Geländespielzeug oder Nutzfahrzeug?

Wer öfter Lasten um eine Tonne transportieren oder schwere Hänger ziehen und damit womöglich die feste Fahrbahn verlassen muss, ist in seiner Auswahl eingeschränkt. Mit dabei sind die Ranger-Modelle von Ford mit Allradantrieb, wobei in Deutschland besonders die Doppelkabine beliebt ist.

Von Bernd-Wilfried Kießler

Der Pick-up von Ford, der auch die technische Grundlage für den aktuellen VW Amarok bildet, zeichnet sich durch Geländegängigkeit und einen robust-rustikalen Auftritt aus. Neu in der Pritschenwagen-Baureihe des Herstellers ist jetzt der erste Ranger als Plug-in-Hybrid. Seine höchste Zuladung beträgt 993 Kilogramm, die Anhängelast 3.500 Kilogramm. Damit richtet er sich gezielt an Betriebe, die zum Beispiel mit schweren Maschinen oder Baumaterialien hantieren, zudem an Privatkunden, die etwa mit Pferde- oder Bootsanhängern unterwegs sind.

Eine erste Testfahrt: Sie führte über feste Straßen, aber auch ins Gelände. Die Fahrerkabine ist komfortabel wie ein Pkw ausgestattet, die Sitze bieten guten Halt und sind bequem, die Anzeigen übersichtlich, die Schalter griffig. Mehrere Kameras erweitern das Sichtfeld. Das Zusammenspiel von 2,3-Liter-Benzintriebwerk, dem Elektromotor und dem zehnstufigen Automatikgetriebe mit permanentem Allrad-Antrieb funktioniert unspektakulär. Das Fahrzeug lässt sich leichtgängig lenken, dabei aber den Kontakt zur Straße nicht vermissen. Allerdings sollte man Länge (5,35 Meter) und Breite (1,92 Meter) nicht unterschätzen. Spätestens in der ersten engeren Kurve oder schmalen Durchfahrt wird man definitiv daran erinnert.

Der hohe Praxiswert zeigt sich auf grobem Untergrund. Nasse, lehmige Wiesen in hängigem Gelände und auf mit Schlaglöchern übersäten Schotterwegen stellen den Ford Ranger Plug-in-Hybrid nicht vor Probleme. Das Batteriepaket ist unter der Ladefläche untergebracht, wodurch diese nur drei Zentimeter höher als bisher ist, das zusätzliche Gewicht auf der Hinterachse aber zur Stabilität beiträgt – auch unbeladen. Bei Fahrten mit Anhänger und bei Geländeeinsätzen hilft zudem, dass das hohe Drehmoment dieselähnlich bereits bei niedrigen Drehzahlen anliegt.

Das Fahrwerk ist gutmütig abgestimmt. Verschiedene Programme erleichtern die Nutzung, auch und besonders im Hängerbetrieb. Über Einstellungen für langsame beziehungsweise schnelle Allrad-Fahrten hinaus gibt es einen Schalter für extreme Geländesituationen bei langsamer Geschwindigkeit. Hier wird die Differenzialsperre automatisch deaktiviert. Mit dem vierten Schalter kann eine Bergab-Fahrhilfe in Gang gesetzt werden: Die gewünschte Geschwindigkeit wird eingestellt, den Rest übernimmt die Elektronik. So können auch schwere Hänger sicher den Berg hinunter in der Spur gehalten werden. Selbst flottere Fahrten im Gelände sind möglich – man merkt, dass die Konstrukteure die Wüstenpisten im Ford-Heimatland im Sinn hatten.

Was gibt es sonst noch? Die Heckklappe ist extra verstärkt, um einen mobilen Schraubstock befestigen zu können. Über eine Außensteckdose können wahlweise 2,3 oder 6,9 Kilowatt Strom entnommen werden. Damit kann man sogar leistungsstärkere Werkzeuge anschließen.

Als Sonderedition gibt es den Ford Ranger MS RT Plug-in-Hybrid. Diese Variante bedient das Bedürfnis, dem eigentlichen leichten Nutzfahrzeug einen flotteren Pfiff zu verpassen. Die zusätzlichen Konstruktionsmerkmale: Diffusor, Luftleit-Elemente auf dem Kabinendach und der Heckklappe, einen anderen Wabengrill und breitere Kotflügel. Der Ranger MS RT mit geänderten Stoßdämpfern ist um 40 Millimeter tiefergelegt, hat eine verbreiterte Spur und fährt auf Niederquerschnittsreifen. Damit sollen eine stabilere Kurvenführung und mehr Komfort erreicht werden.

Nach WLTP-Norm reicht der gebunkerte Strom aus der 11,8-kW-Batterie für 45 Kilometer. Nur mit voller Batterie ist der angegebene Normverbrauch von 6,4 Litern Benzin auf 100 Kilometern unter günstigen Bedingungen vielleicht zu erreichen. Der Ford Ranger Plug-in-Hybrid kostet ab 53.181 Euro, als Diesel beginnen die Preise bei 43.780 Euro für die Motorisierung mit zwei Litern Hubraum und 170 PS/125 kW.

Autogramm

Ford Ranger 2.3 e-4WD

Typ: Pick-up-Doka; Grundpreis: 53.181 Euro; Länge: 5,35 Meter; Breite: 1,92 Meter; Höhe: 1,87 Meter; Leergewicht: 2507 Kilogramm; Zuladung: 993 Kilogramm; Zulässiges Gesamtgewicht: 3500 Kilogramm; Zulässiges Gespann-Gesamtgewicht: 6600 Kilogramm; Sitze: fünf; Ladefläche:1,64 Meter mal 1,22 Meter; Anhängelast: 3.500 Kilogramm; Bodenfreiheit: 0,27 Meter;  Wattiefe: 0,80 Meter; Tankinhalt: 70 Liter; Motor: Otto-Vierzylinder; Hubraum: 2.300 Kubikzentimeter; Elektromotor: 102 PS/75 kW; Drehmoment: 697 Newtonmeter;  Systemleistung: 281 PS/207 kW; Batteriekapazität: 11,8 kWh; Reichweite elektrisch: 43 Kilometer; Spitze: 180 km/h; Normverbrauch (WLTP): 6,4 Liter Super; CO2-Ausstoß: 71 Gramm/km.


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