Viel Auto fürs Geld

Der koreanische Hersteller KGM (ehemals Ssangyong) hat das Schwergewicht seines Modellprogramms auf SUVs gelegt, ergänzt durch einen Pick-up. Wir fuhren den Actyon, den der Importeur wegen seiner leicht abgeschrägten Heckpartie SUV-Coupé nennt.

Von Bernd-Wilfried Kießler

Was ist das für ein Auto? Ein ziemlich großes Gefährt: 4,74 Meter lang, 1,91 Meter breit und 1,88 Meter hoch, so dass es einigermaßen bequem in Garagen und Parkhäuser hineinkommt. Seine Breite erschwert das Rangieren, der Radstand von 2,68 Meter erleichtert es. Warum sein Name mit y geschrieben wird? Sicher ein Einfall des Marketing, um die Blicke auf den Schriftzug zu lenken, wenn’s auch auf Anhieb die Aussprache erschwert. Andererseits ist dieses Auto ideal für Menschen, die gern völlig unauffällig unterwegs sein wollen – die Engländer nennen das understatement. Denn vorn ist weder  Markenzeichen noch Markenname angebracht – es könnte ein noch geheimer Prototyp sein. An der Heckklappe liest man ACTYON in Großbuchstaben, der Firmenname KGM steht klein rechts unten. Ansonsten gibt es viel Styling – das ist der Begriff für mehr oder weniger überflüssigen Zierrat, überwiegend mit schwarzglänzendem Klavierlack überzogen. Dazu gehören zwei Griffe auf der Motorhaube, Blenden um die kleinen tiefsitzenden eckigen Scheinwerfer, die wie vergittert wirkenden Rückleuchten, Diffusorstummel an den hinteren Stoßfängern sowie ein mattsilbernes Zierelement, das sich an den Flanken oberhalb der Fenster nach hinten zieht und schnittig wirken soll.

Wie fühlt man sich in diesem Auto? Man fühlt innen sofort die äußere Breite in Form von großzügiger Geräumigkeit vorn wie hinten. Dort ist allerdings die mittlere Kopfstütze zu kurz, so dass wir das Auto aus Sicherheitsgründen nur als 4+1-Sitzer einordnen können. Blickfang im Cockpit ist das Lenkrad mit sechs abgerundeten Ecken. Darunter versteckt haben sie den Start-Stopp-Knopf. Der Hebel für die Automatik befindet sich klein auf den Resten der Mittelkonsole, die abgeschnitten wurde. Darunter hat man ein offenes Ablagefach eingerichtet – zu einem Durchstieg zum Beifahrersitz reicht’s aber leider nicht. Um den Innenraum wertvoll wirken zu lassen, ist so wie außen viel mit schwarzem Klavierlack gearbeitet worden. Das Ambientelicht hat eine Farbskala von sieben Tönen. Ein Glanzstück ist der 668 Liter fassende Stauraum, der über eine 76 Zentimeter hohe Ladekante erreicht wird, nachdem sich die Heckklappe auf Knopfdruck elektrisch binnen zügigen fünf Sekunden geöffnet hat. Legt man die hinteren Lehnen um, passen bis unters Dach auf einer stufenlosen Fläche reichlich anderthalb Kubikmeter hinein.

Was für einen Antrieb hat das Auto? Wir waren in einem Testwagen unterwegs, in dem ein Vierzylinder-Benzinmotor mit 163 PS/120 kW und einem höchsten Drehmoment von 260 Newtonmeter das Vorankommen besorgte, wobei die Kräfte von einer Sechsstufen-Automatik übertragen wurden. Die ist in der Lux-Ausstattung für 42.250 Euro im Preis inbegriffen. Mit Schaltwippen am Lenkrad kann in die Gangverteilung des Automatikgetriebes eingegriffen werden. Wenn statt nur der Vorderräder wie im Testwagen alle Viere angetrieben werden sollen, kostet das 2200 Euro Aufpreis. Das Einstiegsmodell mit gleicher Motorisierung, aber sechs handgeschalteten Gängen, steht für 35.750 Euro in der Liste. Den WLTP-Normverbrauch von 8,5 Liter Benzin unterboten wir im Test um einen knappen Liter, obwohl wir keine ausgesprochenen Sparfahrten unternommen haben und ein Gutteil Autobahn auf unseren Messfahrten dabei war.

Was bietet dieses Auto? Preiswürdigkeit und reiche Ausstattung sind die KGM-Stärken, die man von Ssangyong mitgenommen hat. Schon die einfachste Ausführung namens Core enthält unter anderem Zweizonen-Klimaautomatik, elektrisch einstellbare Vordersitze, die beheizt und belüftet werden können, Lenkrad- und Sitzheizung – auch hinten –, Navigationssystem, Rückfahrkamera, getönte Scheiben im Fond und 20-Zoll-Leichtmetallfelgen. Der Sicherheit dienen der Knieairbag für den Fahrer, Mittel-Airbag zwischen Fahrer und Beifahrer, Bergabfahrhilfe, Spurhalter und Spurverlassenswarner. Zwei Stufen höher in der Lux-Ausstattung kommen hinzu: Parkpiepser auch vorn, schlüsselloser Zugang und Motorstart, Automatikgetriebe, elektrische Heckklappe, adaptive Geschwindigkeitsregelung, 360-Grad-Rumdumsicht mit Kameras, Totwinkelassistent, Querverkehrsüberwachung beim Ausparken und Ausstiegswarnung.

Unterwegs. Solange die Fahrbahn eben ist, fährt man im Actyon durchaus angenehm; kleine Unebenheiten überrollen die 20-Zoll-Reifen souverän. Wenn’s allerdings holprig wird, bleiben die Insassen darüber nicht im Unklaren. Die Firma hat ja einst seit 1954 Jeeps in Lizenz gebaut. Von den langen Federwegen, die im Gelände die Achsverschränkungen erst möglich machten, haben sie in Korea längst Abschied genommen und das Fahrwerk straffer abgestimmt. Eine eigenartige Erfahrung macht man mit dem als leuchtendes Band quer über die Motorhaube ausgelegten Tagfahrlicht: Weil der Wagen dadurch noch breiter wirkt, als er ohnehin ist, scheuchten wir wiederholt den Gegenverkehr an den Straßenrand oder in Parklücken hinein, auch wenn die Fahrbahn durchaus noch für zwei Autos ausgereicht hätte.

Autogramm

KGM Actyon 1.5-T GDI Lux

Typ: SUV; Preis: 42.250 Euro; Länge: 4,74 Meter; Breite: 1,91 Meter; Höhe: 1,88 Meter; Radstand: 2,68 Meter; Leergewicht: 1550 Kilogramm; Zuladung: 482 Kilogramm; Kofferraum: 668-1568 Liter; Sitze: 4+1; Tankinhalt: 50 Liter; Motor: Vierzylinder-Otto; Hubraum: 1497 Kubikzentimeter; Leistung: 163 PS/120 kW bei 5000-5500 U/min; Drehmoment: 280 Newtonmeter bei 1500-4000 U/min; Getriebe: Sechsstufen-Automatik; 0 auf 100 km/h: 10,2 Sekunden; Spitze: 191 km/h; Normverbrauch: 8,5 Liter Super, CO2-Ausstoß: 194 Gramm/km, Testverbrauch: 7,6 Liter.


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