


Musik per Augenzwinkern
Es ist immer wieder verblüffend, wie stark man das Gesicht eines Fahrzeugs verändern kann – mit scheinbar nur wenigen kosmetischen Kniffen. Neuestes Renault-Beispiel ist das Kompakt-SUV Austral mit leicht abgeschrägtem Dachabschluss, das nach gerade mal drei Jahren offenbar reif für die Retuschen ist. Dabei wirkte der Austral keinesfalls altmodisch, vielmehr kam ihm der zwischenzeitlich neu erschienene größere Bruder Rafale in die Quere und mit ihm eine veränderte Gestaltung am Vorderwagen.
Von Gundel Jacobi
Gelungene Stricheleien. Sobald man einen Blick auf die Kühlermaske geworfen hat, leuchten deren Veränderungen ein. Unwillkürlich stellt sich die Frage, warum genau diese Zeichnung nicht schon viel früher jemandem einfiel: Entgegen der vorigen ebenso schachbrettartigen wie beliebigen Musterung ranken sich nun viele kleine Renault-Rhomben um das mittig platzierte große Marken-Emblem. Obendrein nimmt diese Maserung jetzt deutlich mehr Platz ein – als wollte sie sagen: „Wromm, hier bin ich!“ Demzufolge musste auch das vorher elegant-geschwungene Tagfahrlicht einer zackigeren Leuchtgrafik-Anordnung weichen. Mehr Zacken und Kanten sollen zudem das Heck optisch verbreitern.
Persönliche Vorlieben gespeichert. Im Cockpit herrscht eine moderne digitale Atmosphäre mit gestochen scharfen Darstellungen auf zwei großen Bildschirmen. Zusätzliche Schalter für den Schnellzugriff alltäglicher Funktionen sind vorhanden. Erwartungsgemäß geschmackvoll präsentiert sich die höchste Ausstattung Esprit Alpine mit geschäumten Flächen, Chrom und abgesteppten Nähten. Eine Modellpflege ermöglicht im Übrigen immer auch eine willkommene Gelegenheit zu Nachbesserungen. So haben die Designer den Automatikhebel an der Lenksäule etwas weiter oben platziert, weil der Kundschaft die Verwechslung mit dem Scheibenwischerhebel unangenehm war. Ein weitaus größerer Eingriff steckt hinter dem Fahrererkennungssystem – dafür ist eine Kamera an der linken vorderen Dachsäule installiert: Technikverliebte Fahrer und Fahrerinnen dürften es schätzen, wenn mittels Augenerkennung nicht nur die Sitz- und Spiegeleinstellung automatisch vorgenommen wird, sondern obendrein entsprechende Streamingdienste, Apps und Google-Suchen wie von Zauberhand bereitgestellt werden. Dies geschieht natürlich nur, wenn man die persönlichen Einstellungen nach eigenem Belieben hinterlegt hat. Auf Nachfrage beteuern die Renault-Spezialisten, dass die Daten das Fahrzeug nicht verlassen.
Platzverhältnisse im Hinterstübchen. Die Passagiere nehmen vorne auf neuen Sportsitzen Platz, die nicht nur ausgesprochen gut gepolstert, sondern auch mit erkennbarem Seitenhalt gesegnet sind. Keinesfalls selbstverständlich in dieser Fahrzeugklasse ist die wirklich praktische Rückbank (im Verhältnis 60:40 teilbar), die sich längs um 16 Zentimeter verschieben lässt; zudem sind die Lehnen in der Neigung zu verstellen. In der Betrachtung des hintersten Abteils greifen wir schon mal ein wenig vor in Richtung Antriebskapitel: Der Kofferraum im Vollhybridler bietet unter der Abdeckung mit 527 Liter genau 28 Liter weniger Platz als im Mildhybriden, der keine Batterie dort hinten unterm Ladeboden mitnehmen muss. In jedem Fall liegt die Ladekante 82 Zentimeter überm Boden und damit ziemlich hoch, wenn dies auch in der SUV-Riege heutzutage als normal gilt. Jedenfalls möchte man da keine Waschmaschine hochwuchten.
Wahl zwischen Mildhybridler und Vollhybridler. Der Austral ist in beiden Versionen nicht schwach auf der Brust. In der mildhybriden Ausführung arbeitet ein 1,3-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 158 PS/116 kW unter der Motorhaube, der von einem Startergenerator samt 12-Volt-Batterie unterstützt wird. Sein WLTP-Normverbrauch wird laut Werk mit 6,3 Liter Super (143 g CO2/km) angegeben. Zur Kraftübertragung steht ein stufenloses CVT-Getriebe bereit. Für Testfahrten stand uns einzig der Vollhybrid-Austral zur Verfügung: In ihm werkelt ein 131 PS/96 kW starker 1,2-Liter-Dreizylinder zusammen mit einem E-Motor und einem Startergenerator, die gemeinsam 68 PS/50 kW zur Gesamtleistung von 200 PS/147 kW beitragen. Das Multi-Mode-Getriebe sucht aus 15 möglichen Kombinationen für die Kraftübertragung an die Vorderräder die jeweils passende Fahrstufe aus. Eine 400-Volt-Batterie mit 2 kWh speichert so viel Strom, dass der Austral immer elektrisch losfahren kann. Wir haben das Zusammenspiel der Kräfte als durchaus geschmeidig und unaufgeregt erlebt, sofern man den Wagen nicht mit Kickdown-Sprints triezt. Aber natürlich spürt und hört man, wenn der Verbrenner anspringt. Dies geschieht jedoch nicht aufdringlich, zumal die Ingenieure im Zuge der Modellpflege auch am Geräuschkomfort Hand angelegt und eine erkennbar zurückhaltende Lärmkulisse erreicht haben. Liebhaber der etwas strafferen Federung werden sich mit dem Kompakt-SUV schnell anfreunden. Sehr komfortabel lässt sich über Lenkradtasten die Stärke der Energierückgewinnung beim Rollen und Bremsen beeinflussen. Auf diese Weise hält man den kleinen Akku nach Lust und Laune so voll wie möglich geladen.
Verbrauch und Preisgestaltung. Beim Kraftstoffverbrauch notierten wir nach der Testfahrt im Vollhybird 5,4 Liter Super und lagen damit einen guten halben Liter über der Norm von 4,8 Liter Kraftstoff (108 g CO2/km). Die Preisliste des Renault Austral beginnt bei 34.700 Euro – mit dem 158 PS/116 kW starken Vierzylinder-Benziner (160 Automatik). Den Vollhybrid-Dreizylinder-Austral mit 200 PS/147 kW (E-Tec 200 Automatik) gibt’s ab 39.250 Euro. Diese beiden Versionen in drei Ausstattungen decken viele Wünsche nach Leistung, Vernetzung und Assistenzsystemen ab. Eine Allradversion gibt’s allerdings nicht.
Autogramme
Renault Austral Evolution 160
Typ: Kompakt-SUV; Preis: 34.700 Euro; Länge: 4,51 Meter; Breite: 1,83 Meter; Höhe: 1,62 Meter; Radstand: 2,67 Meter; Leergewicht: 1539 Kilogramm; Zuladung: 464 Kilogramm; Tankinhalt: 55 Liter; Kofferraum: 555-1761 Liter; Sitze: fünf; Motor: Otto-Vierzylinder; Hubraum: 1332 Kubikzentimeter; maximale Leistung: 158 PS/116 kW bei 5250 U/min; maximales Drehmoment: 270 Newtonmeter (Nm) bei 1800 U/min; Getriebe: CVT-Automatik; Spitze: 180 km/h; 0 auf 100 km/h: 9,7 Sekunden; Normverbrauch/WLTP: 6,5 Liter Benzin pro 100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 148 Gramm/km pro Kilometer.
Renault Austral Evolution E-Tec 200
Typ: Kompakt-SUV; Preis: 39.250 Euro; Länge: 4,51 Meter; Breite: 1,83 Meter; Höhe: 1,62 Meter; Radstand: 2,67 Meter; Leergewicht: 1613 Kilogramm; Zuladung: 477 Kilogramm; Tankinhalt: 55 Liter; Kofferraum: 527-1736 Liter; Sitze: fünf; Motor: Otto-Dreizylinder; Hubraum: 1199 Kubikzentimeter; Leistung: 131 PS/96 kW; Elektro-Motor: 69 PS/51 kW; Systemleistung: 200 PS/147 kW bei 4500 U/min; maximales Drehmoment: 205 Newtonmeter (Nm) bei 1750 U/min; Getriebe: Multi-Mode-Automatik; Spitze: 180 km/h; 0 auf 100 km/h: 8,4 Sekunden; Normverbrauch/WLTP: 4,8 Liter Benzin pro 100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 109 Gramm/km pro Kilometer.

