Der Löwe mit der Leistungskrone

Der Peugeot 3008 deckt im beliebten mittelgroßen SUV-Segment praktisch alles ab, was bei den Antriebstechnologien derzeit als besonders hipp gilt – also ohne Dieselmotorisierung. In der Palette stehen demnach Vollhybrid, Plug-in-Hybrid und kompletter Stromer bereit. Nun schiebt die im Stellantis-Konzern beheimatete Marke mit dem gewissen französischen Chic noch eine ausgewiesene Leistungskrone nach: den Allrad-3008 in Elektroausführung mit einer Systemleistung von 325 galoppbereiten Pferden. 

Von Gundel Jacobi

Angepasst und andersartig. Man kann darüber diskutieren, ob der 3008 prinzipiell aus der Masse gängiger SUV-Karossen heraussticht. Von vorne tut er’s vermutlich nicht unbedingt, denn da zeigt er jenen bekannten Massengeschmack der bulligen Bugpartie mit schmal gezeichneter LED-Grafik und der aktuellen schachbrettartigen Grillmaske; allenfalls die jeweils daneben positionierten drei hochkantigen  Leuchtstreifen dürften für etwas Aufmerksamkeit und die Zuordnung zur Löwenmarke Peugeot sorgen. An den Flanken überwiegt ebenfalls gängiges glatt gebügeltes Blech. Aber Hoppla: Das Heck ist ein echter Hingucker mit seiner Mischung aus abfallender Dachlinie, kleinem Fenster und blockähnlich abgeschnittener Karosserie. Kommen wir zum Genuss im Inneren. Noch immer fällt Peugeot mit seiner etwas anderen Anordnung des mittlerweile bereits weiterentwickelten I-Cockpits auf: Dazu gehört das Peugeot-typische kleine abgeflachte und zugegebenermaßen recht tief angebrachte Lenkrad mit darüber sitzender Infozentrale auf der Armaturentafel. Jener breite Bildschirm in Trapezform ist in zwei seitliche Hälften unterteilt und je nach Vorliebe konfigurierbar. Mit Kacheln auf dem Monitor sowie unter den Lüftungsdüsen besteht vielfacher Zugriff auf die Funktionen von Infotainment, Fahrassistenz und Bordcomputer. Auf der asymmetrischen Mittelkonsole sitzen neben dem rechten Fahrerarm einige Schalter – etwa für Warnblinker, Fahrprogramm und Lautstärke. Daneben gibt’s zerklüftete Anordnungen von Ablagen und Becherhaltern. Wie üblich bei andersartigem Design teilt sich die Gemeinde zwischen Befürwortern und Ablehnenden. Man könnte demnach sagen, dass die Konfiguration in jedem Fall klar polarisiert. Unser Eindruck ist, dass dieses Paket gelungen ist – nicht nur im Aussehen, sondern auch in der Fahrpraxis. Einen subjektiven Kritikpunkt gibt’s dennoch: Wir halten die kleine Schaltkulisse fürs Getriebe neben dem Motorstartknopf rechts vom Lenkrad nicht für ideal. Ergonomisch sinnvoller fänden wir sie entweder direkt am Lenkrad – aber dann müsste man sich von der einheitlichen Bauart quer durch den Stellantis-Fahrzeug-Garten loslösen – oder aber auf der Mittelkonsole, wo es für den Arm einfach entspannter wäre. Großes Lob verdienen die vorderen Sitze mit ihren individuellen Einstellungen. In der zweiten Reihe sitzt man für ein Viereinhalb-Meter-Auto angemessen; das Dach fällt erst knapp hinter den Passagieren ab, sodass die Kopffreiheit unbehelligt bleibt. Der Kofferraum im E-3008 AWD bietet mit 470 Liter 50 Liter weniger als alle anderen 3008-Versionen.

Kraftpaket auf allen Vieren. Der vollelektrische E-3008 AWD bietet eine Gesamtleistung von 325 PS/239 kW – verteilt auf vorne und hinten, um die Kraft auf beide Achsen zu bringen. Ob man so viel wirklich benötigt, sei dahingestellt. Wie gesagt: Die Elektro-Allrad-Kombination stellt die E-3008-Leistungskrone dar. Dies vermittelt obendrein das bärige Drehmoment von 509 Newtonmeter. Interessanterweise kommt einem das Kraftpaket bei normaler Fahrweise keineswegs wie ein ungestümes Rennpferd vor: Auf ersten Testfahrten vor allem auf hügeligen Straßen spürte man trotz problemlosem Vorankommen das massive Leergewicht von gut 2,3 Tonnen. Im gemischten Fahrbetrieb zeigte der Bordcomputer einen Verbrauch von knapp 20 kWh an – deutlich über dem WLTP-Wert von 17,9 kWh, aber für ein so stark motorisiertes Fahrzeug absolut in Ordnung.   

Rund 500 Kilometer soll die Reichweite betragen, was wir nicht ausreizen konnten, wobei man erfahrungsgemäß je nach Fahrweise, Außentemperatur und elektrischen Verbrauchern an Bord davon 100 Kilometer abziehen kann. Viel hängt obendrein davon ab, wie stark die Bremsenergie mittels Schaltpaddel rückgewonnen wird, und in welchem Fahrprogramm man unterwegs ist; zwischen Eco, Normal und Sport liegen einige Welten. Zusätzlich lässt sich auch die dauerhafte Allradunterstützung aktivieren, wenn man sich nicht dem automatischen Spiel der Kraftverteilung unterordnen möchte. Grundsätzlich kommt das Allrad-SUV auf eher straff abgestimmtem Fahrwerk daher, aber es gilt einmal mehr die Erkenntnis, dass die Franzosen es sehr wohl verstehen, den passenden Kompromiss mit dem komfortabel gefederten Reisewagen auf den Punkt zu bringen. Letzteres wollten die Ingenieure übrigens auch insgesamt mit dem E-3008 AWD erreichen – ein gewisses Sicherheitsplus auf allen Vieren in herausfordernden Situationen zu gewährleisten.    

Alles im unspektakulären Normbereich. Wirft man zu Ladeleistung und deren Dauer einen Blick in die technischen Daten, lässt sich zusammenfassen: alles im unspektakulären Normbereich. Die 73-kWh-Batterie fasst am 160-kWh-Schnelllader ihren Strom binnen 30 Minuten von 20 auf 80 Prozent. An der 11-kW-Wallbox benötigt sie geradezu schon klassische viereinhalb Stunden. Kenner der E-Szene zucken kaum noch mit der Wimper, dass zugunsten der Reichweite auf allzu große Schnelligkeit verzichtet wird: Bei Tempo 180 ist auch bei diesem Löwen Schluss. Die Preisliste beginnt für den Peugeot E-3008 AWD bei 59.900 Euro.  

Autogramm

Peugeot E-3008 4WD Dual Motor

Typ: Kompakt-SUV; Preis: 59.900 Euro; Länge: 4,54 Meter; Breite: 1,90 Meter; Höhe: 1,64 Meter; Radstand: 2,74 Meter; Leergewicht: 2337 Kilogramm; Zuladung: 383 Kilogramm; Kofferraum: 470 Liter; Sitze: fünf; Antrieb: zwei permanentmagneterregte Synchronmotoren, Leistung (vorne): 213PS/157 kW, (hinten): 112 PS/83 kW, Systemleistung: 325 PS/239 kW; Drehmoment: 509 Newtonmeter; Spitze: 180 km/h; 0 auf 100 km/h: 6,0 Sekunden; Batterietyp: Lithium-Ionen-Akku; Batteriekapazität: 73 Kilowattstunden (kWh); Reichweite: 490 Kilometer; Wallbox Wechselstrom 11 kW: 4 Stunden 30 Minuten (80 Prozent), Ladestation Gleichstrom 160 kW: 30 Minuten (80 Prozent), Stromverbrauch: 17,9 kWh/100 Kilometer; CO2-Ausstoß: 65 Gramm/Kilometer (Strommix Deutschland).


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