Großer Name für ein kleines Auto
Alltagstest: MG 3 Hybrid+ mit fast 200 PS durch Otto- und E-Motor – Einige Kritikpunkte im Innenraum
Von Bernd-Wilfried Kießler
Was ist das für ein Auto? Für den italienischen Designer Nuccio Bertone (1912-1997) sollten Automobile schon im Stand so aussehen, als seien sie in Bewegung. Beim Kleinwagen MG 3 ist das gelungen: Von der Seite betrachtet sind sanfte Falten so ins Blech geprägt, als streiche der Fahrtwind darüber.
Die ursprünglich britische Marke MG ist seit 2006 in chinesischer Hand. Die neuen Eigentümer machen etwas sehr Geschicktes: Nachdem sich die Elektro-Träume in Deutschland derzeit nicht erfüllen, schieben sie nun Autos mit Verbrennungsmotor und Hybridantrieb nach. So kommt der Kleinwagen MG 3 als Hybrid+ und schließt mit seiner Leistung von 194 PS an die Tradition der Marke an, deren Autos meist flotter als andere waren. Zugute kommt MG zudem der Bekanntheitsgrad – höher als eigenwillige Buchstabenfolgen anderer chinesischer Hersteller wie BYD oder GWM.
Wie fühlt man sich in diesem Auto? An der Höhe und Breite außen kann’s nicht liegen, dass im Innenraum kein Gefühl der Geräumigkeit entsteht. Namentlich im Fond drückt das Dach, so dass ein leicht erhöht sitzender mittelgroßer Mensch in der Mitte sogar oben anstößt. Von der zweiten Dachsäule an haben die Konstrukteure die Lust verloren: Die Rückbank ist unteilbar, und die beiden äußeren Kopfstützen schränken das Gesichtsfeld des Fahrers mehr als anderswo ein. Sie lassen sich nicht versenken – wen sie stören, der muss sie ganz herausziehen. Wird der Ladeboden nach vorn verlängert, entsteht eine Stufe. Die Ladekante maßen wir in 77 Zentimetern Höhe, innen geht’s 16 Zentimeter nach unten. Wo einst das Reserverad ruhte, steht die Hybridbatterie; daneben fährt ein Reifendichtmittel mit.
Vorn fällt der Blick auf zwei kleinere Bildschirme, von denen jener oberhalb der Lenksäule mit seinen vielen Informationen etwas überladen wirkt. Auf der mittleren Mattscheibe lässt sich allerlei wischen und tippen. Darunter sowie am unten und oben abgeflachten Lenker gibt’s auch Knöpfe und Schalter. Der Beifahrer blickt auf eine farbige Ziernaht und gemusterten Zierrat. Damit werden auch die Sitze aufgelockert – bei völliger Abwesenheit von Farben.
Was für einen Antrieb hat das Auto? Ein gedrosselter Benzinmotor mit 102 PS/75 kW Leistung aus 1,5 Litern Hubraum ist mit einem stärkeren E-Motor gekoppelt. Der leistet 136 PS/100 kW und trägt vor allem mit seinem zusätzlichen Drehmoment dazu bei, dass der MG 3 zügig losfährt, allerdings bei 170 km/h abgeregelt wird. Die gemeinsame Durchzugskraft beider Aggregate ermöglicht es, die Kräfte nur durch eine Dreistufen-Automatik auf die Vorderräder zu übertragen – ein interessanter technischer Gedanke. Eine entfernte Erinnerung daran, dass MG einst mit der Marke Mini in einem Firmenverbund war, vermittelt die Abstimmung von Lenkung und Fahrwerk: die eine ziemlich direkt, das andere eher hart als komfortabel.
Was bietet dieses Auto? Schon in die Grundausstattung für 19 990 Euro haben die Chinesen Dinge hineingepackt, die anderswo saftige Aufpreise kosten, etwa Klimaautomatik, Navi, Rückfahrkamera und die Möglichkeit zum teilautonomen Fahren. In der 4000 Euro teureren Luxury-Ausstattung gibt’s unter anderem 16-Zoll-Alufelgen, schlüssellosen Zugang, heizbares Lenkrad und ebensolche Sitze vorn, LED-Scheinwerfer, Regensensor und Totwinkelassistent.
Autogramm
MG 3 1.5 Hybrid+ Luxury
Typ: Kleinwagen; Preis: 23 990 Euro; Länge: 4,11 Meter; Breite: 1,80 Meter; Höhe: 1,50 Meter; Radstand: 2,57 Meter; Leergewicht: 1383 Kilogramm; Zuladung: 383 Kilogramm; Kofferraum: 241 Liter; Sitze: 4+1; Tankinhalt: 36 Liter; Batteriekapazität: 1,8 kWh; Verbrennungsmotor: Otto-Vierzylinder; Hubraum: 1490 Kubikzentimeter; Leistung: 102PS/75 kW bei 6000 U/min; Drehmoment: 128 Newtonmeter bei 4500 U/min; Leistung E-Motor: 136 PS/100 kW bei 4500 U/Min; Drehmoment E-Motor: 250 Newtonmeter 1–3400 U/min; Systemleistung: 194 PS/143 kW; Getriebe: Dreistufen-Automatik; Spitze: 170 km/h; 0 auf 100 km/h: 8,0 Sekunden; Normverbrauch (WLTP): 4,4 Liter Benzin; CO2-Ausstoß: 100 Gramm/Kilometer, Testverbrauch: 4,3 Liter.