Es darf geschaltet werden
Alltagstest: Der Hyundai i30 als Kompaktwagen mit Mildhybrid-Antrieb – Knapp einhundert Liter Gepäck für jeden
Von Bernd-Wilfried Kießler
Was ist das für ein Auto? Zu Zeiten als ein Auto als Wolfsburg noch unangefochten alle möglichen Spitzenpositionen in Deutschland und Europa einnahm, hätte man diesen Hyundai doppelsinnig als Golf-Schläger bezeichnet. Der Kompakte der koreanischen Marke rollt übrigens nicht aus Fernost zu uns – seit 2008 ist der i30 im osttschechischen Nošovice millionenfach vom Band gelaufen
Wie fühlt man sich in diesem Auto? Außen grau und innen grau – das passt zu einem regnerischen Herbsttag und zur allgemeinen Weltlage. Man sagt, dass Automobildesigner immer ein paar Jahre vorausdenken müssen. Gespenstisch: Die Hyundai-Innenraumgestalter hatten offenbar politische Visionen – jedenfalls, als sie vor einiger Zeit die Farblosigkeit der i30-Kabine festlegten.
Die mobile Lebensfreude muss also anderweitig in die sechs Gänge kommen: Zündung und Anlasser werden mit einem richtigen Zündschlüssel gestartet, vieles wird von Schaltern und Köpfen an der Armaturentafel sowie am Lenkrad ein- und ausgeschaltet, das heizbar ist und somit gut gegen kalte Hände. Einige wenige Funktionen bedient man am Bildschirm – wie sinnvollerweise das Navigationssystem.
Vier Erwachsene haben Platz, ein fünfter sitzt hinten in der Mitte ohne Seitenhalt vor einer zu kurzen Kopfstütze, weil eine ausklappbare Armlehne mit zwei Becherhaltern samt schmaler Durchreiche aus dem Kofferraum angeblich höhere Verstellbarkeit verhindert. Das Gepäckfach im Heck bietet jedem der vier Reisenden knapp 100 Liter Staumöglichkeit. Klappt man die hinteren Lehnen nach vorn, kann der Boden nicht ganz stufenlos verlängert werden. Die Ladekante maßen wir in 72 Zentimetern Höhe, innen geht’s 15 Zentimeter abwärts.
Welchen Antrieb hat das Auto? Der 1,5-Liter-Vierzylinder ist ein milder Hybrid, der beim Anfahren und Beschleunigen von einem elektrischen Startergenerator unterstützt wird. Dass elektrisch gekuppelt wird, führt nicht etwa zu einem automatisierten Gangwechsel: Es muss geschaltet und auch das Kupplungspedal getreten werden.
Die Gänge lassen sich leicht wechseln, auf Langstrecke ist das eher selten vonnöten. Denn in der Regel beschleunigt das Auto dank ordentlicher Durchzugskraft auch noch aus dem sechsten Gang heraus. Auf der legendären langen Steigung Auf der A8 bei Pforzheim aus dem Enztal hinauf mussten wir einmal zurückschalten – geschenkt! Unser Testverbrauch lag unwesentlich über dem WLTP-Normwert.
Was bietet dieses Auto? Hyundai macht das Ausstattungswirrwar nicht, mit denen andere Marken der Kundschaft bei günstigen Grundpreisen das Geld Stufe um Stufe aus der Tasche ziehen. Grundsätzlich gibt es die i30-Motorisierungen nur in einer Ausstattung. Lediglich unser 140-PS-Testwagen bildet eine Ausnahme: Hier kann man zum Advantage für 1660 Euro mehr noch ein paar Zutaten erwerben, die sich N Line nennen und etwa größere 18-Zoll-Felgen, schlüssellosen Zugang, Tempomat und Totwinkelwarner beinhalten. Vieles andere ist in der Grundausstattung enthalten – beispielsweise die Beschallung samt Navi, Klimaautomatik, Nebelscheinwerfer, Sitzheizung vorn, Parkpiepser rundum sowie Rückfahrkamera sowie ein Spurhalteassistent.
Was erstaunlicherweise in diesem zeitgenössischen Auto der 30.000-Euro-Preisklasse fehlt: ein Abstandstempomat. Etwas lästig: die vielen nervigen Pieptöne nach jedem Motoranlassen wieder ausschalten. Das schreibt der Gesetzgeber eben so vor.
Autogramm
Hyundai i30 1.5 T-GDI 48V Advantage
Typ: Kompaktwagen; Preis: 29.900 Euro; Länge: 4,34 Meter; Breite: 1,80 Meter; Höhe: 1,46 Meter; Radstand: 2,65 Meter; Leergewicht: 1355 Kilogramm; Zuladung: 485 Kilogramm; Kofferraum: 395-1301 Liter; Sitze: 4+1; Tankinhalt: 50 Liter; Motor: Vierzylinder-Ottomotor; Hubraum: 1482 Kubikzentimeter; Leistung: 140 PS/103 kW bei 4800-5000 U/min; Drehmoment: 253 Newtonmeter bei 1600-3000 U/min; Getriebe: Sechsgang-Schaltung; Spitze: 197 km/h; 0 auf 100 km/h: 9,6 Sekunden; Normverbrauch (WLTP): 5,9 Liter Benzin; CO2-Ausstoß: 133 Gramm pro Kilometer; Testverbrauch: 6,3 Liter.