Auf großer alpiner

Vier-Länder-Runde

Alltagstest: Der Crosstrek ist ein unauffällig-gefällig gezeichnetes Kompakt-SUV mit dem Subaru-typischen technischen Dreiklang Boxermotor, Allradantrieb und stufenlosem Getriebe – ein zuverlässiger Begleiter über Berg und Tal.

Von Gundel Jacobi

Was ist das für ein Auto? Man soll ja ein Fahrzeug nicht unbedingt vermenschlichen, und für den Zeitraum eines Autotests schleichen sich in den wenigsten Fällen Kosenamen ein. Abgesehen davon ist das japanische Kompakt-SUV weit davon entfernt, eine Trophäe für außergewöhnliches Design zu ergattern. Mit anderen Worten: Im Prinzip hat der Crosstrek alles Zeug dazu, sich unauffällig durchs Verkehrsgetümmel zu schlängeln. Dies wiederum macht er auf solch charmante Art und Weise, dass wir auf einer Vier-Länder-Tour durch Deutschland, die Schweiz, Italien und Österreich zu einer Beurteilung kommen, die zwar wenig glamourös, aber umso wahrhaftiger ist: Der Crosstrek ist ein zuverlässiger Begleiter – handfest, belastbar und sympathisch.

Wie fühlt man sich mit dem Auto? Dies lässt sich am besten mit ein paar Begegnungen verdeutlichen, die wir unterwegs erlebten. In der Schweiz gerieten wir – leicht zitternd – in eine Verkehrskontrolle: Statt uns auf einen gesalzenen Bußbescheid vorzubereiten, studierten die Gendarmen aufmerksam das Äußere des Wagens und erkundigten sich nach dem unter der Haube werkelnden Motor. Ungewöhnlich im Land der alltäglichen Aston Martins und Lamborghinis: Die Staatsmacht verwickelte uns in ein Gespräch über den Crosstrek. In Italien sagte uns der Rezeptionist im Hotel, wir könnten auf den unbewachten kostenlosen Außenparkplatz fahren, da beim Crosstrek keine Gefahr bestünde, dass Langfinger auf ihn aufmerksam würden. In Österreich geriet der Gasthof-Chef ins Schwärmen, als er uns plaudernd zum Wagen begleitete: „Welch ein tolles Gefährt, es erinnert mich in seiner Robustheit an meinen jahrelangen bergtüchtigen Panda – nur größer!“ In Bayern schließlich kam während der Parkplatzsuche ein japanisches Trio vor der Kulisse des Königsees auf uns zu und fragte höflich, ob sie ein Selfie mit der Karosserie ihrer Heimatmarke auf bajuwarischem Terrain machen dürften. Ehrlich: So viele nette Begebenheiten sind uns über die Jahre mit keinem Testfahrzeug passiert, schon gar nicht mit einem vergleichsweise unscheinbaren Automobil.      

Wie lebt es sich eine Woche in diesem Auto? Im Inneren macht insbesondere der große berührungsempfindliche Bildschirm mitten in der Armaturentafel auf sich aufmerksam. Clever haben die Techniker die Klimaeinheit gelöst: Zwar ist sie voll in den Bildschirm integriert, besetzt aber dessen unteren Teil und ist sogar mit schalterähnlichen Bedienflächen gezeichnet – stets bereit, ohne erst in Untermenüs fahnden zu müssen. Für alle klassischen Schalter-Freaks finden sich auf dem Lenkrad noch genügend Eingriffsmöglichkeiten. Dass der Trip-Schalter rechts neben dem Lenkrad dort sitzt, wo man eigentlich den Motorstartknopf erwartet: geschenkt. So haben wir eben ab und zu die Reisestrecke zunächst mal auf Null gesetzt, bevor wir den weiter unten befindlichen Starter betätigten. Das sind Kleinigkeiten, ebenso wie das zwar digitale Bildschirm-Menü, dessen grafische Darstellung irgendwie altbacken wirkt. Unsere Mutmaßung: Es ist gut ablesbar, aber nicht wirklich gestochen scharf.

Die Sitze sind definitiv langstreckentauglich; auch als wir vor dem Arlbergtunnel wegen eines drinnen liegengebliebenen Lkws über eine Stunde im Auto ausharren mussten – die Außentemperaturen und Dunkelheit verleideten den Aufenthalt im Freien –, und sich unsere Fahrzeit für eine Tour der Achtstunden-Zone näherte, stiegen wir kurz vor Mitternacht erstaunlich locker aus dem Crosstrek, ohne dass uns die Tagesreise spürbar in den Knochen und Gelenken steckte.

Übrigens erinnern wir uns bis heute gern an die Kontakte zu Mitmenschen, die sich am Subaru interessiert zeigten. Wir sind aber froh, dass wir sie nicht auf diese Reise mitnehmen mussten. Denn so großzügig man in der ersten und zweiten Reihe sitzt: Der Kofferraum ist mit 315 Liter unter der Abdeckung nicht unbedingt rekordverdächtig.    

Welchen Antrieb hat das Auto? Hier haben die Ingenieure und Verkaufsstrategen das Heft in die Hand genommen – und alles außer einer Lösung gestrichen. Es steht demnach einzig der 136 PS/100 kW starke Zweiliter-Boxer-Benziner samt Mildhybridtechnik zur Verfügung – stets in Verbindung mit dem Subaru-typischen stufenlosen Automatikgetriebe. Selbstverständlich gehört der Allradantrieb so fest zu Subaru wie die nachweislich treue Kundschaft der Marke. Wir haben uns jedenfalls auf rund 2000 Kilometern quer über die Alpen stets gut aufgehoben gefühlt – mit dem keinesfalls übermotorisierten, jedoch vernünftig gesattelten Pferdegetrappel. Sofern man sich darauf einlassen kann, hat auch das stufenlose Getriebe (Lineartronic) mit durchaus anschwellendem Geräuschpegel praktische erzieherische Folgen: Man fährt mit dem zuverlässigen Begleiter durchaus gelassen, ohne laufend auf die Tube zu drücken. Und: Man kann sich zudem über das ab und an aufleuchtende EV in der Armaturentafel freuen, wenn es kurze Strecken vollkommen stromernd vorangeht – vorzugsweise die Alpenpässe abwärts! Und nein: Weder das traktionsstarke Geländefahrprogramm X-Mode noch die Bodenfreiheit von 22 Zentimetern mussten wir komplett ausreizen. Bis auf einmal haben wir der Versuchung widerstanden, fragliche, womöglich gar querfeldein führende Alternativrouten auszukundschaften.  

Welchen Verbrauch hat die Ochsentour ausgewiesen? Wir sind weder peitschenschlagend noch im Schritttempo in der Alpenlandschaft unterwegs gewesen und waren flitzebogengespannt auf unseren Testverbrauch. Der Importeur gibt 7,7 Liter Super nach der WLTP-Norm (174 g CO2/km) an, was in der Hatz auf möglichst geringe Verbrauchswerte tatsächlich nicht extrem verlockend klingt. Allerdings darf man einerseits den bauartbedingt durstigen Boxermotor und andererseits den permanenten Allradantrieb nicht außer Acht lassen. Wie dem auch sei: Mit 7,9 Liter Super auf solch einer anspruchsvollen Berg- und Tal-Rundtour sind wir sehr zufrieden. Letzteres trifft ebenfalls auf das brave Fahrwerk zu.

Welches Fazit lässt die lange Testfahrt zu? Es mag wenig verwundern, dass praktisch orientierte und solide ausgeführte Automobilbaukunst im bunten Treiben forschender Lösungen nach individueller Mobilität eine gute Grundlage für Vorankommen ohne Allüren bietet.  

Das Paket im Subaru Crosstrek – ausnahmslos mit Allradantrieb, Lineartronic und Boxermotor – beginnt sicherheitstechnisch umfänglich ausgestattet bei 34.790 Euro. Die Ausstattungen schrauben sich über Komfortmerkmale wie elektrisch verstellbare Sitze, Lenkradheizung, Ladeschale fürs Mobiltelefon, Navi und 18-Zoll-Leichtmetallfelgen nach oben. In der obersten Ausstattung Platinum gibt’s noch ein elektrisches Glasschiebedach und Ledersitze, womit man bei 40.500 Euro landet.       

Autogramm

Subaru Crosstrek 2.0ie Platinum

Typ: Kompakt-SUV; Preis: 40.500 Euro; Länge: 4,50 Meter; Breite: 1,80 Meter; Höhe: 1,60 Meter; Radstand: 2,67 Meter; Leergewicht: 1628 Kilogramm; Zuladung: 472 Kilogramm; Kofferraum: 315-1297 Liter; Sitze: fünf; Tankinhalt: 48 Liter; Motor: Boxer-Vierzylinder; Hubraum: 1995 Kubikzentimeter; Leistung: 136 PS/100 kW bei 5600 U/min; Drehmoment: 182 Newtonmeter bei 4000 U/min; Getriebe: Stufenlose CVT-Automatik; Spitze: 198 km/h; 0 auf 100 km/h: 10,8  Sekunden; Normverbrauch: 7,7 Liter Super, CO2-Ausstoß: 174 Gramm/km, Testverbrauch: 7,9 Liter.


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