


Preislich attraktiver Brot-und-Butter-Wagen
Die Chinesen reagieren schnell: Weil in Deutschland und in vielen Ländern Europas der Absatz von Elektroautos zögerlich ist, brachte MG die zweite Generation ihres Kompaktvans ZS im vergangenen Jahr nur als Hybrid und Verbrenner auf den hiesigen Markt. Wir testeten die Ausführung mit Vierzylinder-Motor und Fünfgang-Schaltung.
Von Gundel Jacobi
Was ist das für ein Auto? Der Erwerb der MG-Markenrechte und des damaligen Modellprogramms aus der Konkursmasse von MG Rover vor mittlerweile zwanzig Jahren hat sich ausgezahlt: Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland mehr als 20.000 Autos der mittlerweile unter den Fittichen des chinesischen Unternehmens SAIC befindlichen Marke zugelassen, darunter auch ein E-Roadster namens Cyberster, mit dem man die britische MG-Tradition fortzusetzen gedenkt. Dies ist der Hintergrund des MG ZS, eines 4,43 Meter langen Kompaktvans, der mit Preisen ab 20.990 Euro gute Chancen hat, sich hierzulande im Straßenbild festzusetzen. In diesem Jahr gelangen monatlich rund 500 Neuzulassungen.
Wie fühlt man sich in dem Auto? Man spürt sofort, dass es sich beim neuzeitlichen MG ZS nicht um ein aufregendes Fahrzeug, sondern um ein praktisches Gefährt handeln soll. So gesehen fühlt man sich recht schnell heimisch im grauen Innenraum, der in der gehobeneren der beiden verfügbaren Ausstattungen Sitze mit Kunstleder statt Stoff bietet. Ein klassischer Handbremshebel sowie die Tatsache, dass Handyladen per Kabel stattfindet, vermitteln nicht gerade den letzten Schrei im Bedienkonzept. Aber hey, das sind Kleinigkeiten, man kann sie vielleicht sogar liebevoll als schrullig abspeichern. Demgegenüber funktioniert das Infotainmentsystem auf dem berührungsempfindlichen Bildschirm richtig gut, es ist intuitiv, also beim Durchtippen rasch zu erfassen. Ein paar Schalter zusätzlich sind noch darunter angebracht, und auch das Lenkrad hat übersichtlich angeordnete Funktionstasten. Dieses oben und unten abgeflachte Steuer mit Lederüberzug liegt angenehm in den Händen. Schade, dass die Lüftungsschlitze oben auf der Armaturentafel sitzen und darunter der Bildschirm – andersrum wäre für eine bessere Blickrichtung beim Bedienen auf dem Monitor während der Fahrt besser. Der zwischen den Sitzen auf der Konsole platzierte Motorstartknopf hat uns gefallen: ganz leicht zu erkennen und wegen der Größe nicht zu verfehlen. In der zweiten Reihe ist der übliche Platz für ein knapp viereinhalb Meter langes Auto. Auch hier nichts Spektakuläres – weitgehend zweckmäßige Raumverteilung, bei der auf dem mittleren Platz schon wegen des Kopfstützenstummels sinnvollerweise niemand über längere Strecken mitfahren sollte. Im Kofferraum liegt die Ladekante auf 72 Zentimeter Höhe, ist nicht berühmt rückenfreundlich, aber machbar. Legt man die 60:40 teilbaren Rückenlehnen um, entsteht eine stufenlose, jedoch leicht nach vorn ansteigende Fläche.
Welchen Antrieb hat das Auto? Der 1,5-Liter-Vierzylinder verkörpert mit seinen 116 PS/85 kW einen echten Basismotor, der auch gern hochgedreht werden möchte, um entsprechende Leistung abzurufen. Die Fünfgang-Schaltung lässt sich problemlos per Hand bedienen. Namentlich auf der Autobahn hätte man gern einen drehzahlmindernden sechsten Gang, der dann logischerweise auch in der Geräuschentwicklung für Entspannung sorgen könnte. Aber störend laut ist es im Innenraum nicht, sofern die Tachonadel diesseits von Tempo 140 gehalten wird. Aus Richtung Fahrwerk haben wir nur selten mal einen Rumpler aufgrund von Fahrbahnunebenheiten erlebt. In der Regel verhält sich der ZS brav, ohne allzu viel ins Innere zu übertragen. Gespannt waren wir beim Verbrauch, da der ZS Comfort ohne weiteren Zusatz, ja ohne Hybridisierung, also ohne zusätzlichen Elektromotor zur Verbrauchsreduzierung auskommt. Die sechseinhalb Liter Super nach WLTP-Norm haben wir nicht erreicht: Mit 7,1 Liter lagen wir beim Test etwa einen halben Liter drüber.Dabei sind wir eher zurückhaltend gefahren – selbst auf der Autobahn, wo wir vornehmlich die 130 km/h einzuhalten versuchten. MG hat auch einen Vollhybrid namens ZS Hybrid+ im Programm, der durch eine Elektro-Unterstützung laut Werksangaben einen Liter Super weniger benötigt.
Was bietet einem das Auto? Wie erwähnt, geht es preislich beim MG ZS Standard los bei 20.990 Euro. In der Comfort-Ausstattung der Testwagen-Version ab 23.990 Euro hat er folgende zusätzliche Annehmlichkeiten an Bord: schlüssellosen Zugang, LED-Scheinwerfer, Lederlenkrad, 12,3-Zoll-Touchscreen, 360-Grad-Kamera sowie 17-Zoll-Leichtmetallfelgen. Bei den Fahrassistenten lässt sich MG erwartungsgemäß nicht lumpen: Tempomat, Spurhalter, Totwinkel- und Querverkehrswarner, Aufmerksamkeitsassistent und Parkpiepser hinten sowie in der Comfort-Ausstattung die erwähnte 360-Grad-Kamera stehen dem Menschen am Steuer bei. Nur mal so zur Info: Würde man sich für den MG ZS Hybrid+ entscheiden, der zusätzlich zur weitaus stärkeren Motorisierung und einer anderen Technologie in der vergleichbaren Comfort-Linie noch ein paar Ausstattungs-Schippen drauflegt, wäre man ab 34.990 Euro dabei.
Wie lautet unser Fazit zu diesem Auto? Der MG ZS ist ein typisches Kompakt-SUV, das sich wendig in Ballungsgebieten bewegen und dank seiner gut geführten Kulisse durch kurze Schaltwege bedienen lässt. Natürlich ist man in heutiger Zeit bei einem Schaltwagen häufig mit einem sechsten Gang verwöhnt – das sollte also vor dem Kauf auf einer Testtour über die Autobahn einfach mal abgeklärt werden, ob man sich auf die fünf ZS-Gänge einlassen möchte. Kein Mensch dreht sich nach dem Wagen um, somit ist er für alle diejenigen in der passenden Auswahl, die unauffällig im Verkehr mitschwimmen wollen, zumal die Preisgestaltung aufhorchen lässt: Von der Basis knapp unter 21.000 Euro schraubt sich der MG ZS maßvoll weiter nach oben. Sofern man ein unspektakuläres Brot-und-Butter-Auto in Betracht zieht, könnte dieser Chinese manchen Mitbewerber womöglich preislich aus dem Rennen schlagen.
Autogramm
MG ZS 1.5 Comfort
Typ: Kompakt-SUV; Preis: 23.990 Euro; Länge: 4,43 Meter; Breite: 1,82 Meter; Höhe: 1,64 Meter; Radstand: 2,61 Meter; Leergewicht: 1330 Kilogramm; Zuladung: 375 Kilogramm; Kofferraum: 385-1457 Liter; Sitze: 4+1; Tankinhalt: 55 Liter; Motor: Otto-Vierzylinder; Hubraum: 1495 Kubikzentimeter; Leistung: 116 PS/85 kW bei 6000 U/min; Drehmoment: 148 Newtonmeter bei 4500 U/min; Getriebe: Fünfgang-Schaltung; Spitze: 179 km/h; 0 auf 100 km/h: 12,5 Sekunden; Normverbrauch (WLTP): 6,5 Liter Benzin, CO2-Ausstoß: 145 Gramm/km, Testverbrauch: 7,1 Liter.


