


Hier ist das ganze Jahr etwas los
Fahr mal hin: Das Verkehrshaus in Luzern am Vierwaldstätter See widmet sich der Fortbewegung zu Lande, zu Wasser, in der Luft und im Weltraum.
Von Bernd-Wilfried Kießler
Luzern, Hauptstadt des gleichnamigen Schweizer Kantons, ist eine wohlhabende Stadt. Bis zur Erfindung der Eisenbahn und später des Autos verdankte sie diesen Reichtum ihrer Lage am Nordostufer des Vierwaldstättersees, einer Wasserstraße, die den alpinen Gütertransport von Italien Richtung Deutschland und umgekehrt deutlich verkürzte. Heutzutage betreibt die Schifffahrtsgesellschaft SGV keine Frachtschiffe mehr, sondern unterhält ganzjährig eine Passagierflotte mit Linien- und Ausflugsverkehr.
Der Handel ist einem regen Tourismus gewichen, der Menschen aus aller Welt nach Luzern zieht – nicht nur der malerischen Lage der historischen Altstadt am Seeufer wegen, mit Blick auf die beiden Hausberge Pilatus und Rigi. „Bei uns ist immer was los,“ sagt die Stadtführerin – mit ein wenig Sehnsucht nach Ruhe in der Stimme: Musikfestivals aller möglichen Sparten, Kongresse, Kunstausstellungen im riesigen Klotz des KKL (Kultur- und Kongresszentrum Luzern), das mehrtägige Fastnachtsgetümmel in der katholisch geprägten Stadt, eine Ruderregatta.
Ganzjähriger Anziehungspunkt ist das 1959 eröffnete Verkehrshaus der Schweiz, das die cleveren Luzerner den Zürchern wegschnappten, und das schnell zum meistbesuchten Museum der Schweiz wurde. Wer mit dem Zug via Zürich nach Luzern anreist, kommt mit dem dichtgestaffelten Fahrplan des Trolleybus’ hin; wer Zeit hat, kann auch das Schiff direkt am Bahnhofskai nehmen.
Die beste Möglichkeit besteht allerdings in einem halbstündigen Spaziergang auf der Uferpromenade. Auf der Seeseite überwintern die bei uns eher weniger verbreiteten rotschnäbligen Kolbenenten scharenweise zwischen Allerwelts-Blesshühnern. Landseitig reihen sich die Grandhotel-Paläste vom Ende des 19. Jahrhunderts aneinander, zwischen denen sich die spitzen Türme der Hofkirche St. Leodegar erheben. Am Boden des dortigen früheren Kreuzgangs hat sich das Luzerner Bildungsbürgertum letzte Ruhestätten erkauft.
Im Verkehrshaus sind einzelne Themenhallen errichtet, die sich allen möglichen Fortbewegungsmitteln widmen: der Eisenbahn und den Bergbahnen, Automobilen und Motorrädern, der Schiff-, Luft- und Raumfahrt. Außerdem gibt’s ein Planetarium und ein 3D-Kino. Dazu Marcel Gstädtner vom Verkehrshaus: „Wir möchten, dass sich unsere Besucher mit Freude beschäftigen. Aber wir sind kein reiner Vergnügungspark wie Disneyland oder Europapark. Wir wollen, dass sie am Ende ihres Aufenthalts hier bei uns ein wenig mehr wissen.“
Ich ermittle in einem Saal, der sich der Energie der Zukunft widmet, meinen CO2-Fußabdruck und komme auf mehr als elf Tonnen pro Jahr, ein Teil davon verursacht durch meinen Fleischkonsum. Der Lernerfolg wirkt sofort: Als ich mein Abendessen im stillgelegten Restaurant-Dampfer „Wilhelm Tell“ am Seeufer einnehme, bestelle ich vegetarisches Kürbis-Risotto.
Ausführliche Informationen: www.luzern.com/de/


