Könner im Kleinformat
Alltagstest: Der Seat Ibiza überzeugt in seinen kraftvollen 150 PS und dem siebenstufigen Doppelkupplungsgetriebe auch auf Langstrecke.
Von Gundel Jacobi
Was ist das für ein Auto? Genau genommen hat der Ibiza schon 40 Jahre auf dem Blechbuckel, aktuell steht er in fünfter Generation in der immer einsamer werdenden Kleinwagenwelt. Schade eigentlich, denn seit seinem Geburtsjahr 1984 hat der Ibiza allein in der Außenlänge um beinahe einen halben Meter zugelegt. Somit ist der gut vier Meter lange Wagen definitiv der Zwergenklasse entrückt – und entzückt mit Wendigkeit, Platz sowie Motoren für jeglichen Geschmack zum gemütlichen Dahinzotteln oder eiligen Davontraben. Wir haben die 150 PS/110 kW starke 1,5-Liter-Spitzenversion mit Zusatz FR getestet und können mit Fug und Recht behaupten: Der knallrote Mittelmeerinsel-Fünfsitzer ist ein astreiner Alleskönner im Kleinformat – vom Stadthüpfer bis zum Langstreckenauto.
Wie fühlt man sich in diesem Auto? Man kann sich schnell zurechtfinden im Cockpit. Die Darstellung der Rundinstrumente ist gestochen scharf, Klimaeinheit mit Schaltern ist gut erreichbar, berührungsempfindlicher Bildschirm vielleicht im Detail etwas kleinteilig zu bedienen. Aber insgesamt ist die Kombination aus Schaltern und Wischen-Tippen-Funktionen ausgewogen. Der Ibiza verkörpert keinen Ballsaal, überall gibt’s jedoch ein manierliches Raumgefühl – selbst das Packabteil im Heck nimmt klassenübliche Warenmengen auf.
Was fehlt? Kleinigkeiten, die aber im Alltag ganz nützlich sind: Der Ibiza hat weder Haltegriffe am Dachhimmel noch eine bequeme Armauflage zwischen den Vordersitzen. Letzteres liegt wohl daran, dass der wendige Kleine noch einen echten Handbremshebel zwischen den Sitzen montiert hat, was uns gut gefiel.
Welchen Antrieb hat das Auto? Das ist schon eine Ansage: Ein gerade mal 1,2 Tonnen leichtes Fahrzeug wird von 150 spurtbereiten Pferdchen gezogen. Drückt man beherzt aufs Gaspedal, zerren die Kräfte via Siebenstufen-Doppelkupplungsgetriebe an der Vorderachse. Da lohnt sich ein wenig Zurückhaltung, denn bei Halbgas werden zwei der vier Zylinder abgeschaltet. Zudem hat man über die Fahrprofile Eco, Normal, Sport und Indiviual eine reizvolle Auswahl an zögerlichem oder zupackendem Ansprechverhalten. Wir haben die unterschiedliche Lenkunterstützung, Gasannahme und Schaltkennlinie deutlich wahrgenommen, sind aber meist im Normal-Programm mit alltagstauglicher Mischung gefahren. Beim Druck auf den Motorstartknopf befindet sich der FR-Ibiza stets in diesem Zustand. Daran muss man denken, um das Profil eventuell per Schalter umzustellen. Mit seinem Sportfahrwerk liegt der Ibiza FR satt auf der Straße und wird allen gefallen, die bei Bodenunebenheiten nicht gleich zusammenzucken.
Was bietet einem dieses Auto? Kleinwagen hin oder her: Der Einstieg liegt knapp unter der 20.000 Euro-Grenze, konkret bei 19.470 Euro. Man kann aber auch auf knapp 40.000 Euro geraten; beispielsweise mit der Spitzenmotorisierung und Doppelkupplungsgetriebe samt FR-Ausstattung (ab 26.470 Euro) des Testwagens – unter anderem einschließlich Sportfahrwerk, Sportsitze, Klimaanlage mit elektronischer Temperaturregelung für Fahrer und Beifahrer, vier elektrische Fensterheber sowie ebensoviele programmierte Fahrprofile.
Was ist uns besonders aufgefallen? Wir bewegten den Ibiza sowohl in Ballungsgebieten als auch auf Langstrecke – und zwar nicht im Kriechgang, sondern mit bis zu autobahntauglichen 130 km/h. Welch eine Punktlandung: Den Normverbrauch von 5,8 Liter Super haben wir exakt getroffen.
Autogramm
Seat Ibiza FR 1.5 TSI
Typ: Kleinwagen; Preis: 26.470 Euro; Länge: 4,06 Meter; Breite: 1,78 Meter; Höhe: 1,44 Meter; Radstand: 2,56 Meter; Leergewicht: 1231 Kilogramm; Zuladung: 564 Kilogramm; Kofferraum: 355 -1165 Liter; Sitze: fünf; Tankinhalt: 40 Liter; Motor: Otto-Vierzylinder; Hubraum: 1498 Kubikzentimeter; Leistung: 150 PS/110 kW bei 5000 U/min; Drehmoment: 250 Newtonmeter bei 1500 U/min; Getriebe: Siebenstufen-Doppelkupplung; Spitze: 216 km/h; 0 auf 100 km/h: 8,1 Sekunden; Normverbrauch: 5,8 Liter Super, CO2-Ausstoß: 132 Gramm/km, Testverbrauch: 5,8 Liter.