmeidiger unterwegs – die zeitweise vollständig flüsterleisen Fahrerlebnisse tragen zum Wohlgefühl an Bord bei. Sofern ein zurückhaltender Gasfuß das Gebot der Stunde ist, lässt sich obendrein ein Verbrauch von 6,5 Liter Super durchaus verwirklichen, wie wir nach unserer Fahrt auf dem Bordcomputer ablesen konnten. Was jedoch möglicherweise für den Diesel spricht? Vielfahrer könnten von einem Kraftstoffverbrauch unter sechs Liter angezogen werden. Zudem weist der handgeschaltete Selbstzünder (ab 37.390 Euro) eine Anhängelast von fast zwei Tonnen aus. Die anderen Versionen liegen gut 300 Kilogramm darunter. Falls in dieser Fülle noch nicht das richtige Konzept dabei ist, könnte man auch noch auf den modellgepflegten Plug-in-Hybriden zum Einstöpseln in die Steckdose warten – zum Jahresende soll er auftauchen, erstmals mit Front- oder Allradantrieb.           

Garantierter Fels. Kia lässt sich mit Ausstattungsangeboten nicht lumpen, es gibt für jeden Geldbeutel ab 35.190 Euro zahlreiche Möglichkeiten, den Preis in vier Linien und mit verschiedenen Paketen nach oben zu treiben. In jedem Fall stehen auch beim modellgepflegten Sportage wie gehabt sieben Jahre Garantie als Fels in der Brandung.

Autogramm

Kia Sportage 1.6 T-GDI Vision

Typ: SUV; Preis: 35.190 Euro; Länge: 4,54 Meter; Breite: 1,87 Meter; Höhe: 1,65 Meter; Radstand: 2,68 Meter; Leergewicht: 1552 Kilogramm; Zuladung: 573 Kilogramm; Kofferraum: 562-1751 Liter; Sitze: fünf; Tankinhalt: 54 Liter; Motor: Otto-Vierzylinder; Hubraum: 1598 Kubikzentimeter; Leistung: 150 PS/110 kW bei 4500 U/min; Drehmoment: 250 Newtonmeter bei 1500 U/min; Getriebe: Sechsgang-Schaltung; Spitze: 193 km/h; 0 auf 100 km/h: 9,7 Sekunden; Normverbrauch: 7,5 Liter Super, CO2-Ausstoß: 169 Gramm/km.


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