


Hybrid oder Elektro?
Neu auf der Straße: Mit dem Grande Panda will Fiat wieder in der Vier-Meter-Klasse angreifen.
Von Gundel Jacobi
Der Kleine trägt einen großen Namen: Von 1980 bis 2003 wurde der dreieinhalb Meter lange Kleinstwagen in Ballungsgebieten und auf dem Land von Jung und Alt gleichsam freudig bewegt – und das weit über die Grenzen Italiens hinaus. In Spanien wurde er sogar in Lizenz als Seat Marbella gefertigt. Nach Produktionsende dünnte sich die Anwesenheit des Ur-Panda allmählich aus. Heutzutage kann man ihn noch in ein paar abgelegenen Gebieten entdecken, quasi als rollender Scheunenfund. Im Jahre 2003 begann eine neue Ära – die zweite Panda-Generation sollte eigentlich Gingo heißen, wogegen Renault wegen der klanglichen Nähe zu Twingo erfolgreich klagte. Das Auto läuft als Panda/Pandina weiterhin vom Band – vor allem wegen der großen Beliebtheit in seinem Heimatland Italien.
Außen: Nun wird ein neuer Panda-Anlauf genommen, wenn auch ganz anders und sinnigerweise mit dem Zusatz Grande (italienisch „groß“). Denn der Grande Panda streckt sich immerhin auf eine Länge von 3,99 Meter und eine recht stattliche Höhe von 1,61 Meter. Seinen Hang zur kastigen Form hat er jedoch in die Gegenwart hinübergerettet. Man ist beinahe versucht, ihn statt Kleinwagen – Mini-SUV zu nennen. Unweigerlich wird man an verschiedene Stilanleihen aus den 80-er Jahren erinnert – wenn auch nunmehr in pixeliger Art in Form der LED-Scheinwerfer. Zudem verbindet ein derart gezeichnetes breites Band die Leuchten. Ihre Grafik lässt längst vergangene Videospiele wie Packman wieder aufleben. Die Seitenlinie wird von der klassisch-kantigen Silhouette und von einem großen eingestanzten Panda-Schriftzug in den Türen bestimmt, am Heck wird das Pixel-Design in den Leuchten wieder aufgegriffen.
Innen: Genug der Blicke in die Historie: Modern und frisch ist die Gestaltung des Innenraums. Geht es außen eher kastig zu, sind im Cockpit rundlichere Formen angesagt, für die angeblich das Oval mit de überhöhten Kurven der historischen Einfahrbahn auf dem Dach des ehemaligen Fiat-Werks im Turiner Stadtteil Lingotto Modell gestanden haben. Berührungsempfindlicher Bildschirm und Vernetzung sind Ehrensache im Grande Panda. Selbstverständlich kommen entlang der Armaturentafel und weiterer Dekorelemente nachhaltige Materialien zum Einsatz wie etwa Bambusfasertextilien und Recyclingmaterial aus alten Getränkekartons. Es ist immer wieder erstaunlich, wie gut sich solche Stoffe dafür eignen und einen ebenso hochwertigen wie gut verarbeiteten Eindruck hinterlassen. Viele Staufächer können für Ordnung sorgen, der Kofferraum ist mit einem Volumen von 315 Litern – mit umgeklappten Rückenlehnen dachhoch bis zu fast 1,4 Kubikmeter – für ein knappes Vier-Meter-Auto recht groß.
Antrieb: Zwei Antriebe stehen bereit – zum einen der Grande Panda (Mild-)Hybrid mit 48-Volt-Technologie, der von einem 101 PS/74 kW starken 1,2-Liter-Benziner angetrieben wird. Nach der WLTP-Norm benötigt er 5,5 Liter auf 100 Kilometer (CO2-Ausstoß 123 g/km). Auf der komplett batteriebetriebenen Seite tritt der Grande Panda Elektro mit einer Leistung von 113 PS/83 kW an. Laut Hersteller ermöglicht der 44-kWh-Akku unter Idealbedingungen eine WLTP-Reichweite von 320 Kilometer. Erfahrungsgemäß kann man in der Praxis rund 100 Kilometer abziehen, namentlich in der kühleren Jahreszeit. Sein Normverbrauch wird mit 17,4 kWh/100 km angegeben.
Unterwegs/Preise: Wir waren auf einer ersten flüsterleisen Testfahrt mit einem Grande Panda Elektro unterwegs. Auf recht bequemem Gestühl zeigt sich das Fahrwerk angenehm, also weder zu straff noch zu weich abgestimmt. Die gesamte Verarbeitung ist knarz- und klapperfrei, alle Spaltmaße sind erfreulich präzise. Innen herrscht ein gutes Raumgefühl, auch die Rundumsicht ist in Ordnung. Übersichtliche Armaturen und eine fast selbsterklärende Bedienung aller Funktionen sorgen für eine entspannte Fahrt. Einbildung oder Tatsache: Am Ende unserer Tour können wir feststellen, dass der Grande Panda viel italienisches Lebensgefühl vermittelt. Nette Idee: Alle lieferbaren Außenfarben haben einen Bezug zu italienischen Landschaften; Grautöne und Weiß werden demonstrativ nicht geliefert. Vom Band läuft der neue große Panda im traditionsreichen serbischen Werk Kragujevac, das einst ganz Jugoslawien mit Fiat-Lizenzbauten belieferte. Bestellbar ist der Grande Panda ab sofort – in der Hybridversion ab 18.990 Euro, für die Elektroversion beginnen die Preise bei Euro 24.900.
Autogramm
Fiat Grande Panda Hybrid
Preis: 18.990 Euro; Länge: 3,99 Meter; Breite:1,76 Meter; Höhe: 1,61 Meter; Radstand: 2,54 Meter; Leergewicht: 1315 Kilogramm; Zuladung: 460 Kilogramm; Kofferraum: 412-1366 Liter; Sitze: fünf; Tankinhalt: 44 Liter; Motor: Otto-Dreizylinder; Hubraum: 1199 Kubikzentimeter; Leistung: 101 PS/74 kW bei 5500 U/min; Drehmoment: 205 Newtonmeter bei 1750 U/min; Getriebe: Automatisierte Doppel-Kupplung; Spitze: 160 km/h; 0 auf 100 km/h:10,0 Sekunden; Normverbrauch: 5,4 Liter Super, CO2-Ausstoß: 123 Gramm/km.
Autogramm
Fiat Grande Panda Elektro
Preis: 24.990 Euro; Länge: 3,99 Meter; Breite:1,76 Meter; Höhe: 1,61 Meter; Radstand: 2,54 Meter; Leergewicht: 1550 Kilogramm; Zuladung: 449 Kilogramm; Kofferraum: 361-1315 Liter; Sitze: 5; Motor: Elektromotor: Permanentmagneterregte Synchronmaschine; Leistung: 113 PS/ 83 kW; Drehmoment: 122 Newtonmeter; Spitze: 132 km/h; 0 auf 100 km/h: 11 Sekunden; Batterietyp: Lithium-Ionen-Akku; Batteriekapazität: 44 Kilowattstunden (kWh); Reichweite: 320 Kilometer; Wallbox (Wechselstrom 11 kW): 2 Stunden 50 Minuten, Ladestation (Gleichstrom 100 kW): 27 Minuten (80 Prozent), Stromverbrauch: 17,4 kWh/100 Kilometer; CO2-Ausstoß: 66 Gramm/Kilometer (Strommix Deutschland).

