Drei Diamanten statt Raute

Alltagstest: Mit dem Mitsubishi ASX beeindruckt man vermutlich keine halbstarken Jugendlichen oder Premiummarken-Verliebte. Aber wer nach einem Kompakt-SUV mit eher überschaubaren Außenmaßen ohne Starallüren sucht, könnte beim ASX fündig werden – zumal wir bei herkömmlicher Fahrweise mit dem Mildhybrid-Modell sogar den Normverbrauch von glatten sechs Liter Super etwas unterboten haben.    

Von Gundel Jacobi

Was ist das für ein Auto? Diese Erkenntnis geistert schon länger durch die mobilitätsinteressierte Szene: Der ASX ist ein verkappter Renault Captur. Jawohl, so ist es, wofür sich jedoch weder der eine noch der andere schämen muss. Seit kurzem unterscheidet sich der Japaner außer durch sein Markenemblem mit den drei Diamanten zudem auch ein wenig mehr vom Franzosen, denn der Vorderwagen trumpft mit einer veränderten Motorhaube, eigenem Kühlergrill, Stoßfänger sowie anders geformten LED-Leuchten auf. Wir finden, der ASX wirkt von vorn robuster.  

Wie fühlt man sich in dem Auto? Es kann durchaus von Vorteil sein, wenn das Cockpit eine zeitlose Gestaltung aufweist, wie es im ASX der Fall ist. Zum einen fühlt man sich gleich gut eingepasst, und zum anderen wird mit weitgehend gewohnten Elementen hantiert, will sagen: Viele Schalter sitzen griffgünstig auf dem Lenkrad – man hat es schnell raus, was wozu nötig ist. Es gibt auch noch eine Schalterleiste an der Mittelkonsole für den Schnellzugriff,  ansonsten ist der 10,6 Zoll große Bildschirm verantwortlich für die Abbildung aller Menüs. Wir haben dabei keine Überraschungen erlebt und konnten uns munter durchtippen. Prädikat unauffällig ist auch hier ein gutes Resultat. Im Fond besticht die um 16 Zentimeter verschiebbare Rückbank, was den 484 Liter fassenden Laderaum bei Bedarf vergrößert. Die Ladekante maßen wir außen in 78 Zentimetern Höhe, was wiederum fürs Hinein- und Herauswuchten von schweren Gegenständen nicht besonders prickelnd ist. Sehr schön: Der Boden bei vorgeklappten Rücksitzen präsentiert sich stufenlos. Hier spürt man den Sinn fürs Praktische in unserem westlichen Nachbarland, woher der ASX seine wesentlichen Gene bezogen hat.

Welchen Antrieb hat das Auto? Der ASX hat eine vergleichsweise reiche Motoren-Auswahl, denn man kann aus einem Benziner-Quartett wählen –  innerhalb eines Leistungsspektrums zwischen 91 PS/67 kW und 158 PS/116 kW – mild hybridisiert oder als Vollhybridler. Wir haben uns den 1,3-Liter-Vierzylinder mit 158 Pferdchen vorgenommen. Der wurde von den Motorentwicklern mild hybridisiert, das heißt: Ein Startergenerator gewinnt Energie im Schub und setzt sie beim Anfahren und Beschleunigen wieder ein. Hier wird also in vielen Fahrsituationen kräftig elektrisch unterstützt, aber komplett stromernd kann man damit natürlich nicht unterwegs sein. Die meisten Neufahrzeuge mit Ottomotor sind übrigens heutzutage mindestens damit ausgerüstet, da die Technologie relativ einfach einzubauen ist gegenüber einem Vollhybrid-Konzept mit einem zusätzlichen Elektromotor. Letzteres ist logischerweise auch teurer. Zurück zum mildhybriden ASX: Die Kraftübertragung unseres Testwagens besorgte ein Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen, die recht unauffällig gewechselt wurden. Insofern herrschte eine wohlige Atmosphäre an Bord, wenn natürlich auch bei höheren Geschwindigkeiten die Geräuschkulisse entsprechend zunahm. Woran wir uns aber definitiv nicht gewöhnen konnten: Beim Anfahren gelang es in den seltensten Fällen, dies unmerklich beziehungsweise sanft zu tun. Egal, wie vorsichtig wir das Gaspedal betätigten – der Schub nach vorne brauchte erstens eine Denksekunde, und zweitens glich dieses Ritual stets einem kleinen Hüpfer – als ob man im Stand mit angezogener Handbremse Gas gibt und den Bremshebel dann plötzlich freigibt. Dem Fahrwerk fehlt es erstaunlicherweise an Komfort – leider keine Spur von französischem Erbe. Man muss sich daran gewöhnen und automatisch darauf achten, sinnvollerweise Kanaldeckel oder sonstige Vertiefungen zu umfahren. Ein großer Pluspunkt: Während der Testzeit waren wir auf gemischten Strecken in der Stadt und über Land, weithin auch auf der Autobahn unterwegs. Am Ende stand unterm Strich ein Durchschnittsverbrauch von 5,9 Liter Super, womit wir sogar 0,1 Liter unterm Normverbrauch lagen.

Was bietet einem das Auto? Sein Einstiegspreis in Verbindung mit einem 91 PS/67 kW starken Einliter-Benziner samt Schaltgetriebe liegt bei 23.990 Euro. Unser beschriebener Testwagen in der zweithöchsten Ausstattung kostet ab 33.690 Euro. Hier sind solche Annehmlichkeiten dabei wie adaptive Tempoautomatik, Rückfahrkamera mit 360 Grad Umgebungskamera, Totwinkelassistent, Verkehrszeichenerkennung, Schaltwippen am Lenkrad und 18-Zoll-Felgen. Hinzu kommt eine fünfjährige Garantie bis 100.000 Kilometer. Unser Fazit: Gute Verarbeitung, ordentlich arbeitende Assistenzsysteme und eine vernünftige Motorisierung mit Beschleunigungsreserven machen den ASX zu einem passenden Alltagsbegleiter – mit den erwähnten Abstrichen.

Autogramm

Mitsubishi ASX 1.3 Mildhybrid Edition

Typ: Kompakt-SUV; Preis: 33.690 Euro; Länge: 4,24 Meter; Breite: 1,80 Meter; Höhe: 1,58 Meter; Radstand: 2,64 Meter; Leergewicht: 1409 Kilogramm; Zuladung: 421 Kilogramm; Tankinhalt: 48 Liter; Kofferraum: 484-1596 Liter; Sitze: fünf; Motor: Otto-Vierzylinder; Hubraum: 1333 Kubikzentimeter; maximale Leistung: 158 PS/116 kW bei 5500 U/min; maximales Drehmoment: 270 Newtonmeter bei 1800-3750 U/min; Getriebe: Siebengang-Doppelkupplung; Spitze: 204 km/h; 0 auf 100 km/h: 6,3 Sekunden; Normverbrauch/WLTP: 6,0 Liter Benzin/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 135 Gramm pro Kilometer, Testverbrauch: 5,9 Liter.


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