Wenn Länge läuft

Alltagstest: Die Mercedes-Benz T-Klasse ist das letzte halbwegs bezahlbare Fahrzeug in der Modellpalette unterm Stern. Ihre Langfassung bietet Platz für sieben Personen.

Von Paul-Janosch Ersing

Was ist das für ein Auto? Bis vor Kurzem hieß die T-Klasse noch Citan Tourer. Mit dem Generationswechsel vor gut zwei Jahren wurde der Hochdachkombi aufgewertet und erhielt in der Pkw-Version den neuen Namen, der an seine Geschwister mit Stern erinnern soll. Mit 27.276 Euro steht die T-Klasse in Standardlänge am untersten Ende aller aktuellen Mercedes-Preislisten – mit deutlichem Abstand zur kompakten A-Klasse.

Es ist kein Geheimnis, dass der Wagen auch in zweiter Generation der Zusammenarbeit mit der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz entspringt: Die Franzosen haben bei dem Projekt den Hut auf und bauen den Mercedes auf dem gleichen Band wie ihren Kangoo.

Wie fühlt man sich in diesem Auto? Abgeleitet vom leichten Nutzfahrzeug Citan wurde die T-Klasse für Menschen mit erhöhtem Platzbedarf oder dem Wunsch nach besonders großzügigem Raumgefühl an Bord entworfen. Die Beinfreiheit in der zweiten Reihe ist stattlich, und selbst auf den beiden Sitzen dahinter (Aufpreis 697 Euro) finden Erwachsene ausreichend Bewegungsfreiheit. Dass sich die hinteren Seitenfenster fast vollständig öffnen lassen, ist in der Riege der Hochdachkombis noch immer nicht die Regel.

Der Fahrer schaut auf ein beledertes Dreispeichen-Lenkrad aus dem Hause Mercedes-Benz mit klassischen analogen Rundinstrumenten davor. Das serienmäßige MBUX-Multimediasystem mit „Hey Mercedes“-Sprachbedienung muss mit einem vergleichsweise kleinen 7-Zoll-Monitor auskommen. All das wirkt in der heutigen Zeit der Bildschirm-Überflutung schon beinahe entspannend.

Welchen Antrieb hat das Auto? Der in vier Zylindern befeuerte Ottomotor unseres Testwagen bringt es auf 131 PS/96 kW Leistung, die über ein automatisches Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe an der Vorderachse landet. Gute Dämmung sorgt dafür, dass es unterwegs nicht laut wird. Nach längeren Autobahnetappen kamen wir an der Tankstelle auf einen Wert von 8,2 Litern Super je einhundert Kilometer.

Was bietet einem dieses Auto? Die leicht laufenden und leise schließenden Schiebetüren auf beiden Seiten bieten im Alltag viele Vorteile. Mit langem Radstand und als Siebensitzer stellt die T-Klasse eine preisgünstige Alternative zur größeren V-Klasse dar. Wer die Sitze Nummer sechs und sieben nicht ständig benötigt und mit wenigen Handgriffen ausbaut, kann das Auto nicht nur für den Familienurlaub beladen, sondern auch noch ordentlich Proviant mitnehmen.

Abgesehen vom Klima-Bedienteil und einigen anderen Knöpfen und Schaltern fällt die nicht zu leugnende Renault-Verwandtschaft nicht weiter auf. Dass dieser Mercedes aber lediglich einen Tempomat als Komfortmerkmal anbietet und auf einen elektronischen Abstandshalter verzichtet, hat uns dann doch etwas verwundert.

Für welche Strecken eignet sich das Auto? Länge läuft – das aus dem Wassersport bekannte Sprichwort gilt auch für die Welt des Automobils. Der um 38 Zentimeter auf 3,10 Meter gesteigerte Radstand der Langversion trägt auf der Autobahn spürbar zum Fahrkomfort bei: Die Bewegungen einer nicht perfekt ebenen Fahrbahnoberfläche werden nur sanft an die Passagiere weitergeben. Auf langen Reisen ist das ausgesprochen erfreulich.

Autogramm

Mercedes-Benz T-Klasse 180 Lang

Typ: Hochdachkombi; Preis: 37 400 Euro; Länge: 4,92 Meter; Breite: 1,86 Meter; Höhe: 1,81 Meter; Radstand: 3,10 Meter; Leergewicht: 1944 Kilogramm; Zuladung: 506 Kilogramm; Stauraum: 242 – 3660 Liter; Sitze: sieben; Anhängelast: 1500 Kilogramm; Tankinhalt: 54 Liter; Motor: Otto-Vierzylinder; Hubraum: 1332 Kubikzentimeter; Leistung: 131 PS/96 kW bei 5000 U/min; Drehmoment: 240 Newtonmeter bei 1600 U/min; Getriebe: Siebengang-Doppelkupplung; Spitze: 184 km/h; 0 auf 100 km/h: 12,2 Sekunden; Normverbrauch (WLTP): 6,9 – 7,3 Liter Benzin, CO2-Ausstoß: 157 – 165 Gramm/km; Testverbrauch: 8,2 Liter.


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