Locker 100 Kilometer unter Strom

Neu auf der Straße: Der kraftvolle Opel Grandland PHEV zum Einstöpseln in die Steckdose kombiniert Otto- mit Elektromotor. Mit einer Reichweite von 900 Kilometer kommt er an den Radius von Dieselfahrzeugen heran.

Von Gundel Jacobi

Der Grandland hat eine anspruchsvolle Rolle zu erfüllen: Er soll als Flaggschiff der Marke Opel nicht nur Sehnsüchte wecken, sondern sie auch in bare Münze umwandeln, sprich: die verwöhnte SUV-Kundschaft dazu zu bringen, nach der Marke mit dem Opel-Blitz zu greifen. Das wird nicht einfach, denn das Angebot in dieser Klasse ist enorm. Damit eine möglichst breite Auswahl an Motorisierungen zur Verfügung steht, haben die Rüsselsheimer nun nach der mildhybriden und komplett batterieelektrischen Kaste dem Grandland noch einen Plug-in-Hybriden (PHEV) zur  Seite gestellt. Er dürfte in erster Linie auf die klassischen Pendler zielen, aber auch Dienstwagen- und Urlaubsfahrer mit langen Strecken könnten sich an der Reichweite von rund 900 Kilometern erfreuen – und sich somit an einstige Dieselzeiten erinnert fühlen, als es noch selbstverständlich war, von Stuttgart nach Lübeck ohne Tankstopp durchzukommen.    

Außen/Innen: Der Karosserie wirkt sehr klar strukturiert, zeigt beinahe schon Bauhausstil; es gibt nichts Verspieltes, keinerlei Chrom. Diese Ordnung setzt sich im Innenraum fort. Der angenehm hoch und horizontal sitzende Bildschirm in der Armaturenmitte ist dem Fahrer leicht zugeneigt. Eine sinnvolle Mischung aus Schaltern und Bildschirm-Funktionen ist den Designer-und Software-Füchsen gelungen. Die Sitze sind definitiv langstreckentauglich, auch die Außenlänge von 4,65 Meter deutet darauf hin, dass sowohl im Fond als auch im Kofferraum ordentlich Platz ist. Wir waren bei der Sitzprobe hinten in der Höhe als auch in der Breite ganz zufrieden. 

Antrieb/Fahrbericht volle Batterie: Mit voller Batterie und ebensolchem Benzintank weist der Bordcomputer fast 900 Kilometer Reichweite aus, fast 80 davon gehen aufs Elektro-Konto. Nach dem Drücken auf den Motorstartknopf passiert erstmal hörbar nichts, denn der Plug-in-Hybrid fährt grundsätzlich elektrisch an, sofern der 17,9-kWh-Akku genügend Energie bereithält. Der blau unterlegte Tacho weist auf den elektrischen Fahrbetrieb hin; sobald sich der Benzinmotor zuschaltet, wechselt die Farbe auf Weiß.

Dass der Grandland PHEV kein Leichtgewicht ist, lässt sich eher erahnen als erspüren, denn der 125 PS/92 kW leistende Elektromotor bringt den Zweitonner  mühelos in Bewegung. Auf hügeliger Teststrecke mit kurzem Autobahnanteil kann Tempo 140 nicht überschritten werden. Ab dieser Geschwindigkeit würde nämlich die Elektronik auf jeden Fall den 1,6-Liter-Benzinmotor mit 150 PS/110 kW zuschalten. Bei milden 15-Grad-Temperaturen war die Batterie auf 100 Kilometern nicht in die Knie zu zwingen, das heißt: Wir haben die gesamte Strecke batterieelektrisch absolviert. Selbstverständlich hat das Motor-Management dabei fleißig geladen – im Schub und beim Bremsen. Bei stärkerem Gefälle nutzten wir zudem die besonders starke B-Rekuperation, die obendrein wie eine Motorbremse wirkt.

Fahrbericht leere Batterie: Ebenso spannend ist die zweite Fahrt in einem Grandland PHEV mit komplett leerer Batterie. Auch hier wird unterwegs automatisch kräftig Energie gewonnen – laut Bordcomputer rekuperierte das System auf den 100 Kilometern gut 40 Kilometer elektrische Reichweite. Der Verbrauch weist am Ende 6,1 Liter Benzin aus: nicht schlecht für ein SUV, das eine Systemleistung von 195 PS/143 kW bei einem bärigen Drehmoment von 350 Newtonmeter ermöglicht. Klar ist aber auch: Wenn man den Grandland entsprechend stark antreibt, aufgrund der Außentemperaturen viel Heizung oder Kühlung benötigt und das alles auf Langstrecke, schnellen die Verbrauchswerte spürbar in die Höhe. Das Hybridsystem arbeitet übrigens ebenso ruckfrei wie das siebenstufige Doppelkupplungsgetriebe; wenn sich der Benzinmotor zuschaltet, kann man dies dezent hören. Der Grandland PHEV ist auf Komfort ausgelegt, das Fahrwerk hält Bodenunebenheiten weitgehend von den Insassen fern.

Preis: Der im thüringischen Eisenach gebaute Grandland PHEV ist grundsätzlich mit Frontantrieb ausgestattet und steht ab 40.150 Euro bei den Opel-Händlern. Sein mildhybrider Einstiegsbruder ist ab 36.400 Euro erhältlich. Der vollelektrische Grandland kostet ab 46.750 Euro.

Autogramm

Opel Grandland PHEV

Typ: SUV; Preis: 40.150 Euro; Länge: 4,65 Meter; Breite: 1,93 Meter; Höhe: 1,66 Meter; Radstand: 2,78 Meter; Leergewicht: 1971 Kilogramm; Zuladung: 564 Kilogramm; Anhängelast: 1500 Kilogramm; Kofferraum: 550-1.645Liter; Sitze: fünf; Tankinhalt: 55 Liter; Motor: Otto-Vierzylinder; Hubraum: 1598 Kubikzentimeter; Leistung: 150 PS/110 kW; Elektromotor: 125 PS/92 kW; Batteriekapazität: 17,9 kWh; Systemleistung: 195 PS/143 kW; System-Drehmoment: 350 Newtonmeter; Getriebe: Siebenstufen-Doppelkupplung; Ladedauer: Wallbox Wechselstrom 11 kW: 5 Stunden, 30 Minuten; Spitze: 220 km/h; 0 auf 100 km/h: 7,8 Sekunden; elektrische Reichweite: 86 km; Normverbrauch: 0,9 kWh, CO2-Ausstoß: 21,0 kWh/100 km. Normverbrauch (mit leerer Batterie): 7,0 Liter Benzin.


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