Komfort auf 5,27 Metern Länge

Alltagstest: Mit dem Maxus Mifa 9 rollt ein chinesischer Elektro-Kleinbus um die Ecke.

Von Paul-Janosch Ersing

Wer Mifa fährt, fährt nie verkehrt? – Ob mit diesem Merkspruch einst tatsächlich DDR-Drahtesel der Mitteldeutschen Fahrradwerke beworben wurden, muss an anderer Stelle geklärt werden. Fest steht: Der Mifa 9 von Maxus kommt nicht aus dem sachsen-anhaltinischen Sangerhausen – sondern aus China.

Der Elektro-Kleinbus ist eine mächtige Erscheinung. Seine für hiesige Parkplätze etwas zu stolze Außenlänge von 5,27 Metern weckt Erwartungen an ein fürstliches Raumangebot im Innern. Allerdings geht gut ein halber Meter für die in dieser Fahrzeugkategorie eher untypische Motorhaube drauf. Im Unterboden des 2,6 Tonnen schweren Kleinbusses befindet sich ein 90-kWh-Akku, die E-Maschine an der Vorderachse leistet 245 PS/180 kW. Die 180 km/h Höchstgeschwindigkeit erreicht der Mifa 9 nur, wenn der Mensch hinterm Lenkrad das Fahrpedal drückt: Der Abstandstempomat arbeitet nur bis Tempo 120!

Sobald eine der beiden Schiebetüren elektrisch zur Seite gleitet und den Blick auf das Reich der Fondpassagiere freigibt, kann man sich beim spontanen Augenreiben ertappen. Denn die beiden Sitzmöbel in der zweiten Reihe sehen so gar nicht nach Kleinbus aus, sondern eher nach Business Class in einem Langstreckenflugzeug. Die Einzelsitze lassen sich sowohl längs als auch quer verschieben und bieten neben Heizungs-, Belüftungs- und Massagefunktion auch eine erstaunlich komfortable Liegeposition mit herausfahrbarer Beinauflage.

Das komplette Gegenprogramm zu den auf Variabilität und Alltagsnutzen getrimmten VW-Produkte namens Multivan oder ID.Buzz also? Den Eindruck kann man durchaus gewinnen. Die weniger gediegene Dreier-Bank ganz hinten lässt sich längs verschieben oder auch umklappen – um den Gepäckraum von 466 weiter auf bis zu 2.017 Liter zu steigern.

In einer Viertelstunde am Schnelllader haben wir den Akku-Füllstand mit einer Ladeleistung von bis zu 117 kW von 18 auf 50 Prozent gebracht– oder in Kilometern ausgedrückt: die Reichweitenanzeige von 77 auf 192 Kilometer nach oben geschraubt. Vollständig geladen soll es gemäß WLTP-Zyklus bis zu 430 Kilometer weit gehen; unter Realbedingungen sollte man von knapp 400 Kilometern Radius ausgehen. Der von uns ermittelte Testverbrauch von 21,5 Kilowattstunden je einhundert Kilometer kam bei milden Temperaturen zustande.

Für wen kommt das Maxus-Raumwunder in Frage? Wohl eher nicht für Familien, sondern für Betreiber von Hotel-Shuttlefahrzeugen, die ihre verwöhnte Kundschaft elektrisch von A nach B bringen möchten.

Zahlen und Fakten

Maxus Mifa 9 Premium

Typ: Kleinbus; Preis: 82 900 Euro; Länge: 5,27 Meter; Breite: 2,00 Meter; Höhe: 1,84 Meter; Radstand: 3,20 Meter; Leergewicht: 2610 Kilogramm; Zuladung: 485 Kilogramm; Sitze: sieben; Motor: E-Maschine; Leistung: 245PS/180 kW; Drehmoment: 350 Newtonmeter; Spitze: 180 km/h; 0 auf 100 km/h: 9,2 Sekunden; Batterietyp: Lithium-Ionen-Akku; Batteriekapazität: 90 Kilowattstunden (kWh); Maximale Ladeleistung: 117 kW; Reichweite (WLTP): 430 Kilometer; Stromverbrauch (WLTP): 21,8 kWh/100 Kilometer, entsprechender CO2-Ausstoß (deutscher Strommix 2022, 434 g/kWh): 95 Gramm/Kilometer, Testverbrauch: 21,5 kWh/100 Kilometer.

Bis hierher gelesen? – Dann empfehlen wir noch die thematisch passende Podcastfolge Nr. 285:


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