


Können sie bei Citroën zaubern?
Neu auf der Straße: In der dritten Generation des C3 Aircross bringen die Citroën-Ingenieure im Innenraum erstaunlicherweise sieben Sitze auf 4,40 Meter Außenlänge unter.
Von Bernd-Wilfried Kießler
Das Wunder der sieben Sitze in einer Karosserie, die kaum länger ist als heutige Kompaktwagen (der Opel Astra misst 4,37 Meter), hält sich in Grenzen, wenn man einen Blick in die Vergangenheit wirft: Schon vor über 30 Jahren – genauer: 1994 – kam der Citroen Évasion auf den Markt, in seiner Größe dem neuen Citroën (genaue Maße siehe Autogramm unten) nicht unähnlich: 4,46 Meter lang, 1,82 Meter breit und 1,71 Meter hoch. Der Évasion, später C8 genannt, war Mitglied einer Eurovan genannten Viererbande – die übrigen hießen Fiat Ulysse, Lancia Zeta und Peugeot 806. Schon damals hatte man in diesen sogenannten Großraumlimousinen drei Sitzreihen mit bis zu sieben Plätzen untergebracht.
Neues Gesicht: Äußerlich zeigt der C3 Aircross jetzt das neue Citroën-Gesicht. Es hat wie die gesamte Karosserie mehr Kanten als bisher. Das Markenzeichen, das seine Wurzeln im Jahre 1919, also zur Zeit der Firmengründung hat, darf wieder allein stehen. Die neue Gestaltung löst den zu Flügeln verlängerten Doppelwinkel ab, der sich bis zu den Scheinwerfern zu strecken versuchte.
Es ist in einem Vielmarken-Konzern wie Stellantis nicht einfach, sich von der Konkurrenz im eigenen Hause abzuheben. Das war schon zu PSA-Zeiten für Citroën nicht einfach, sich von der Schwestermarke Peugeot zu unterscheiden. Jetzt nutzen auch noch Fiat, Opel und sogar Alfa die gleiche Technik. Apropos Opel: Auch im brandneuen Frontera können sieben Personen mitfahren – zum Einstiegspreis von 23.900 Euro mit fünf Plätzen. Beim C3 Aircross beginnt die Preisliste bei 18.490 Euro – die Sitze Nummer 6 und 7 kosten 800 beziehungsweise 850 Euro Aufpreis.
Neues Profil: Die Zahlen zeigen, wo sich der Hase im französischen Pfeffer duckt: Citroën soll sich als preisgünstig profilieren, ohne sich mit Dacia in einen Topf werfen zu lassen. Schließlich hat man eine große Vergangenheit als technischer Pionier mit frühem Frontantrieb und seinerzeit sensationeller Luftfederung, darf sich außerdem Geburtshelfer der Marke DS nennen. Vom Ruhm früherer Jahre sind spezielle Stoßdämpfer und besonders komfortable Sitze übriggeblieben. Wir kommen nicht darum herum, uns noch einmal die Preislisten näher anzuschauen: Beim ebenfalls siebensitzig lieferbaren Dacia Jogger (die Renault-Tochter verlangt einen Tausender für die beiden Zusatzsitze ganz hinten) stehen am Ende 17.900 Euro auf der Rechnung, wobei der zusätzliche Autogasantrieb im Preis inbegriffen ist.
Werfen wir einen Blick unter die Motorhaube des Citroën, wo es drei Möglichkeiten gibt: einen Dreizylinder-Benzinmotor mit 101 PS/74 kW, einen Mildhybrid mit 136 PS/100 kW und einen Elektroantrieb mit 113 PS/83 kW. Das Einstiegsmodell gibt es leider nur mit Sechsgang-Schaltung. Wer das unzeitgemäße Kuppeln vermeiden möchte, muss den Hybrid nehmen, der nur in besserer Ausstattung ab 24.690 Euro erhältlich ist. Garantiert keine Wechsel der Fahrstufen sind im ë-C3 Aircross notwendig, der ab 26.490 Euro in der Liste steht. Der Elektriker ist nur als Fünfsitzer erhältlich.
Unterwegs notiert: Mit dem kleinen griffigen Lenkrad und den notwendigsten Anzeigen in einem schmalen Schlitz darüber hat man sich vom Peugeot-i-Cockpit anregen lassen und diese Anordnung mit gutem Blick auf die Fahrbahn etwas abgewandelt. Wer unterwegs gern einen Hauch von Wohnzimmersessel hat, sitzt im C3 Aircross richtig. Flotte Fahrer mögen geringen Seitenhalt beim Kurvenräubern bemängeln, aber dazu ist dieses Auto nicht gebaut. Der Motor wird mit klassischem Schlüssel in Gang gesetzt. Einen Haltegriff am Dach zum Zurechtruckeln nach dem Einsteigen sucht der Mensch auf dem Beifahrerplatz vergebens, kann aber sein Mobiltelefon in einer Schale laden, wenn sie nicht schon von dem des Fahrers besetzt ist. Der sogenannte Advanced Comfort der Fahrwerksabstimmung macht seinem Namen alle Ehre und schluckt viele Straßenunebenheiten.
Autogramm
Citroen C3 Aircross Turbo 100
Typ: Minivan; Preis: 18.490 Euro; Länge: 4,40 Meter; Breite: 1,80 Meter; Höhe: 1,64 Meter; Radstand: 2,67 Meter; Leergewicht: 1373 Kilogramm; Zuladung: 380 Kilogramm; Tankinhalt: 44 Liter; Kofferraum: 40/460/1600 Liter; Sitze: fünf/sieben; Motor: Otto-Dreizylinder; Hubraum: 1199 Kubikzentimeter; Leistung: 101 PS/74 kW bei 5500 U/min; Drehmoment: 205 Newtonmeter bei 1750 U/min; Getriebe: Sechsgang-Schaltung; Spitze: 179 km/h; 0 auf 100 km/h: 11,7 Sekunden; Normverbrauch/WLTP: 6,2 Liter Benzin pro 100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 141 Gramm/km.


