Viel Technik unterm Mattlack

Im Alltagstest: Der Cupra Leon Sportstourer versucht den Spagat zwischen Blickfang und Familienkombi.

Von Paul-Janosch Ersing

Was ist das für ein Auto? Vier Jahre nach der Markteinführung erhalten nur wenige Autos eine derart umfangreiche Überarbeitung wie der Cupra Leon, der weiterhin als Steilhecklimousine und Kombi namens Sportstourer erhältlich ist: Die gesamte Bugpartie wurde verändert und unterscheidet sich jetzt wesentlich stärker von seinen Geschwistern der Marke Seat – auch dank des neu geformten Tagfahrlichts. Hinten leuchtet das dreieckige Markenemblem jetzt genau so rot wie das durchgängige LED-Leuchtenband.

Wie fühlt man sich in diesem Auto? Der grünliche-graue Mattlack (Aufpreis 2.265 Euro) verwandelt den Kombi in einen Blickfang und signalisiert den anderen Verkehrsteilnehmern, dass dem Menschen hinterm Lenkrad der automobile Auftritt nicht ganz unwichtig ist. Vier kupferfarbene 19-Zoll-Leichtmetallräder (Aufpreis 410 Euro) sehen besonders aus und verlangen eine extra Portion Vorsicht bei der Annäherung an Bordsteinkanten.

Die Sportsitze geben vorbildlichen Seitenhalt und sind auch auf Langstrecke komfortabel. Allerdings wird den Passagieren im Fond der Blick nach vorn fast komplett versperrt – so aufgeplustert kommen die einteiligen Rückenlehnen daher.

Der mittlere Hinterbänkler kann sich mit dem Kopfstützenstummel im Nacken nicht wirklich sicher fühlen. Er hockt zudem auf einer glatten Kunstlederfläche, während die beiden Passagiere rechts und links von ihm in ausgeformten Sitzen mit Textilbezug Platz nehmen.

Welchen Antrieb hat das Auto? Nachdem er längere Zeit als unnötige Technik-Spielerei wahrgenommen und vor allem von Dienstwagen-Sparfüchsen wegen des Steuervorteils gern gewählt wurde, erlebt der Plug-in-Hybrid derzeit seinen zweiten Frühling. Das liegt auch daran, dass die Akkus größer geworden sind und dadurch elektrisches Fahren rund einhundert Kilometern weit möglich wird. Beim Cupra Leon Sportstourer zeigte der Bordcomputer bei vollständig geladenem Akku und einer Außentemperatur von 8 Grad Celsius einen Elektro-Radius von 94 Kilometern an. Wer das Auto für den überschaubaren Arbeitsweg nutzt, kann es unter der Woche womöglich ohne eine einzige Zündung im Vierzylindermotor bewegen.

Was bietet einem dieses Auto? Zeitgemäße Technik unter der Haube wie auch im Cockpit gibt’s im Leon reichlich, klassische Schalter und Knöpfe dafür nur wenige. Fast alle Funktionen werden über berührungsempfindliche Flächen oder den zentralen Bildschirm geregelt. In voller Fahrt ist das leider eher lästig.

Die Zielgruppe der noch immer vergleichsweise jungen Marke Cupra entspricht in etwa jener Menschengattung, die sich auch für die RS-Modelle von Audi interessiert. Man ist bereit, für zackigeres Design und hochwertiger verzierten Innenraum deutlich mehr Geld auf den Tisch zu legen als für einen technisch vergleichbaren Seat. Mit 470 Litern fasst der Sportstourer-Kofferraum 150 Liter weniger als bei den Motorisierungen ohne 25,8-kWh-Akku unterm Ladeboden.

Für welche Strecken eignet sich das Auto? Auch wenn der Plug-in-Hybrid seine lokal abgasfreien Stärken eher im städtischen Umfeld ausspielen kann, lassen sich mit dem katalanischen Kombi auch lange Autobahnetappen entspannt bewältigen. Die spontan zur Verfügung stehende Leistungsbereitschaft – auch bei fast leerem Akku bietet der Antrieb eine elektrischen Zusatzschub an – macht jedes Überholmanöver zu einer gut kontrollierbaren Angelegenheit.

Autogramm

Cupra Leon Sportstourer VZ 1.5 e-Hybrid

Typ: Kombi; Preis: 50.005 Euro; Länge: 4,66 Meter; Breite: 1,80 Meter; Höhe: 1,44 Meter; Radstand: 2,69 Meter; Leergewicht: 1756 Kilogramm; Zuladung 394 Kilogramm; Kofferraum: 470/1600 Liter; Sitze: 4+1; Tankinhalt: 40 Liter; Batteriekapazität: 1,8 kWh; Verbrennungsmotor: Otto-Vierzylinder; Hubraum: 1498 Kubikzentimeter; Leistung: 177 PS/130 kW bei 5500-6000 U/min; Drehmoment: 250 Newtonmeter bei 1500-4000 U/min; Leistung E-Motor: 116 PS/85 kW; Drehmoment E-Motor: 330 Newtonmeter; Systemleistung: 272 PS/200 kW bei 5000-6000 U/min; Systemdrehmoment: 400 Newtonmeter bei 1500-4000 U/min; Getriebe: Sechsgang-Doppelkupplung; Spitze: 229 km/h; 0 auf 100 km/h: 7,1 Sekunden; Testverbrauch (bei leerem Akku): 8,8 Liter Benzin.


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