Auf Knall und Fall
Alltagstest: Xpeng P7 – eine Limousine aus China mit zwei starken Elektromotoren
Von Bernd-Wilfried Kießler
Wenn sich eine Marke Xpeng nennt, dann ist das schon eine Ansage, namentlich bei uns. Denn im Deutschen beschreibt Peng lautmalerisch einen Knall. Das große X ist eine Abkürzung – der derzeitige Firmenchef des vor zehn Jahren gegründeten Unternehmens heißt He Xiaopeng. Wir haben uns die Limousine P7 näher angeschaut und sie mit der Leistung von 437 PS/348 kW und 757 Newtonmeter Drehmoment in Bewegung gesetzt.
Äußerlich handelt es sich um ein klassisches Fließheckmodell mit kurzer Klappe, einer glatt geschliffenen Karosserie mit versenkbaren Türgriffen und einem vorbildlichen Luftwiderstandsbeiwert von 0,24. Im Heimatland ist das Modell seit 2020 auf dem Markt.
Wie fühlt man sich in diesem Auto? Die wesentlichen Neuerungen beginnen beim Einsteigen: Die Elektronik erkennt den Wagenschlüssel im Inneren und macht das Auto fahrbereit. Einen Startknopf sucht man vergebens, man kann also gleich losfahren, wenn der Hebel an der Lenksäule auf D gestellt wird. Vieles andere sucht man allerdings auch – auf dem großen Bildschirm. Mag sein, dass sich Besitzer des Autos mit der Zeit in die Ebenen des Menüs einarbeiten – in der zweiwöchigen Testzeit war’s streckenweise mühsam, während der Fahrt für den Menschen am Steuer womöglich gefährlich. Als Leihwagen für Kurzzeitnutzer wird’s eng.
Der in München ansässige Xpeng-Importeur verspricht, dass die Sprachsteuerung, bei deren Bedienung ein freundlicher Kobold auf dem Bildschirm erscheint, zum Jahreswechsel außer Englisch auch Deutsch lernt. Eine wirklich hilfreiche Neuerung: Wenn man blinkt, erscheint auf dem Bildschirm ein bewegtes Kamerabild, das zeigt, was auf der Seite des Autos vor sich geht. Radfahrer bleiben also nicht mehr im toten Winkel unbemerkt. Bescheiden ist die Sicht nach hinten, wo die schräge Heckscheibe nur einen schmalen Schlitz auf das freigibt, was sich hinter einem abspielt. Die Rückfahrkamera hilft, wie der Name sagt, nur beim Rückwärtsfahren.
Auf rotem Leder sitzt es sich, wie es einer gehobenen Limousine würdig ist – mit ordentlich Beinfreiheit auch im Fond. Der Gepäckraum, über eine angenehme 68 Zentimeter hohe Ladekante erreichbar, streckt sich 1,10 Meter in die Länge, wirkt aber mit 47 Zentimetern etwas niedrig. Er lässt sich durch Vorklappen der hinteren Lehnen vergrößern; ein Raumfahrzeug wird der P7 aber nicht.
Was für einen Antrieb hat das Auto? Man fährt im P7 eigentlich immer zu schnell, weil eine anschwellende Geräuschkulisse als Tempobremse völlig fehlt und die hohe Durchzugskraft aus dem Stand die mehr als zwei Tonnen Leergewicht sehr zügig in Bewegung setzt, was dadurch begünstigt wird, dass je ein E-Motor die Vorder- und die Hinterräder antreibt: In 4,1 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 – da kann man mit einem 911er mithalten. Spätestens bei 200 km/h muss man jenen ziehen lassen, denn da regelt der P7 ab.
Auf einer gemischten Strecke aus Stadt, Landstraße und einem Stück Autobahn kamen wir auf einen Verbrauch, der nahe am WLTP-Normwert von 19,2 kW/h auf 100 Kilometer lag. Nach einer 100-Prozent-Ladung bei 10 Grad Celsius wurden uns 415 Kilometer Reichweite vorhergesagt, neunzig weniger als die WLTP-Messung angibt. Solche Prophezeiungen sind nicht mehr als eine Richtschnur, denn sie haben zwei Seiten: Fährt man flott, geht der Strom früher zur Neige. Pflegt man einen gemäßigten, vorausschauenden Fahrstil mit viel Schub, kann man einige Kilometer hinzugewinnen.
Autogramm
Xpeng P7 AWD Performance
Typ: Limousine; Preis: 58.600 Euro; Länge: 4,89 Meter; Breite: 1,90 Meter; Höhe: 1,45 Meter; Radstand: 3,00 Meter; Leergewicht: 2140 Kilogramm; Zuladung: 430 Kilogramm; Kofferraum: 440/915 Liter; Sitze: 4+1, Antrieb: E-Motor vorn 197 PS/145 kW, E-Motor hinten 276 PS/203 kW, Gesamtleistung: 437PS/348 kW; Gesamtdrehmoment: 757 Newtonmeter; Spitze: 200 km/h (abgeregelt); 0 auf 100 km/h: 4,1 Sekunden; Batterietyp: Lithium-Ionen-Akku; Batteriekapazität: 83 Kilowattstunden (kWh); Ladeleistung: bis zu 175 kW; Reichweite (WLTP): 505 Kilometer; Reichweite im Test: 415 Kilometer; Stromverbrauch (WLTP): 19,2 kWh/100 Kilometer; entsprechender CO2-Ausstoß (deutscher Strommix 2023: 380 g/kWh): 73 Gramm/Kilometer; Testverbrauch: 19,5 kWh/100 Kilometer.