


Kompaktes Retro-Raumwunder
Nach Fiat, Mini und VW – der New Beetle liegt schon ein paar Tage zurück, der ID.Buzz stromert munter durch die Gegend – hat sich mit Renault eine weitere europäische Automarke auf den Weg des Retro-Designs begeben.
Von Paul-Janosch Ersing
Das vollelektrische Trio R5, R4 und Twingo hatte vor einigen Monaten bereits als Konzeptstudien für Aufsehen gesorgt und kommt nun nacheinander in Serienversionen auf den Markt.Während der Renault 5 sowie sein flotter Zwilling Alpine A290 bereits im Handel sind und der Twingo für nächstes Jahr angekündigt ist, erlebt der Renault 4 dieser Tage seine Markteinführung.
So viel Emotionen wecken wie der knuffige R5 will der 22 Zentimeter längere R4 dabei gar nicht. Das Auto mit 18 Zentimetern Bodenfreiheit kommt eher über die Vernunftschiene und wird seine Kundinnen und Kunden vermutlich durch seine innere Wandelbarkeit überzeugen, die in der Riege der Elektroautos bislang noch nicht so weit verbreitet ist.
Das nützlich-praktische Original aus den 1960er-Jahren, das in einigen Ländern (Kolumbien und Slowenien) bis ins Jahr 1992 produziert wurde, war die Antwort auf den VW Käfer, die Ente von Citroen und den kleinen Fiat 500. Berühmt und wegweisend geworden ist der Renault 4 dank seiner weit aufschwingenden Hecktür und den dadurch leicht zu beladenden Kofferraum.
Der neue R4 versucht nun, als 4,14 Meter langes Kompakt-SUV einige Vorzüge seines Namensgebers in die vollelektrische Gegenwart zu holen. Äußerliche Merkmale sind dabei die Bugpartie mit den an die früheren Rundscheinwerfer erinnernden LED-Leuchten, das trapezförmige hintere Seitenfensterchen und der steil nach unten fallende Heckabschluss. Die im Vergleich zum Wettbewerb beeindruckend niedrige Ladekante (61 Zentimeter) stellt in den aktuellen Hochbeiner-Zeiten eine rückenschonende Wohltat dar. In den höheren Ausstattungen wird die Hecktüre elektrisch bewegt, der davor befindliche Kofferraum bietet eine Größe von 420 Litern. Weil sich nicht nur die geteilte Rückbank, sondern auch die Lehne des Beifahrersitzes nach vorn umklappen lässt, steht einem Transport langer Gegenstände (bis zu 2,20 Meter) nichts im Wege.
Mit dem R5 teilt sich der R4 die Anordnung des Cockpits mit zwei nebeneinander angeordneten Bildschirmen (ab Ausstattung Evolution). Etwas ungewohnt ist die starke Konzentration von Lenkstockhebeln und Schaltern auf der rechten Seite des Lenkrads: Sowohl die Fahrtrichtung D oder R als auch Scheibenwischer und Audio-Steuerung sind hier angebracht. Auf ersten Testfahrten aktivierten wir beim Rangieren mehrmals versehentlich den Scheibenwischer – sehr zu Freude der Passagiere.
Antriebsseitig stehen zwei Varianten zur Verfügung: Ein Akku mit 40 oder 52 Kilowattstunden (kWh), der an eine E-Maschine in den Leistungsstufen 122 PS/90 kW oder 150 PS/110 kW gekoppelt ist. Die Reichweite liegt beim größeren Stromspeicher bei 409 Kilometern nach WLTP, mit dem kleineren soll man bis zu 308 Kilometer weit kommen. Die Gleichstrom-Ladeleistung beträgt beim kleinen Akku 80 kW und beim größeren 100 kW – das kann die Konkurrenz teilweise bereits deutlich schneller. Ein lebensbejahendes Ass im Ärmel hat der Renault 4 allerdings: Kurz nach der Markteinführung wird gegen Aufpreis ein elektrisch betätigtes, weit öffnendes Stoffdach („plein sud“) nachgereicht, das ähnlich wie beim Fiat 500 für einen Hauch von Cabrio an Bord sorgt.
Autogramm
Renault 4 E-Tech Electric Evolution
Typ: Kompakt-SUV; Preis: 29.400 Euro; Länge: 4,14 Meter; Breite: 1,80 Meter; Höhe: 1,57 Meter; Radstand: 2,62 Meter; Leergewicht: 1.410 Kilogramm; Zuladung: 410 Kilogramm; Kofferraum: 420/1.405 Liter; Sitze: fünf; Motor: Wickelrotor-Synchronmaschine; Leistung: 120 PS/90 kW; Drehmoment: 225 Newtonmeter; Spitze: 150 km/h; 0 auf 100 km/h: 9,2 Sekunden; Batterietyp: Lithium-Ionen-Akku; Batteriekapazität: 40 Kilowattstunden (kWh); Maximale Ladeleistung: 80 kW; Reichweite (WLTP): 308 Kilometer; Stromverbrauch (WLTP): 14,7 kWh/100 Kilometer, entsprechender CO2-Ausstoß (deutscher Strommix 2024: 280 Gramm/kWh): 41,2 Gramm/Kilometer.

