Zurück zur Klarheit

Neuvorstellung: Der Volkswagen ID.Every1 feiert Weltpremiere in Düsseldorf und soll in zwei Jahren in Serie gehen – für rund 20.000 Euro.

Von Paul-Janosch Ersing

In einem ersten Ankündigungsvideo von Volkswagen Anfang Februar fliegt die Kamera über einen Lupo und einen Up und landet dann bei der Studie eines Kleinwagens, der im Jahr 2027 als ID.1 auf den Markt kommen dürfte. Elegant unter den Tisch fallen gelassen wurde: der von 2005 bis 2011 verkaufte Fox aus brasilianischer Produktion. Exakt einen Monat später präsentieren die Wolfsburger in einer Düsseldorfer Messehalle die Konzeptstudie ID.Every1 – ein Elektroauto für jedermann?

Wenn es nach den Wünschen von Markenchef Thomas Schäfer ginge, handelt es sich bei dem 3,88 Meter kurzen Viersitzer um nicht weniger als um „das Auto, auf das, wenn man so will, die ganze Welt gewartet hat“. Das sind ziemlich große Worte für ein so kleines Auto, und doch treffen sie einen wahren Kern. Denn derzeit gibt es bei Volkswagen kein Elektroauto unter 33.330 Euro – der ID.1 soll preislich nahe an der 20.000-Euro-Marke zur Kundschaft stromern. Würde man Schäfers Worte etwas präzisieren, hätte er vermutlich sagen müssen: „Das Auto, auf das, wenn man so will, die ganze Welt noch zwei Jahre warten muss.“ Aber das klingt halt nicht so schwungvoll.

Dass der Stellantis-Konzern mit dem Citroen e-C3, dem elektrischen Grande Panda und dem Leapmotor T03 bereits zweieinhalb Autos dieser Preisklasse auf der Straße hat und Hyundai mit dem Inster gerade ebenfalls ein spannendes Elektro-Wägelchen ins Programm aufnimmt, sollte für Volkswagen keine große Hürde sein; zumindest dann nicht, wenn auf dem Markt noch immer die gleichen Gesetze gelten wie vor ein oder zwei Jahrzehnten: Damals war VW wiederholt nicht der Erste im Segment und rollte das Feld mit zwei, drei Jahren Verspätung dann doch noch von hinten auf.

Volkswagen setzt die mit dem vor exakt zwei Jahren präsentierten ID.2all gestartete Charme-Offensive munter fort. Das Design wirkt klarer als bei den aktuellen ID-Modellen. Trotz ihrer recht bulligen Silhouette kommt die ID.1-Studie auffallend sympathisch daher: mit augenähnlichen Scheinwerfern und einem Schmunzeln an der Bugpartie. Chefdesigner Andreas Mindt wird nicht müde, auf die vielen Details hinzuweisen, die das Auto attraktiv und bezahlbar machen – gleichzeitig! Ein Beispiel dafür sei die Heckklappe mit der großen Glasfläche, die fast nahtlos in den hinteren Stoßfänger übergeht. Weniger Bauteile bedeuten geringere Kosten und führen letztlich zum angepeilten Einstiegspreis.

Die technischen Daten des ID.Every1 sind größtenteils noch geheim. Bekannt sind bisher nur die elektrische Reichweite von mindestens 250 Kilometern, die Leistung von 95 PS (70 kW) sowie 130 km/h Höchstgeschwindigkeit. Die neue MEB-Plattform mit Frontantrieb, auf der die Serienversionen von ID.2 und ID.1 fahren werden, bietet mehr Platz im Heckabteil. Die Kofferraumgröße steigt dadurch auf 305 Liter. Der Innenraum existiert aktuell nur auf Bildern, dürfte in der Realität aber eher schlicht als üppig gestaltet werden. Ein Großteil des Materials besteht aus recyceltem Kunststoff, soll jedoch dank warmer Farben und angenehmer Oberflächen für Wohlfühlatmosphäre sorgen. Wo der ID.1 eines Tages vom Band rollt, bleibt noch ein Geheimnis.

Bis hierher gelesen? – Dann empfehlen wir noch die thematisch passende Podcastfolge Nr. 307:


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