


Steckdose? Nein danke!
– Strom? Ja bitte!
Alltagstest: Der Suzuki Vitara 1.5 fährt mit einem Vollhybridsystem, das beim Kraftstoffsparen helfen soll.
Von Gundel Jacobi
Was ist das für ein Auto? Als Kompakt-SUV gibt es diesen Vitara bereits seit zehn Jahren – mit der Modellbezeichnung, die Suzuki erstmals für einen kleinen Geländewagen nutzte. Verschiedene Modellpflege-Maßnahmen lassen ihn in seiner aktuellen äußeren Erscheinung aus dem großen Angebot innerhalb dieser Fahrzeugklasse nicht entscheidend hervorstechen. In jedem Fall gehört er mit seinem unauffälligen Kühlergrill samt sich etwas verjüngenden Scheinwerfern eher zur traditionell gezeichneten Riege.
Daran können auch eine deutlich hervortretende dunkle Spange am Vorderwagen sowie zweifellos phantasievoll geformte Heckleuchten nur wenig ändern. Aber das ist vermutlich sowieso gewollt, nämlich in erster Linie weiterhin einen klassisch-solide wirkenden Wagen auf einer Länge von 4,19 Meter anzubieten – ohne modischen Schnickschnack. Der würde das Auto beim Wechsel des Geschmacks womöglich schnell alt aussehen lassen, womit die Gebrauchtwagenpreise nach unten gingen.
Wie fühlt man sich in dem Auto? Wir hatten vor allem das Gefühl, mit einem wendigen Auto unterwegs zu sein. Im Cockpit herrscht das übliche Wischen und Tippen samt Schaltern für den Schnellzugriff. Nicht ideal fanden wir den tief platzierten und etwas kleinen Bildschirm. Im Prinzip ist die Menüführung unkompliziert, nur bei der Sprachbedienung wurde unsere Geduld namentlich fürs Navigationssystem ziemlich strapaziert: Die Stimme aus dem Hintergrund verlangt eine strenge und langatmige Vorgehensweise, bis man die vollständige Adresse endlich in allen Schritten mündlich eingegeben und dann die Umsetzung zur Zielführung endlich stattgefunden hat; gefühlt ist man dann beinahe schon am gewünschten Ort. Ein Überbleibsel aus scheinbar vergangenen Zeiten ist der Handbremshebel, den wir mittlerweile schon wieder retro-poppig finden. Nach einer Ladeschale fürs Handy suchten wir vergeblich, da darf also noch ein Kabel ran.
Die Sitze vorne sind ganz gut, im Fond geht es naturgemäß knapper zu, leider ist die mittlere Kopfstütze für Erwachsene zu kurz. Wie häufig man sich im Getümmel der Kompromisse bewegt, zeigt das in der höchsten Ausstattung Comfort+ eingebaute Panoramaschiebedach: Es lässt wunderbar gerade in dunkleren Wintertagen das Licht herein, dadurch ist dann aber auch die begrenzende Höhe seiner festen Ummantelung herabgesetzt. Groß Gewachsene stoßen so leichter ans Dach, was sich vor allem im Fond zeigt.
Der Kofferraum fasst unter der Abdeckung 289 Liter – insgesamt sind 1046 Liter verfügbar, womit der Vitara im unteren Mittelfeld angesiedelt ist. Diese Werte haben mit dem Vollhybrid-Antrieb zu tun, da die Batterie für den Elektromotor unterm Ladeboden das Fassungsvermögen um gut 70 Liter verkleinert. Beim Umklappen der Rücklehnen entsteht eine beinahe ebene Fläche,wobei die Ladekante 75 Zentimeter überm Boden liegt.
Welchen Antrieb hat dieses Auto? Im Vollhybridsystem unseres Vitara-Testwagens kommt neben dem 102 PS/75 kW leistenden 1,5-Liter-Benziner noch ein 33 PS/24 kW starker Elektromotor zum Einsatz, sodass eine Gesamtleistung von 115 PS/85 kW verfügbar ist. Natürlich kann man nur unter Strom keine langen Strecken fahren, aber wir rollten bei Langsamstfahrt innerörtlich fast einen Kilometer weit. So etwas gelingt immer dann, wenn man beispielsweise in Spielstraßen, im Parkhaus oder im Stau vor sich hin kriecht. Geladen wird durch Bremsenergierückgewinnung und im Schub. Abgesehen davon kann der Vitara auch segeln, dann ist der Motor komplett vom Antriebsstrang entkoppelt im Leerlauf – bis das Gaspedal wieder gedrückt wird. Die ureigene Aufgabe des Elektromotors ist es, den Benziner beim Beschleunigen zu unterstützen und somit zu helfen, Kraftstoff zu sparen.
Im zweiwöchigen Test bei winterlichen Temperaturen notierten wir einen Verbrauch von 6,5 Liter Benzin und lagen damit fast einen Liter über der Norm.
Ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist das automatisierte Sechsganggetriebe, welches bei Suzuki den Zusatz AGS trägt. Zum Wechseln der Stufen will der Vitara nicht gerade hochgejagt, aber in hohe Drehzahlbereiche gebracht werden; von Hand hätte man da längst geschaltet. In jedem Fall gibt’s keine Schaltunterbrechungen, dafür sorgt der in Aktion tretende E-Motor. Möchte man für einen Überholvorgang richtig Leistung abrufen, gelingt dies im Eco-Modus mittels beherztem Durchdrücken des Gaspedals – oder etwas zurückhaltender im Normal-Programm. Diese unterschiedlichen Fahrzustände lassen sich über einen Knopf links vom Lenkrad umschalten.Mit 13,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 zählt der Vitara nicht zu den Sprintern. Mit seinem Fahrwerk haben wir uns gut aufgehoben gefühlt, denn es gab auf normalem Untergrund mit gängigen Unebenheiten weder ein unangenehmes Hoppeln und schon gleich gar keine sänftenartigen Schwingungen zu verzeichnen.
Was bietet einem das Auto? Der 1,5-Liter-Vollhybrid ist grundsätzlich mit einem automatisierten Schaltgetriebe gekoppelt; wer von Hand schalten möchte, muss zum mild hybridisierten 1,4-Liter-Vitara greifen. In der 1,5-Liter-Einstiegsversion Comfort kostet der Suzuki Vitara 31.400 Euro. Darin enthalten sind unter anderem Telefon-Vernetzung, Navigationssystem, Klimaautomatik, Rückfahrkamera, Sitzheizung vorn, verdunkelte hintere Seitenscheiben, Toter-Winkel- und Ausparkwarnsystem. In der von uns gefahrenen höchsten Comfort+-Ausführung einschließlich Allradantrieb, der mit 1850 Euro zu Buche schlägt, sind elektrisch anklappende Außenspiegel, Panorama-Glasschiebedach mit Sonnenblende, Einparkhilfe vorn und 17-Zoll-Alufelgen im Preis inbegriffen, womit wir im Bereich des oberen Ende der Fahnenstage sind: 35.450 Euro.
Wozu eignet sich dieses Auto besonders? Gemäß der Vollhybrid-Erkenntnis, dass man in der Stadt zu 80 Prozent elektrisch fahren kann, lohnt es sich natürlich in Ballungsgebieten am meisten, diese Hybridtechnologie an Bord zu haben – zumal keine Steckdose zum Stromladen notwendig ist.
Autogramm
Suzuki Vitara 1.5 Dualjet Hybrid Allgrip Comfort+
Typ: Kompakt-SUV; Preis: 35.450 Euro; Länge: 4,19 Meter; Breite: 1,78 Meter; Höhe: 1,60 Meter; Radstand: 2,50 Meter; Leergewicht: 1395 Kilogramm; Zuladung: 375 Kilogramm; Kofferraum: 289-1046 Liter; Sitze: 4+1; Tankinhalt: 47 Liter; Motor: Otto-Vierzylinder; Hubraum: 1462 Kubikzentimeter; Leistung: 102 PS/75 kW bei 6000 U/min; Drehmoment: 138 Newtonmeter bei 4400 U/min; Elektromotor: 33 PS/24 kW; Systemleistung: 115 PS/85 kW; Getriebe: Automatisierte Sechsgangschaltung; Spitze: 180 km/h; Normverbrauch: 5,6 Liter Super, CO2-Ausstoß: 127 Gramm/km, Testverbrauch: 6,5 Liter.