


Strom aus Brennstoffzelle und Steckdose
Mit dem Emblème gibt Renault dem Wasserstoff eine neue Chance.
Von Gundel Jacobi
Bei Renault herrscht derzeit Aufbruchstimmung, vergleichbar jener um die Jahrtausendwende, als man mit dem Vel Satis und dem Avantime mit neuen Konzepten versuchte, in die gehobene Klasse vorzudringen. Auch der soeben vorgestellte 4,80 Meter lange Emblème ist ein solches Projekt – formal und technisch. Renault nennt das Auto Shooting Brake – das wäre ein flott gezeichneter Kombi. Aber es handelt sich doch eher um eine Reiselimousine, die mit bloßem Auge betrachtet voluminöser wirkt als auf ersten Fotos, wozu auch die riesigen 22-Zoll-Reifen beitragen. Ob hier wirklich künftiges Renault-Design gezeigt wird, muss man abwarten. Denn nach einer Phase der Rundungen sind die jüngsten Neuheiten eher kantig – beim Emblème sind beide Stilrichtungen zu erkennen.
Wesentlicher sind die technischen Innereien, die eine Brennstoffzelle mit Plug-in-System verbinden. Der 40 kWh fassende Stromspeicher nutzt Nickel, Mangan und Kobalt, kommt also ohne Lithium aus und ist auch nur halb so schwer wie Akkus vollelektrischer Autos mit Langstreckentauglichkeit – ein wichtiger Punkt bei der Maßgabe, unter zwei Tonnen Leergewicht zu bleiben. Dieses Ziel wurde mit 1,8 Tonnen klar eingehalten. In der Praxis dürfte der gebunkerte Strom für 200 bis 300 Kilometer reichen. Wenn auf dem Dach Solarzellen montiert werden, wie das bei den beiden gezeigten Exemplaren der Fall war, kommt je nach Sonnenschein noch einmal ein Nachschlag dazu.
Die andere Hälfte des Energie-Doppelpacks an Bord ist eine Brennstoffzelle, die Wasserstoff in Strom verwandelt. Der 2,8-Kilogramm-Tank unter der vorderen Haube kann binnen fünf Minuten betankt werden und ermöglicht 350 Kilometer Reichweite. Der Elektromotor mit 218 PS/160 kW Leistung treibt die Hinterachse an. Bei der Standpräsentation wurde der Emblème einerseits als Prototyp, andererseits als rollendes Labor bezeichnet. Alle Komponenten sind zweifellos serienfähig, ob und wann ein Fahrzeug dieser Art vom Band läuft, wurde nicht bekanntgegeben, wohl aber die Tatsache, dass neunzig Prozent seiner Teile wieder zu verwerten sind. Kreislaufwirtschaft heißt das Gebot der Stunde, und natürlich die Verminderung des Kohlendioxidausstoßes bei der Herstellung und Nutzung. Renault hat sich bei der Emblème-Entwicklung die Mitarbeit namhafter europäischer Zulieferer gesichert, etwa von Michelin, Faurecia, Hella, Arcelor-Mittal, Autoneum und Verkor. Damit werden gleich zwei Ziele verfolgt: keine Abhängigkeit von fernöstlichen Firmen und keine langen Transportwege, die wiederum die CO2-Bilanz verschlechtern würden. Denn das war und ist die Emblème-Hauptaufgabe: eine CO2-freie Zukunft auf allen Ebenen.

