Schalten und walten
Alltagstest: Der Citroen C4 kombiniert einen Dreizylinder-Motor mit Sechsgang-Getriebe. Wie sparsam ist das Einstiegsmodell ausgestattet?
Von Bernd-Wilfried Kießler
Was ist das für ein Auto? Der Citroen C4 kam vor gut 20 Jahren als 4,26 Meter langer Golf-Konkurrent auf den Markt. Die Zeiten haben sich geändert: Das aktuelle Modell ist zehn Zentimeter gewachsen, aber preislich deutlich hinter dem langjährigen Wolfsburger Welterfolg zurückgeblieben. Denn Citroen richtet sich innerhalb des Stellantis-Konzerns an eine Kundschaft, die aufs Geld schaut. Unser Testwagen lag knapp unter der 20.000er Grenze, während die Golf-Preisliste bei 28.330 Euro beginnt. Allerdings war unser Testwagen ein Auslaufmodell – im kürzlich modellgepflegten C4 wurde der Antriebsstrang hybridisiert und das Schaltgetriebe durch eine Automatik ersetzt, wodurch der Normverbrauch bei gleicher Leistung um 0,7 Liter Benzin sank und der Einstiegspreis auf 22.900 Euro stieg.
Was für einen Antrieb hat das Auto? Wenn man den Zündschlüssel nach guter Altväter Sitte ins Schloss gesteckt gedreht hat, setzt sich ein Dreizylinder-Benzinmotor wahrnehmbar in Bewegung. Auch ein Kupplungspedal findet sich im Fußraum als Voraussetzung, um die sechs Gänge handlich und leicht zu wechseln.
Unterwegs schnurrt der Motor brav dahin und gerät mit zunehmender Geschwindigkeit durch Fahrtwind- und Reifengeräusche akustisch in den Hintergrund. Das komfortabel, aber keineswegs schwammig abgestimmte Fahrwerk des Fronttrieblers überrollt auf seinen großen 18-Zoll-Rädern Unebenheiten aller möglichen Art, ohne die Insassen zu belästigen.
Wie fühlt man sich in diesem Auto? Der C4 ist durch sein leicht erhöhtes Dach einfach zu besteigen – beim Entwurf seiner Karosserie hatten die Designer einerseits das SUV, andererseits ein Coupé im Auge. Er wirkt geräumig, auch in der zweiten Reihe können die Passagiere ihre Häupter frei erheben. Der mittlere muss allerdings wegen der zu kurzen Kopfstütze ein Sitzzwerg sein. Eine gewisse Gemütlichkeit verbreiten die textilen Sitzbezüge des komfortablen Gestühls in verschiedenen Grautönen und Fischgrätenmuster – mit einem zarten Hauch von Haute Couture in Form eines weißen Streifens, der auch die Innenseiten der vier Türen ziert.
Die Sicht nach hinten ist mühsam, zumal die schräge Heckscheibe noch durch einen Spoiler geteilt wird. Hier wird eine Rückfahrkamera vermisst; der C4 in der einfachen You-Ausstattung verfügt nur über Parkpiepser.
Was bietet das Auto? Umden Kaufpreis niedrig zu halten, ist die Ausstattung sparsam. Ruft man die einzelnen Fahrhilfen, Sicherheitssysteme und Komforteinrichtungen auf dem Bildschirm auf, entfaltet sich kein buntes Mosaik. Die Hinweise sind ausgesprochen sparsam – auf den ersten Blick fehlt das Navigationssystem. Zum genannten Grundpreis sind an Bord und abschaltbar: Start-Stopp-System zum Benzinsparen, Antischlupfregelung, um auf rutschigem Untergrund loszukommen, die schon genannten Parkpiepser hinten und eine automatische Notbremse, die vor Auffahrunfällen schützen kann. Nicht abschaltbar: der Spurhalteassistent.
Wir sollten noch ein Wort über den 380 Liter großen Gepäckraum verlieren: Die große Heckklappe ist ziemlich schwer, die Ladekante maßen wir in 74 Zentimeter Höhe – innen geht’s 14 Zentimeter abwärts. So hoch ist auch die Stufe, wenn man die im Verhältnis 60:40 geteilte hintere Rücklehne nach vorn klappt. Das hat Citroen vor mehr als fünfzig Jahren mit dem damaligen GS (1970 bis 1896) schon besser gekonnt.
Autogramm
Citroen C4 1.2 100 You
Typ: Kompaktwagen; Preis: 19.565 Euro; Länge: 4,36 Meter; Breite: 1,80 Meter; Höhe: 1,53 Meter; Radstand: 2,67 Meter; Leergewicht: 1284 Kilogramm; Zuladung: 406 Kilogramm; Kofferraum: 380-1250 Liter; Sitze: 4+1; Tankinhalt: 50 Liter; Motor: Otto-Dreizylinder; Hubraum: 1199 Kubikzentimeter; maximale Leistung: 101 PS/74 kW bei 5500 U/min; maximales Drehmoment: 205 Newtonmeter bei 1750 U/min; Getriebe: Sechsgang-Schaltung; Spitze: 184 km/h; 0 auf 100 km/h: 11,8 Sekunden; Normverbrauch: 5,5 Liter Super, CO2-Ausstoß: 124 Gramm/km, Testverbrauch: 6,6 Liter.