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Voll unter Strom!
Rattenscharf sieht der nagelneue GSE auf den ersten Blick nicht aus, aber er fährt sich so – zumindest, wenn man den Mokka einzig als bislang braves Kompakt-SUV in Benziner-, Hybrid- oder Elektroausführung kennt. Jetzt setzen die Rüsselsheimer ihm also die batterieelektrische GSE-Leistungskrone auf: mit knapp 300 Pferdestärken!
Von Gundel Jacobi
Sportsfreund mit zurückhaltenden Äußerlichkeiten. Es ist nicht ungewöhnlich, dass in heutiger Zeit ein Spitzenmodell komplett batterieelektrisch ausgelegt ist. Beim Mokka greift Opel deshalb ebenfalls in die Stromkiste und belegt ihn mit dem Zusatz GSE – für Grand Sport Electric. Tatsächlich hat man an besonderen äußerlichen Merkmalen eher gespart. Die kleinen Änderungen an Bug und Heck gegenüber den herkömmlichen Modellen innerhalb der Mokka-Baureihe machen ihn sicherlich nicht zum bedingungslosen Hingucker. Immerhin hat er stets ein schwarzes Dach und steht auf 20-Zoll-Reifen samt gelben Bremssätteln hinter den Felgen. Damit man ganz sicher sein kann, um welchen Sportsfreund es sich handelt, sind GSE-Schriftzüge vorne und an den Seiten angebracht. Positiv ausgedrückt: Opel legt bewusst Wert darauf, keine wie auch immer geartete Knalltüte aufzulegen, wobei knallen bei einem Elektro-Fahrzeug sowieso nicht angebracht wäre.
Im Innenraum überwiegen dunkle Farben. Das vorbildlich geformte Alcantara-Gestühl einschließlich gelber Steppnähte ermöglicht eine gute Sitzposition für Fahrer und Beifahrer, die bei zügiger Fahrweise für eine hervorragende Abstützung der Insassen am Oberkörper und den Oberschenkeln sorgt. Ein griffiges, unten abgeflachtes Lenkrad sowie im Sport-Modus in Gelb aufgerufene Infos und weitere Alcantara-Elemente in den Türverkleidungen sorgen für dezente Merkmale, die trotz dunkler Atmosphäre ein Wohlgefühl im Fahrzeug bewirken. Im Fond ist für ein gut vier Meter langes Fahrzeug gerade noch ausreichend Platz. Der 310-Liter-Kofferraum fasst durch den Akku unter dem Ladeboden gegenüber den Verbrennermodellen 40 Liter weniger.
Das Infotainment-System lässt mit zwei gestochen scharfen Zehn-Zoll-Bildschirmen keine Wünsche offen; alle Informationen zum GSE-typischen Beschleunigungs- und Fahrerlebnis können im Monitor dargestellt und abgerufen werden. Erwartungsgemäß sind Android- und Apple-Endgeräte problemlos eingebunden. Man hat nach vorne eine gute Übersicht aufs Verkehrsgeschehen, die Muskeln der vorderen Kotflügel, die sich bis in die Motorhaube hinein fortsetzen, rahmen den Blick auf die Straße ein. Die Übersicht nach hinten wird vor allem durch die breiten hinteren Dachsäulen und kleinen Fensterausschnitte eingeschränkt. Hier ist man beim Rangieren auf Parkpiepser und Rückfahrkamera angewiesen.
Drei Fahrprofile halten, was sie versprechen. Grundsätzlich hat man mit 281 PS/207 kW genug Elektro-Schmackes, womit die Erwartungen der GSE-Kundschaft erfüllt werden dürften. Wir konnten die drei Fahrprogramme Eco, Normal und Sport ausgiebig ausprobieren und uns von deren unterschiedlichen Fahrmustern überzeugen. Im Eco-Modus kann man sehr sparsam im Verkehr mitschwimmen. Lenkung, Gaspedal und Bremsen fühlen sich mitunter etwas träge an, insgesamt genügt diese Einstellung aber durchaus für den Alltag. Im Normal-Modus kommt alles komfortabler abgestimmt rüber, die Bremsenergierückgewinnung ist dabei sogar in verschiedenen Stufen per Knopfdruck regelbar. Kommen wir zum Sport-Modus: Da hat man dann dieses Bild im Kopf, dass der Mokka GSE hier sein wahres Gesicht zeigen darf. Alle Kennlinien zaubern dem Piloten, der dafür empfänglich ist, ein breites Grinsen ins Gesicht. Dennoch ist die Abstimmung so gewählt, dass diesseits physikalischer Grenzen üble Überraschungen ausbleiben.
Zupackend und wohldosiert bei flotter Gangart. Für Liebhaber des Rallye Mokka GSE sei übrigens erwähnt, dass die Leistungswerte des Rallye-Fahrzeugs exakt den Werten des nun gefahrenen Mokka GSE entsprechen: 281 PS, 345 Newtonmeter Drehmoment und eine Beschleunigung von Null auf 100 in 5,9 Sekunden. Dabei trägt das Torsen-Lamellen-Differenzial in Abstimmung mit dem insgesamt gestrafften Fahrwerk sehr zum zupackenden, aber berechenbaren Fahrverhalten bei. Beim Beschleunigen aus Kurven heraus zieht es den Mokka zur Kurveninnenseite und leitet so die kräftige Leistung auf den Asphalt. Selbst eine sehr zügige Fahrweise bringt die Hinterachse nicht aus der Ruhe.
Strompedal mit Köpfchen durchdrücken. Man muss sich nichts vormachen: Wer einen GSE wählt, will es auch mal fliegen lassen. Das macht ihn dann definitiv nicht zu einem Verbrauchsmeister, weil der WLTP-Normverbrauch von 18,5 kWh zwangsläufig deutlich überschritten wird. Klar ist aber auch, dass der Mokka GSE kein ungebändigter Giftzwerg ist; man kann ihn problemlos und höchst zivilisiert im Alltag bewegen. Dies werden die Kunden vermutlich sowieso vorziehen, denn mit einer Reichweite von 336 Kilometer unter Idealbedingungen ist eine gewisse Strompedal-Zurückhaltung nicht fehl am Platz. Wenn es unterwegs mal rasch gehen muss: Die 54-kWh-Batterie ist mit bis zu 100 kW auch schnellladefähig – von zehn bis 80 Prozent Elektrizität nachladen dauert es unter Idealbedingungen 27 Minuten. Die Verkaufsstrategen betonen, dass sie mit spitzem Stift kalkuliert haben, womit der Opel Mokka GSE gut ausgestattet ab 47.300 Euro in den Preislisten aufgeführt ist.
Autogramm
Opel Mokka GSE
Typ: Elektro-Kompakt-SUV; Preis: 47.300 Euro; Länge: 4,15 Meter; Breite: 1,79 Meter; Höhe: 1,51 Meter; Radstand: 2,56 Meter; Leergewicht: 1596 Kilogramm; Zuladung: 388 Kilogramm; Kofferraum: 310-1060 Liter; Sitze: fünf; Motor: Elektromotor, Permanentmagneterregte Synchronmaschine; Leistung: 281PS/207 kW; Drehmoment: 345 Newtonmeter;Spitze: 200 km/h, 0 auf 100 km/h: 5,9 Sekunden; Batterietyp: Lithium-Ionen-Akku; Batteriekapazität: 54 Kilowattstunden netto (kWh); Reichweite (WLTP): 336 Kilometer; Wallbox Wechselstrom 11 kW: 8 Stunden 30 Minuten (100 Prozent);Schnellladestation Gleichstrom bis 100 kW: 27 Minuten (80 Prozent), Stromverbrauch (WLTP): 18,5 kWh/100 Kilometer; CO2-Ausstoß: 55 Gramm/Kilometer (Strommix Deutschland).



(Foto: kh)
